Kolvidsson: "Wir leben wie in einer Luftblase"

Helgi Kolvidsson, der ehemalige Trainer von Ried und Wiener Neustadt, ist bei Island für die Gegner-Beobachtung zuständig. Der 44-jährige, 30-fache Teamspieler lässt sich auch vom größten Erfolg seines Heimatlandes nicht aus der Ruhe bringen.

KURIER: Wie ist die Stimmung im Teamcamp von Island? Gibt es Spieler, die nach diesen Erfolgen zum Abheben neigen?

Helgi Kolvidsson: Nein. Isländer sind aus einem anderen Holz geschnitzt. Bei uns weiß jeder, dass es nie von selbst laufen wird. Der ganze Erfolg beruht auf harter Arbeit.

Sie sind dabei für die Gegner zuständig. Hat der Verband überhaupt mit einem Spiel gegen Frankreich gerechnet?

Spekuliert haben wir nicht. Aber als klar war, in welche Richtung es gehen könnte, haben wir uns vorbereitet. Ich war bei Frankreich gegen Irland im Stadion.

Rechnet Island mit dem üblichen 4-3-3 der Franzosen oder dem besser umgesetzten 4-2-3-1 aus Hälfte zwei gegen Irland?

Sie können beides, also müssen wir uns auf beides vorbereiten. Wichtig wird sein, wie sie die Gesperrten Kanté und Rami ersetzen können. Sie haben Klasse, aber das ändert doch einiges.

99 Prozent haben auf Island das England-Spiel im TV verfolgt. Spüren Sie die unglaubliche Euphorie in der Heimat?

Nein, wir bekommen das nur eingeschränkt mit. Wir leben hier im Teamcamp wie in einer Luftblase. Alle sind immer voll auf die Gegner fokussiert. Das machen wir von Spiel zu Spiel so. Bisher hat es super funktioniert.

Einige Teamspieler sind die andauernde Belastung nicht gewöhnt. Wird das fünfte Spiel in 20 Tagen zum Problem werden?

Arnor Traustason hat sich vor seinem Transfer bei Ihnen über Rapid erkundigt. Wie gut wird der Team-Joker nach dem EM-Abenteuer nach Wien passen?

Perfekt. Arnor ist ein Top-Typ, der hier im Training sehr stark ist und ja auch Österreich mit seinem Tor heimgeschickt hat. Ich weiß, dass er sich schon sehr auf Rapid freut. Er ist der genau der Richtige für diesen Verein.