"Wir müssen uns selbst an der Nase nehmen"

Pascal Grünwald findet deutliche Worte.
Wacker-Innsbruck-Tormann Pascal Grünwald über den Fehlstart des Bundesliga-Absteigers in der Ersten Liga.

Abstiegsangst statt Aufstiegsambitionen, Krisenstimmung statt Euphorie, Pleiten, Pech und Pannen statt Jubel, Trubel und Heiterkeit - mit Bundesliga-Absteiger Wacker Innsbruck ging es auch in der Ersten Liga weiter bergab. Die Tiroler haben neun ihrer 18 Saisonspiele verloren und finden sich zur Meisterschaftshalbzeit im Tabellenkeller wieder. Wacker-Torhüter Pascal Grünwald, der wegen einer Knieverletzung für das Auswärtsspiel in Mattersburg w.o. geben musste, findet kritische Worte und schwört seine Mannschaft auf einen harten Abstiegskampf ein.

Wenn Ihnen vor der Saison jemand gesagt hätte, dass Wacker Innsbruck zur Liga-Halbzeit nur einen Punkt vor den Abstiegsrängen liegt, dann. . .

Dann hätte ich das nicht glauben wollen. Tatsache ist: Dass wir jetzt da stehen, ist ernüchternd. Wobei wir sicher nicht die Liga unterschätzt haben - denn jedem von uns sind die Beispiele Mattersburg und Kapfenberg in Erinnerung: die haben sich als Absteiger auch sehr schwer getan, in der Liga anzukommen. Wir haben es nicht auf die leichte Schulter genommen, es haben einfach die Ergebnisse nicht gestimmt.

Warum ist es soweit gekommen?

Die Liga ist sicher sehr ausgeglichen, ausgeglichener als noch in der Vergangenheit. Von der Papierform haben wir eigentlich einen sehr guten Kader - wenn man dann aber nicht in den Tabellenregionen mitspielt, wie wir es uns erhofft haben und wie es auch unser Anspruch sein muss, dann müssen wir alle uns schon selbst an der Nase nehmen. Wir müssen uns eingestehen, dass wir wohl nicht alles richtig gemacht haben. Eines kann ich schon sagen: wenn wir wüssten, woran es hapert, dann wären wir die Ersten, die es schon längst umgestellt haben. Es macht auch uns mehr Spaß, vorne mitzuspielen.

War die Erwartungshaltung in Innsbruck vor der Saison vielleicht zu groß?

Wenn du in Innsbruck spielst, dann hast du von Haus aus eine andere Erwartungshaltung und einen anderen Druck seitens der Medien und der Fans. Nichts gegen Horn oder FAC, aber das sind verglichen mit Wacker Innsbruck Vereine, die relativ wenig Erfahrung in der Bundesliga haben. Mit jedem Misserfolg steigt der Druck, und nach den vielen Niederlagen war bei uns die Verunsicherung schon deutlich zu spüren und zu sehen.

Kann der Sieg zuletzt gegen Horn bereits eine Trendwende einleiten?

Im Prinzip waren das nichts weiter als drei Punkte gegen einen Tabellennachbarn, damit wir von den letzten beiden Plätzen wegkommen. Für die Ansprüche, die wir haben, muss man von uns erwarten können, dass wir ein Heimspiel gegen Horn gewinnen. Uns steht noch eine sehr schwere Rückrunde bevor. Wir haben viel gutzumachen, auch gegenüber den Fans und den Leuten im Verein, die uns das Vertrauen geschenkt haben. Da sollten wir jetzt die Ärmel aufkrempeln und dann zeigen, dass wir besser sind, als wir im Moment dastehen.

Heißt das im Klartext: für Wacker geht’s in dieser Saison jetzt in erster Linie gegen den Abstieg?

Jeder normale Fußballfan würde sagen: ‚Was ist los bei euch in Innsbruck, ihr könnt doch nicht vom Abstieg reden.‘ Tatsache ist aber: wir befinden uns im Moment hinten, die Tabelle lügt nicht und die Zahlen sprechen eben auch gegen uns und die bisherige Saison. Insofern muss es unser vorrangiges Ziel sein, dass wir uns so schnell als möglich von da hinten lösen. Darum geht’s, und um nichts anderes. Wir müssen die Situation annehmen, wie sie ist.

Hat es einmal eine Phase gegeben, in der Sie Sich gefragt haben, warum Sie Sich das angetan haben?

Ich würde lügen, wenn ich sagen würde, dass ich jede Minute genossen hätte. Dafür hat einfach der Erfolg gefehlt, aber trotz aller Schwierigkeiten bin ich froh, dass ich hier bin. Innsbruck ist genau die Herausforderung, die ich nach der schwierigen Zeit bei der Austria gesucht und gebraucht habe.

Heißt das, Sie wollen mit Innsbruck noch einmal in der Bundesliga spielen?

Das ist jedenfalls ein großes Ziel, das oberste Ziel eigentlich. Nur weil es momentan ganz anders aussieht, heißt es nicht, dass ich davon abrücke. Ich bin sicher nicht hierher gekommen, um die Karriere ausklingen zu lassen. Ich will mit Wacker noch einmal nach oben. Das ist eine tolle Herausforderung, die trotz aller Unannehmlichkeiten, noch gut enden kann und hoffentlich auch wird.

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