Novota: „Es kommt nicht auf die Größe an“

Langfinger: Der 1,99 Meter große Tormann Jan Novota wurde bei Rapid zu einem starken Rückhalt.
Vor dem Europa-League-Heimspiel gegen Thun spricht Rapid-Tormann Jan Novota.

Beim Barte des Propheten. „Wir wollen gegen Thun unbedingt gewinnen. Wir wissen, was dann passiert“, sagt Jan Novota und die Augen des Vollbartträgers funkeln beim Gedanken an ein Endspiel in Kiew um den Aufstieg in der Europa League. „Außerdem will ich meinen Geburtstag mit den Kollegen feiern können.“ Am Tag nach dem Schlüsselspiel gegen die Schweizer im Happel-Stadion (19 Uhr/ORFeins, Sky live) wird der Tormann, der in der Slowakei der ungarischen Minderheit angehört, 30.

Dass der sanfte Riese mit 1,99 Meter Körpergröße seinen runden Geburtstag noch in Hütteldorf feiert, war 2011 nach einem holprigen Start als Ersatztormann nicht zu erwarten. Im KURIER-Interview blickt Novota nochmals zurück und nach vorne.

KURIER: Erleben Sie Ihre schönsten Tage als Fußballer?

Jan Novota: Das ist der bisher beste Teil meines Lebens. Ich genieße es. Nachdem ich bei anderen Vereinen viel Negatives erlebt habe, weiß ich das mehr zu schätzen. Ich habe aber immer geglaubt, dass alles Schlechte sein Gutes hat.

Was muss gegen Thun besser werden?

Wir haben aus dem 0:1 im ersten Spiel viel gelernt und nicht unser richtiges Gesicht gezeigt. Jetzt wissen wir, dass wir immer zurückkommen können.

Warum ist Rapid seit neun Pflichtspielen ungeschlagen?

Die Mischung von Alt und Jung hat immer gepasst. Jetzt ist auch das Selbstvertrauen da. Und wir spüren die Unterstützung der Fans. Es fühlt sich immer an, als wären wir einen Mann mehr.

Welche Vorteile haben Sie als Tormann durch Ihre Größe?

Bei Flanken oder Eins-gegen-eins-Situationen gibt es welche. Aber: Es kommt nicht auf die Größe an. Am wichtigsten ist die Technik.

2011 haben Sie bei einem Ihrer wenigen Einsätze schwere Kopfverletzungen erlitten. Peter Schöttel hat erzählt, Sie wären sonst statt Königshofer die Nr. 1 geworden. Haben Sie noch an eine zweite Chance geglaubt?

Ich hatte schon Angst, bei Rapid nie mehr dranzukommen. Aber alles im Leben hat einen Sinn – auch meine Verletzung. Es sollte wohl so sein, damit ich stärker zurückkommen kann.

Was hat sich in dem halben Jahr als Nr. 1 verändert?

Ich hatte anfangs nichts mehr zu verlieren. Mit den Spielen ist das Selbstvertrauen gestiegen. Jetzt sehe ich bei den Videoanalysen, dass meine Körpersprache besser geworden ist. Da hilft mir Tormanntrainer Hedl sehr.

Wie denn?

Mundi hat eine eigene Philosophie und ein sehr gutes Gespür für uns Tormänner. Zum ersten Mal in meinem Leben habe ich einen Trainer, der sich jeden Tag genau mit mir auseinandersetzt. Das sage ich, obwohl ich sicher kein Schleimer bin.

Haben Sie im Sommer befürchtet, hinter Radlinger wieder zur Nr. 2 degradiert zu werden?

Ich lese bewusst keine Zeitungen und nichts im Internet. Ich wusste also anfangs nichts über seinen Status. Ich habe mir nur vorgenommen, jeden Tag mein Bestes zu geben. Das hat funktioniert. Aber ich bin sicher, dass sowohl Radlinger als auch Maric mit ihrem Talent eine schöne Zukunft haben.

Warum haben Sie Ihren Vertrag schon bis 2016 verlängert?

Einige haben zu mir gesagt: ‚Warte noch, im Sommer kannst du woanders für mehr Gehalt unterschreiben.‘ Aber das ist nicht mein Stil.

Sowohl Schöttel als auch Ihr aktueller Cheftrainer Zoran Barisic sind von Ihrem Charakter begeistert. Müssten Tormänner nicht egoistischer sein?

Der Egoismus hat auch für einen Tormann enge Grenzen. Für mich steht an erster Stelle der Verein. Viel später kommen erst die Spieler.

Warum sprechen Sie nach zwei Jahren in Österreich schon perfekt Deutsch?

Ein Jahr hatte ich eine Lehrerin. Und zu Hause schauen wir bewusst nur ORF. Alle Legionäre sollten so schnell wie möglich Deutsch lernen, um sich im Team besser integrieren zu können.

Die Klubs mit dem höchsten Zuschauerschnitt in der Europa League:

Kommentare