Sturm verstößt gegen die Legionärsregel

Der deutsche Keeper Benedikt Pliquett war einer der sieben Sturm-Legionäre.
Obwohl zu wenige Österreicher gegen Ried auf dem Spielbericht standen, erhalten die Grazer Geld aus dem Österreichertopf.

Eins, zwei, drei, vier, fünf, sechs – es ist eigentlich nicht so schwer, bis sechs zu zählen. Sturm hat es trotzdem geschafft, sich zu verzählen – nämlich vor dem letzten Spiel der Bundesliga-Saison 2014/'15 gegen Ried (0:0). Mit Tadic (Kroatien), Kamavuaka, Avdijaj und Pliquett (alle Deutschland), Akiyoshi (Japan), Scharifi (Russland) sowie Oschtschypko (Ukraine) befinden sich sieben Legionäre auf dem Spielbericht.

Damit wurde gegen Paragraf 12 der Bundesliga-Bestimmungen ("Förderrichtlinien der höchsten Spielklasse") verstoßen, der die Ausschüttung aus dem "Österreichertopf" regelt. In diesem heißt es: "Bei Meisterschaftsspielen der höchsten Spielklasse der BL müssen mindestens zwölf Spieler am Spielbericht aufscheinen, welche die österreichische Staatsbürgerschaft besitzen."

Verletztenliste

Bei Sturm waren es am 31. Mai gegen Ried zu wenige österreichische Spieler, dafür wurden sieben statt der erlaubten sechs Legionäre aufgeboten – von denen vier (Pliquett, Akiyoshi, Scharifi, Oschtschypko) übrigens zu Spielbeginn auf der Ersatzbank saßen. Laut den Grazern sei der Fehler passiert, weil aufgrund einer langen Verletztenliste die Spieler "ausgegangen" seien. Mit Absicht oder geschweige denn Vorsatz sei dies natürlich nicht falsch eingetragen worden.

Die Sanktionen für die Nicht-Einhaltung sind klar geregelt: Die Ausschüttung der Förderung erfolgt nach jeweils neun Runden. Verstößt ein Klub gegen die Bestimmung, erhält er für jenes Saisonviertel, in dem der Verstoß passiert ist, kein Geld. Bei Sturm ist das anders: Bei einer Sitzung der Bundesliga-Vereine in Salzburg wurde ein Kompromiss gefunden und eine "Lex Sturm" einstimmig beschlossen.

Red-Bull-Verzicht

Die Grazer bekommen trotz des klaren Verstoßes zwei Drittel der Förderung für das letzte Saisonviertel ausbezahlt, der Rest – laut KURIER-Recherchen rund 55.000 Euro – wird einbehalten und auf die anderen Vereine, die die Regeln eingehalten haben, aufgeteilt. Das sind alle Klubs außer Salzburg. Der Meister verzichtet schon seit der Übernahme durch Red Bull vor zehn Jahren auf die Förderung, verstößt mit zu vielen Legionären gegen die Förderungsrichtlinien.

"Sturm hat glaubhaft versichert, dass sie sich keinen Vorteil verschaffen wollten. Es war ein menschlicher Fehler", erklärt Wr.-Neustadt-Manager Alexander Gruber. Aber nicht alle Klubs teilen diese Meinung: "Ich bin nicht der Ansicht, dass es ein Formalfehler ist, weil die elektronische Spieldatenerfassung mittlerweile ausgereift ist", sagt Ried-Manager Stefan Reiter.

Online-System

Der Spielbericht wird nämlich nicht mehr – wie jahrzehntelang – handschriftlich verfasst, sondern in ein Online-Meldesystem eingegeben. Werden zu viele Legionäre bzw. Österreicher eingetragen, dann gibt es laut Aussagen einiger Vereinsfunktionäre normalerweise eine Fehlermeldung, die von den Grazer offenbar ignoriert worden ist.

Aber auch Reiter stimmte nach einer längeren Diskussion dem Kompromiss zu. Grund: "Mir ist der Zusammenhalt der Klubs wichtiger." Laut Bundesliga soll die "Lex Sturm" kein Präzedenzfall werden, sondern ein Einzelfall bleiben. Die Zukunft wird zeigen, ob dem wirklich so ist.

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