Wallner: "Als Junger denkst du nicht viel nach"

Den Ball hat Roman Wallner auch in Grödig noch immer im Kopf. Doch seine Persönlichkeit ist eine viel reifere geworden.
Der 33-jährige Grazer über seine bewegte Karriere, vielen Stationen, Fehler und glückliche Momente.

Ein ganz spannender Charakter", sagt Peter Schöttel über Roman Wallner, den er bei Rapid als "jungen Lauser" kennengelernt hatte. Jetzt, bei Grödig, erlebt der Trainer den 33-jährigen Stürmer "als unglaublich gereiften Menschen".

Im Interview mit dem KURIER im Trainingslager in der Türkei blickt Wallner auf seine abwechslungsreiche Karriere zurück. Wunsch hat der ehemalige Teamspieler nur einen offen: "Ich möchte noch eine Sprache lernen."

KURIER: Sie werden in einer Woche 34 Jahre alt. Wie lange wollen Sie noch Profi sein?

Wallner: "Als Junger denkst du nicht viel nach"
In der Fussball-Bundesliga spielt Rapid am 22. November 2003 in Wien gegen Bregenz. Im Bild erzielt Roman Wallner das Tor zum 2:1. REUTERS/Robert Zolles REUTERS
Ich möchte das so lange wie möglich auskosten. Für die Jungen ist das ja anders – da ist das Fußballerleben eines auf des Messers Schneide. Sie verlangen kaum etwas. Wenn sie durchstarten, gehen sie ins Ausland. Wenn nicht, kann’s schnell vorbei sein. Die breite Masse gibt’s nicht mehr.

Wären mehr als Ihre 29 Länderspiele möglich gewesen?

Auf alle Fälle. Es gibt aber keine Garantie, dass das Maximum rauskommt, wenn du alles perfekt machst. Ich habe – etwa in Griechenland – harte, aber lehrreiche Zeiten erlebt. Das hat mir als Mensch viel gebracht.

Sie waren als Junger schon sehr erfolgreich. Wird es dadurch als Mensch sogar schwieriger?

Wallner: "Als Junger denkst du nicht viel nach"
APAOZE03 - 18112006 - WIEN - OESTERREICH: ZU APA SI - T-Moble Bundesliga: FK Austria Magna vs Cashpoint SCR Altach. Im Bild: Roman Wallner (R./FAK) im Kampf mit Pablo Chincilla (L./Cashpoint) am Samstag, 18. November 2006 im Horr Stadion in Wien. APA-FOTO: HERBERT P. OCZERET
Wenn du gut bist, entsteht das Gefühl, dass du dir alles erlauben kannst. Und wenn das vom Trainer nicht sanktioniert wird, glaubst du es wirklich. Als Junger denkst du nicht viel nach und spielst befreit auf. Das ist auch wichtig. Jetzt bin ich umso besser, je freier ich im Kopf bin.

Warum ist der berühmte Satz von Ex-Teamchef Krankl "um den Sturm Wallner/Linz wird uns ganz Europa beneiden" nicht Realität geworden?

Hans Krankl hat das aus seiner Emotion heraus gesagt. Hängen geblieben ist der Spruch, weil es nicht eingetroffen ist. Beim Roland hat es ja noch eher gepasst, aber ich hab’ den Sprung zu einem internationalen Top-Klub einfach nicht geschafft.

War nach den Rückschlägen im Ausland der Transfer zum LASK 2009 die Wende zum Positiven?

Wallner: "Als Junger denkst du nicht viel nach"
Red Bull Salzburg's Roman Wallner reacts after scoring a goal during their Austrian league soccer match against Kapfenberg in Salzburg May 10, 2011. REUTERS/Dominic Ebenbichler (AUSTRIA - Tags: SPORT SOCCER)
Sicher. Ich hatte schon lange hart gearbeitet, aber weiter nicht getroffen. Dann war das Glück, dass Krankl als Trainer gekommen ist – der hat auf mich gebaut. Wenn ein anderer kommt und sagt, ‚der Wallner trifft nix mehr‘, ist es vorbei. Ich habe daraus geschlossen, dass man sich Glück auch erarbeiten kann.

Vom LASK ging es zu Salzburg, wo Sie nochmals sehr gut verdient haben. Welche Rolle spielt Geld für Sie?

Salzburg war in der Hinsicht wirklich außergewöhnlich. Ich wollte eigentlich aber immer nur kicken und schauen, dass ich für danach etwas habe. Für mich wird das Leben ohne Fußball wirklich etwas ganz Neues.

Als einer von wenigen waren Sie bei den "großen vier" Rapid, Austria, Salzburg und Sturm. Ist das etwas Besonderes oder würden Sie sich lieber die Beschimpfungen der Fans ersparen?

Ich könnte es als Auszeichnung betrachten: alle Großen wollten mich und wenn ich nicht gut wäre, würde mich keiner schimpfen.

Waren Sie bei Rapid wirklich der Lausbub, von dem damals berichtet wurde?

Wallner: "Als Junger denkst du nicht viel nach"
Oesterreich spielt im freundschaftlichen Laenderspiel heute, am 25. Mai 2004, in Graz gegen Russland. Im Bild Teamchef Hans Krankl und Roman Wallner. REUTERS/Robert Zolles REUTERS
Ich glaub’, dass ich nicht viel mehr verbrochen hab’ als andere. Bei mir ist es halt öfter an die Öffentlichkeit gekommen. Aber wenn ich so wie in Hannover den Führerschein abgeben muss, ist das alleine meine Blödheit. Heute weiß ich, dass Fußballer eine Vorbildfunktion haben.

Stimmt es, dass Sie sich in Ihrer Zeit bei Rapid hauptsächlich von Salami-Pizza ernährt haben?

Die ess’ ich heut’ noch gern! Mittlerweile einmal in zwei Wochen, früher allerdings drei Mal pro Woche. Heute sind die Jungen in Ernährungsfragen viel besser ausgebildet. Damals, der Dejan Savicevic, der hat täglich zwei bis drei Liter Cola getrunken und hat die Champions League gewonnen. Heute weiß ich: Je älter du wirst, umso mehr musst du auf deinen Körper schauen.

Erinnerungen

Roman Wallner wurde am 4. Februar 1982 in Graz geboren. Er spielt mit 16 Jahren erstmals für die Profis von Sturm. In 29 Teamspielen erzielte er sieben Tore. Er hat eine Tochter mit der Zwillingsschwester von Miriam Weichselbraun. Seit Sommer 2014 ist er in Grödig, seinem 14. Verein. Was fällt ihm spontan zu all seinen Arbeitgebern ein?

Sturm Graz (bis 1999):
„Meine Heimat.“

Rapid (1999 bis 2004):
„Sehr schön! Da bin ich bekannt geworden und hab meine Tore gemacht.“

Hannover 2004/’05):
„Erste Auslandsstation.“

Admira (Herbst 2005):
„Abwechslungsreich.“

Austria (2006 bis 2007):
„Am Anfang schwierig, dann haben mich die Fans akzeptiert und jetzt ist es mein einziger Ex-Klub, wo ich nicht ausgepfiffen werde.“

Falkirk (SCO/Herbst 2007):
„Schön, aber wenige Spiele.“

Hamilton: (SCO/November bis Dezember 2007):
„Da hab’ ich nur kurz Spielpraxis gesammelt.“

Xanthi (GRE/Herbst 2008):
„Schön zu leben, aber sportlich nicht angenehm.“

LASK (Jänner 2009 bis Jänner 2010):
„Ab da passte es wieder.“

Salzburg (bis Ende 2011):
„Die meisten Erfolge.“

Leipzig (GER/2012):
„Sehr schöne Stadt.“

Innsbruck (2012 bis 2014):
„Dort ist meine Tochter.“

Grödig (seit 2014):
„Sehr familiär.“

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