Martin Stranzl: Champions League statt Ruhestand

Martin Stranzl brachte auch Robert Lewandowski zur Verzweiflung.
Der Burgenländer genießt in Mönchengladbach größte Wertschätzung. Und wird Jahr für Jahr zum Bleiben überredet.

Als seine Teamkollegen noch im Urlaub waren, stand Martin Stranzl schon wieder auf dem Trainingsplatz. Lange vor dem offiziellen Trainingsauftakt von Borussia Mönchengladbach arbeitete der Innenverteidiger individuell an seinem Comeback. Typisch für Stranzl: Nicht einmal an seinem 35. Geburtstag blieb er dem Trainingsgelände fern. Mit Fitnessdefiziten in die Vorbereitung zu starten ist für ihn keine Option. Auch diese Einstellung ist es, die den Burgenländer in seine mittlerweile 19. Profi-Saison gehen lässt.

Wie viele andere Bundesligisten nahm auch Mönchengladbach am Montag das Training auf. Vorerst muss sich Stranzl noch mit Individualtraining zufriedengeben, versprüht aber Optimismus: "Ich bin auf dem Wege der Besserung und hoffe, bald ins Mannschaftstraining einsteigen zu können."

Seit Ende März hat der Österreicher kein Bundesliga-Spiel mehr bestritten, verpasste das Saisonfinish wegen eines Knochenödems im linken Knie. "Gewisse Bewegungen muss das Knie wieder ganz neu lernen. Wir wollen von Tag zu Tag die Belastung steigern, so dass ich dann topfit einsteigen kann", sagte der Innenverteidiger zum kicker.

An seinem Comeback arbeitet er jetzt auch mit einem Österreicher: Klaus Luisser (38), zuletzt bei Red Bull Salzburg tätig, wurde vom deutschen Bundesligisten erst kürzlich als Athletiktrainer verpflichtet.

Jahr für Jahr

Eigentlich wollte Stranzl seine Karriere ja schon 2013 beenden und mit seiner Familie ins Burgenland ziehen. Die Gladbacher überredeten ihren Abwehrchef aber, noch eine Saison anzuhängen. Auch ein Jahr später ließ er sich wieder überzeugen, verlängerte seinen Vertrag erneut um zwölf Monate. Und auch 2015 entschied sich der von der deutschenBild als "Super-Oldie" bezeichnete Nimmermüde für eine Fortsetzung seiner Karriere - einer Karriere, die auch mit 35 noch auf allerhöchstem Niveau stattfindet.

Auch wenn Stranzl in der abgelaufenen Saison verletzungsbedingt nur zu 19 Einsätzen kam: Für das deutsche Fachmagazin kicker war der Gladbacher Abwehrchef hinter Jerome Boateng (Bayern München) und Naldo (VfL Wolfsburg) der drittbeste Innenverteidiger der Bundesliga. Zudem schaffte er es in die "kicker-Elf des Jahres" und war mit einem Notenschnitt von 2,69 sogar der am zweitbesten bewertete Feldspieler der Saison - übertroffen nur von Bayerns Arjen Robben (2,16).

Dass der Burgenländer nicht nur bei Fachleuten, sondern auch bei den Fans größte Wertschätzung genießt, beweist ein Voting auf bundesliga.de, wo er - bei 400.000 abgegebenen Stimmen - ebenfalls in die Top-Elf der Saison 2014/'15 gewählt wurde.

Königsklasse

Als Belohnung darf er in der kommenden Spielzeit noch einmal im Konzert der ganz Großen mitspielen. Mit Platz drei in der Bundesliga hinter Bayern und Wolfsburg gelang den Gladbachern die direkte Qualifikation für die Champions League.

Und darüber freut sich selbst ein 35-jähriger Routinier, der bereits mit Spartak Moskau in der Königsklasse spielte, wie ein kleiner Bub. "Das werden ganz besondere Momente gegen Mannschaften mit großer Qualität."

Dafür lohnt es sich, im Urlaub ein paar Extraschichten einzulegen.

So lief die vergangene Saison für die Bundesliga-Legionäre

In seiner gesamten Laufbahn hat Martin Stranzl kein einziges Spiel in der österreichischen Bundesliga bestritten. Der Burgenländer war bei 1860 München in seine Profi-Karriere gestartet, es folgten Engagements in Stuttgart sowie bei Spartak Moskau, ehe er schließlich in Mönchengladbach landete.

Zwischen 2000 und 2009 bestritt Stranzl 56 Spiele für das Nationalteam, nach einem Streit mit Ex-Teamchef Didi Constantini zog er allerdings einen Schlusstrich.

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