Rapid: Wahnsinn mit Folgen

Um drei Uhr früh warteten rund 300 Fans am Flughafen auf die Rapidler (Beric), um sie frenetisch zu feiern
Nach der Reifeprüfung gegen Ajax warteten die Fans am Flughafen. Das 3:2 wird viel verändern.

Wenn der AUA-Kapitän im Flieger seine Kapitänsstreifen vom Hemd nimmt, um sie beim Nachtflug an Steffen Hofmann, „diesen ganz besonderen Kapitän“, zu übergeben.

Wenn die Spieler den ganzen Airbus mit dem Song „Wien“ der Rap-Gruppe Droogieboyz beschallen und lautstark mitrappen.

Wenn der Präsident kurz seine Offiziersausbildung vergisst und unter dem Motto „Next stop Manchester, Old Trafford“ ins Bordmikrofon „Wir wollen den Schweini sehen“ singt.

Dann ist der kollektive Irrsinn ausgebrochen.

Oder Rapid hat im Europacup gewonnen.

Dass die Grün-Weißen ein Jahr nach dem Helsinki-Desaster mit (fast) der gleichen Mannschaft Ajax ausgeschaltet haben, ist an sich schon bemerkenswert. Die klare Unterlegenheit in Hälfte eins beim Hinspiel in Wien und der packende Spielverlauf beim Rückspiel in der ausverkauften Amsterdam-ArenA lassen den Aufstieg in das Play-off der Champions League noch außergewöhnlicher erscheinen.

Mit dem 3:2 ist Rapid nicht nur ein Sieg gelungen. Der Triumph von Amsterdam hat auf den gesamten Klub große Auswirkungen. Ein KURIER-Überblick:

Der Fan-Hype wird noch größer

Rund 300 Fans fuhren um drei Uhr früh nach Schwechat, um ihre Helden am Flughafen frenetisch zu empfangen. Im April 2013 waren noch Tausende Fans durch Hütteldorf marschiert, um gegen die zahlreichen Missstände zu demonstrieren. „Alle schuldig, alle raus“ hieß das Motto.

Die neue Führung um Michael Krammer und Christoph Peschek macht tatsächlich vieles anders, die Aufbruchstimmung war bisher aber vor allem auf das Jahrhundertprojekt Allianz-Stadion gestützt. Jetzt gibt es auch einen sportlichen Anhaltspunkt für den nach sieben titellosen Jahren ausgehungerten Anhang: Diese junge, talentierte, eingespielte und außergewöhnlich kampfstarke Mannschaft begeistert die Massen.

Wie immer bei Rapid schlägt das Pendel schnell und umso heftiger aus.

Trainer Barisic bekommt einen neuen Vertrag

Vor einem Jahr hat Sportdirektor Andreas Müller in der Krise zu Zoran Barisic gehalten. Heuer hat der Deutsche die Ansprüche allerdings erhöht: Erstmals musste Barisic nicht seine besten Spieler verabschieden, dafür sollte er auch eine europäische Gruppenphase erreichen. Das ist bereits geschafft, die Europa League ist das Minimum – noch im Flieger stellte Krammer bei seiner Ansprache klar, dass aus Barisic ein Langzeittrainer werden soll: „Mein besonderer Dank gilt diesem großartigen Trainerteam rund um Zoki Barisic. Sie haben uns in den einem Jahr seit Helsinki zu dem gemacht, was wir heute sind.“

Nach der anstehenden Verlängerung des 2016 auslaufenden Vertrages wird Barisic auch erstmals so verdienen, wie es vor ihm für Rapid-Trainer üblich war.

Rapid ist die finanziellen Altlasten los

Das 3:2 war der lukrativste Sieg der Vereinsgeschichte, weil die UEFA die Prämien angehoben hat. Für den Aufstieg gegen Ajax gibt’s bereits 5,4 Millionen Euro. Dazu kommen die Ticket-Millionen durch vier (vermutlich) ausverkaufte Spiele im Prater. Damit ist das negative Eigenkapital endgültig Vergangenheit.

Und sollte im Play-off die nächste Sensation gelingen, erhöhen sich die Prämien im Herbst auf insgesamt 14 Millionen. Außerdem wartet für jeden Punkt Extra-Geld. „Wir werden den Gewinn nachhaltig investieren“, kündigt Krammer an.

Die Hürde in die Champions League ist allerdings besonders hoch: Morgen stehen Manchester United, Leverkusen, Valencia, Sporting Lissabon sowie Schachtar Donezk zur Auswahl. Die Ukrainer hatten am Mittwoch im Heimspiel gegen Fenerbahçe keine Probleme, siegten 3:0.

Die Transferzeit bleibt spannend

Während Philipp Schobesberger nach seinem Höhenflug die ersten Rückschläge verarbeiten muss, rückte Louis Schaub mit seinem Doppelpack wieder in den Fokus. Der 20-Jährige hat als einziger eine Ausstiegsklausel, noch dazu mit einer relativ günstigen Ablöse. Der körperlich stark verbesserte Eigenbauspieler hatte vor, heuer noch zu bleiben. Doch Leistungen wie im Europacup oder in Salzburg könnten noch spannendere Interessenten als vor einem Jahr (damals Ajax) anlocken.

Und Robert Beric trifft ohnehin in Serie. Dem Goalgetter wurde von Rapid nach dem abgelehnten Angebot aus Reading zugesichert, dass über ein Millionenoffert aus seiner Traumliga (Deutschland) zumindest verhandelt werden würde.

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