Djuricin: Junger Mann mit viel Erfahrung

Wenn Blicke töten könnten: Marco Djuricin traf in den letzten drei Partien gleich vier Mal für Sturm. Samstag ist der Kaisermühlner ganz auf das Rapid-Tor fokussiert.
Marco Djuricin hat mit 21 Jahren viel erlebt. Heute trifft er mit Sturm auf seinen Ex-Klub Rapid.

Sechs Jahre ist es her, dass Marco Djuricin Rapid den Rücken zugewandt hat. Sechs Jahre, eine lange Zeit, in der viel passiert ist und in der der heute 21-Jährige ganz schön viel erlebt hat. Fünf Jahre im Ausland haben den Wiener Stürmer des SK Sturm reifen lassen. Und er hat in jungen Jahren schon alle Höhen und Tiefen des Fußballerlebens kennengelernt.

Ein Doppelpack für Hertha mit 17 Jahren vor 48.000 Fans im Berliner Olympiastadion, Abstiege mit den Berlinern und Regensburg. Dazu Verletzungen, die für drei Karrieren zu viel wären. Erst über den Winter musste er sich nach einem Kreuzbandanriss zum x-ten Mal zurückkämpfen. Er tat es und wurde prompt belohnt. Vier Tore in den jüngsten drei Partien stehen für sich. "Ich wollte nur wieder g’scheit fit werden. Das ist mir gelungen. Dass es auch mit den Toren klappt, ist umso schöner", sagt der ehemalige Rapid-Nachwuchsstürmer, der heute erstmals in seiner Profi-Karriere als Gegner nach Hütteldorf kommt.

Freundschaften

Ob es gar ein besonderes Spiel ist, weil bei seinem Abschied von Grün-Weiß nicht alles harmonisch verlaufen ist? "Überhaupt nicht. Das ist lange her. Ich hatte eine super Zeit bei Rapid und kenne die Hälfte der Mannschaft." Mit Terrence Boyd pflegt er aus gemeinsamen Zeiten im Internat von Hertha BSC eine besondere Freundschaft. Gut möglich, dass sich die beiden Mittelstürmer heute ein Fernduell in den beiden Strafräumen liefern. Was den 21-jährigen Djuricin heute auszeichnet? "Er hat extrem viel erlebt und geht speziell seit der letzten Verletzung viel ruhiger an die Sache heran", sagt Vater Goran, einst sein Trainer in der Jugend und heute erfolgreicher Coach beim ASK Ebreichsdorf. "Das stimmt. Ich mach’ mir nicht mehr den Druck, dass ich nach einer Verletzung zurückkommen und alles zerreißen muss", sagt der Junior. Für den Vater ist vor allem die Gesundheit wichtig. "Wir haben ja schon viel mitgemacht. Wenn ich nach dem Spiel weiß, dass es ihm gut geht, bin ich der glücklichste Mensch der Welt. Wenn er ein Tor schießt, ist das nur das Schlagobers auf der Torte."

Wer heute wen vernascht, bleibt abzuwarten. Fakt ist, dass sich Sturm erholt und mit dem 6:0 in Grödig eine Duftmarke gesetzt hat. "Wir pressen jetzt mehr an, stehen höher. Das kommt mir entgegen weil wir bei Ballgewinn schnell vor dem Tor sind", erklärt der Torjäger, dessen Qualitäten auch Zoran Barisic kennt. "Ich kenne ihn und seinen Papa schon lange", sagt der Rapid-Trainer. "Schön, dass er auf dem richtigen Weg ist. Er hat seine Karriere noch vor sich."

Drei Spiele, drei Mal in Folge über ein Tor jubeln – was Marco Djuricin bei Sturm erstmals in seiner Profikarriere gelungen ist, passt in Hütteldorf auf Marcel Sabitzer. "Das hab’ ich noch nie geschafft. Jetzt wollen wir unbedingt Zweiter bleiben." Und so gilt der 20-jährige Steirer gegen die Grazer nach seinen jüngsten Erfolgserlebnissen als der gefährlichste Angreifer – während für die Gäste ausgerechnet der Ex-Rapidler Djuricin ab 16.30 Uhr Hütteldorf stürmen soll.

Sportdirektor Andreas Müller hebt Sabitzers Fleiß hervor: "Für Marcel freue ich mich sehr, weil er den Torabschluss mit Co-Trainer Jancker ausgiebig übt." Kurioserweise sagte der Gelobte dem TV-Sender Sky zuletzt, dass ihn das Stürmertraining gar nicht tangieren würde. Müller schmunzelt: "Eigentlich bekommen die Spieler Medienschulung, um solche Missverständnisse zu verhindern."

Vorfreude

Zwei erfolgreiche Wochen für Rapid, schönes Wetter, ein gut gefülltes Hanappi-Stadion und ein zuletzt erstarkter Gegner – Trainer Zoran Barisic juckt’s auch mit 43 noch: "Das wird ein heißes Duell. Wenn ich zumindest noch einen Meniskus hätte, würd’ ich mich am liebsten selbst aufstellen." Tatsächlich werden Petsos und Boyd wieder zu sehen sein, Schaub kehrt nach seiner Verletzung zumindest in den Kader zurück. Müller gibt die Marschrichtung vor: "Gleich zeigen, wer der Herr im Haus ist und dann den Gegner nicht mehr vom Haken lassen."

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