"Das Reden von der Champions League lenkt ab"

Salzburg-Trainer Peter Zeidler feiert sein Bundesliga-Debüt am Samstag in Mattersburg.
Der neue Salzburg-Trainer Peter Zeidler geht mit einer neuen Mannschaft in die neue Saison. Die Ziele bleiben aber die alten.

Am Samstag debütiert Salzburg-Trainer Peter Zeidler in der Bundesliga in Mattersburg. Dann geht es Schlag auf Schlag. Am 29. Juli und am 5. August stehen die beiden Champions-League-Qualifikationsspiele gegen Malmö auf dem Programm. Dazwischen gastiert am 1. August Rapid im ersten Bundesliga-Hit in Salzburg. Vor intensiven zwei Wochen hat sich der 52-jährige Deutsche noch einem Interview gestellt.

KURIER: Double 2014 und 2015, in den letzten zwei Jahren Platz eins in der Europa-League-Gruppenphase. Geht da noch mehr?

Peter Zeidler: Es geht gar nicht mehr. Es waren tolle, erfolgreiche Jahre. Da kann man nur Respekt zollen. Der Zyklus der letzten beiden Jahre ist aber jetzt zu Ende. Jetzt beginnt ein neuer Zyklus mit einer ganz neuen Mannschaft. Und diese gilt es zu entwickeln. Wir werden sehen, was in den nächsten Monaten an Ergebnissen herauskommt, denn die sind im Profifußball am wichtigsten.

Viele meinen, Salzburg hätte durch die Abgänge Qualität verloren. Was entgegnen Sie?

Die, die das sagen, haben zu 100 Prozent recht. Es sind Spieler mit sehr viel Qualität gegangen. Aber es kommen neue Spieler nach. Red Bull Salzburg hat schon mehrmals bewiesen, dass diese nicht nur gut sind, sondern dass man diese Spieler auch sehr schnell zu einer guten und erfolgreichen Mannschaft formen kann.

Sie haben nie ein Hehl daraus gemacht, dass es ihr Ziel ist, einmal Salzburg-Trainer zu werden. Hat sich Ihr offensives Auftreten ausgezahlt?

Das sehe ich nicht so. Ich bin gefragt worden, ob ich mir das zutraue. Diese Frage habe ich mit Ja beantwortet. Aber ich habe nicht auf diesen Job hingearbeitet. Und ich war auch überrascht, als die Trennung von Adi Hütter zustande gekommen ist. Aber natürlich traue ich mir diese Aufgabe mit meinem Trainerstab und allen unseren Mitarbeitern zu.

Wie ist momentan Ihr Kontakt zu Ralf Rangnick?

Er ist Trainer von RB Leipzig. Und als Profitrainer, egal wo, hat man sehr viel zu tun und kaum Zeit, um ausführliche Gespräche zu führen. Der Kontakt besteht natürlich, aber vor allem über unsere kompetenten Mitarbeiter. Aber wir haben nicht die Zeit, um jeden Tag miteinander zu telefonieren. Wir drücken einander die Daumen. Das versteht sich von selbst. Wir würden uns gern mehr austauschen, aber es bleibt uns keine Zeit dafür.

Es gibt das Gerücht, dass die Trainingseinheiten in Salzburg für Ralf Rangnick gefilmt werden. Stimmt das?

Bei uns wird das Training seit etlichen Jahren für uns gefilmt, damit das Trainerteam es analysieren kann. Bei taktischen Einheiten ist das ein wichtiges Hilfsmittel. Wir haben das Privileg, diese Mittel zu haben. Das Gerücht können Sie vergessen.

Wie soll eine Zeidler-Mannschaft auftreten?

Sie soll so auftreten, dass wir sehr schnell erfolgreich sind. Das ist die Aufgabe bei Red Bull Salzburg. Ich will, dass die Mannschaft folgendes auszeichnet: Zusammenhalt, dass jeder an das Team denkt und dass eine große Solidarität zu spüren ist. Diese Wechselbeziehung wird dann aufgebaut zu einer funktionierenden Taktik. Das sind so die Grunddinge. An denen möchte ich meine Mannschaft immer messen. Wenn wir daran arbeiten, Details genau trainieren mit meinen Kollegen im Trainerstab, dann haben wir die Aussicht, erfolgreich zu sein.

Sie waren Lehrer an einem Gymnasium, sind jetzt Profitrainer. Was eint die beiden Jobs?

Es sind beides pädagogische Aufgaben. Deshalb gibt es viele Gemeinsamkeiten. In der österreichischen und deutschen Trainerausbildung wird sehr viel Wert auf Pädagogik gelegt. Die Zeit, die ich mit meinen Schülern verbracht habe und in der wir etwas zusammen erarbeitet haben, kann mir jetzt helfen. Als Trainer ist es kein Nachteil, wenn man Lehrer war.

Sie gelten als Sprachgenie. Welche Sprache sprechen Sie im Training?

Deutsch. Ich kann noch nicht Österreichisch. Ich liebe die österreichische Sprache. Ich höre auch ab und zu Austro-Pop mit meinem Betreuerstab. Aber Deutsch bleibt meine Muttersprache, Französisch ist meine zweite Sprache. Ohne Englisch geht mittlerweile gar nichts. Das kann ich auch. Und Italienisch geht auch. Ich würde aber gerne noch mehr Sprachen lernen. Das könnte noch ein Ziel in meinem Leben sein.

Über Salzburg hängt die Champions League wie ein Damoklesschwert. Ist das Druck oder Chance für einen neuen Trainer?

Ich habe von Anfang an gesagt, dass wir gut daran tun, wenn wir nicht ständig von der Champions League reden. Das lenkt ab. Wir versuchen, das jetzt so zu machen. Ich sehe die Champions League als großen Traum. Und arm sind die, die keine Träume haben. Aber wir würden auch mit der genau gleichen Euphorie und Begeisterung in der Europa League mitspielen.

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