Rapid: Millionenpoker um Schobesberger

Poker: Rapid lehnte ein Angebot über mehr als drei Millionen Euro für Philipp Schobesberger ab.
Wie Beric wird auch Schobesberger mit Millionen aus der zweiten englischen Liga gelockt.

Um 0 Euro ist Philipp Schobesberger vor einem Jahr zu Rapid gewechselt. In Worten: Null. Weil der Flügelflitzer schon bei Regionalligist Pasching einen Profi-Vertrag hatte, entfiel sogar die übliche Ausbildungsentschädigung für den Linzer Lehrersohn ohne Akademie-Abschluss. Ein famoses Frühjahr mit der Einstellung der Krankl-Torserie und eine Nationalteam-Einberufung später werden für Schobesberger Millionen geboten.

115 Jahre lang wäre ein Ex-Regionalligaspieler mit nur 14 Ligaeinsätzen von Beginn bei den gehandelten Summen schon zum Ex-Rapidler geworden. Verabschiedet in allen Ehren und mit einem dicken Dankeschön.

Doch im 116. Jahr des Bestehens des SK Rapid ist alles anders. Vorgegeben wird die unübliche Brust-raus-Politik von Präsident Michael Krammer, exekutiert vom toughen Sportdirektor Andreas Müller. Schon vor rund einem Monat – also vor dem Lockruf aus Reading für Beric – wurde ein Millionenangebot für Schobesberger abgegeben. Müller schmetterte es ab, ohne über die Höhe überhaupt zu verhandeln.

Doch der Interessent ließ nicht locker, erhöhte mehrmals. Müller sagt jetzt: "Es gibt für Schobesberger einen regen Interessenten, der auch ausdauernd ist."

Laut KURIER-Recherchen handelt es sich dabei um den FC Brentford. Das ist jener englische Zweitligist, der vor kurzem Konstantin Kerschbaumer von der Admira um eine sechsstellige Ablöse gekauft hat. Ein Traditionsverein am Rand von London, der von Matthew Benham geführt wird. Einem Selfmade-Millionär, der mit mathematischen Berechnungen Spielausgänge voraussagt und mit diesem System auch Spieler scouten lässt.

Brentford ist auch jener Verein, der im Winter (vergeblich) um den heutigen Salzburger Marco Djuricin buhlte und deshalb öfters mit Sturm Graz und Djuricin-Manager Alexander Sperr verhandelte.

Nachfrage bei Sperr, der auch Schobesberger betreut. Hat Rapid tatsächlich mehrere Angebote von Brentford abgelehnt? "Es gab Angebote aus England. Über den Klub will ich nicht sprechen."

Sind drei Millionen Euro als Ablöse realistisch? "Es ging um mehr. Aber mehr wollen wir dazu nicht sagen, weil sich Schobi wieder voll auf Rapid konzentrieren soll."

Gehaltssprung

Die Hütteldorfer haben also auf mehr als drei Millionen Euro Ablöse für einen 21-Jährigen, der im Februar noch auf der Tribüne saß, verzichtet. Das Heikle daran ist, dass in England nicht nur ungewohnt hohe Transfersummen aufgerufen werden, sondern auch unvorstellbare Gehälter. Da Schobesberger – als Ex-Regionalligakicker – mit seinem bis 2017 laufenden Vertrag bislang zu den billigsten Rapidlern zählt, wäre in England ein Vielfaches zu verdienen. Nicht nur, wie sonst bei Auslandsangeboten üblich, das Zwei- oder Dreifache, sondern im Fall Schobesberger eher das Zehnfache.

Müller hat darauf schon reagiert und will Schobesberger mit einer Gehaltsaufbesserung bei Laune halten.

Bei Beric dürfte die Taktik mit dem verbesserten Angebot nicht aufgehen. Zwar reiste der Goalgetter mit ins Trainingslager nach Bad Zell, sein Manager verhandelt aber schon Vertragsdetails mit Reading. Sollte nicht doch noch ein anderer Interessent ein Last-Minute-Angebot über der vom Präsidium festgelegten „Schmerzgrenze“ abgeben, machen die Engländer das Rennen.

Bei Rapid wird freilich noch darauf gewartet, dass der Zweitligist das angekündigte Angebot über 5,4 Millionen Euro auch schriftlich übermittelt, um Sicherheit zu haben. Aus dem Umfeld von Beric ist zu hören, dass er sich in der zweiten Liga für die Premier League empfehlen will. Dass der Slowene kaum zu halten ist, überrascht nicht. Schon im Jänner hatte es einiger Anstrengung bedurft, um den 24-Jährigen zum Bleiben zu „überreden“.

Beric-Nachfolger

Zur Suche nach einem Nachfolger meint Müller: „Wir sind vorbereitet. Aber es geht nicht auf Knopfdruck.“ Zwei bis drei Kandidaten aus dem Ausland wurden fertig gescoutet. Aus dem Inland käme nur Marco Djuricin in Frage. Trainer Zoran Barisic wollte das frühere Rapid-Talent schon 2013 zurückholen. Doch damals war nicht genug Geld da, obwohl Djuricin ablösefrei gewesen wäre. Zwei Jahre später könnte Rapid nach einem Beric-Transfer sogar die Ablöse für den 22-Jährigen an Salzburg stemmen.

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