Warum die Bayern Vidal verpflichteten
Der deutsche Fußball-Rekordmeister FC Bayern hat einen weiteren Superstar unter Vertrag genommen. Der Chilene Arturo Vidal soll die Münchner in den nächsten Jahren im Mittelfeld zu Titeln führen. Mehr als 20 Kameras waren auf den neuen Multi-Millionen-Star der Münchner gerichtet, als dieser am Dienstag in der Allianz Arena vorgestellt wurde.
Mit einem Vierjahresvertrag bis 2019 plus Option auf eine weitere Saison haben die Bayern den 28-Jährigen ausgestattet, an Vidals bisherigen Verein Juventus Turin fließen Medienberichten zufolge rund 35 Millionen Euro an Ablöse. „Für mich geht ein Traum in Erfüllung“, sagte Vidal, der bei den Münchnern seine Lieblings-Trikotnummer 23 erhielt. „Bayern ist einer der drei stärksten Vereine der Welt.“
„Er verkörpert einfach einen Siegertypen“, lobte Sportvorstand Matthias Sammer und geriet richtig ins Schwärmen: „Wie er Fußball spielt, finde ich beeindruckend, es ist was Besonderes.“
Bescheidenheit ist Vidal fremd, der Copa-America-Champion strotzt vor Tatendrang. Sein Pflichtspieldebüt visiert er am Samstag im Supercup beim VfL Wolfsburg an. „Wenn der Trainer möchte, dass ich spiele, bin ich bereit“, sagte der Familienvater mit dem markanten Irokesen-Haarschnitt. Schon auf dem Podium in der Arena demonstrierte Vidal Entschlossenheit, mit verschränkten Armen und breiter Brust erzählte er von seinen Zielen. „Ich habe eine riesige Lust zu spielen und will jede Chance nutzen, um in die Stammelf zu gelangen“, verkündete der Südamerikaner.
35 Millionen Ablöse
Mehr als 35 Millionen Euro gab der Rekordchampion von der Isar in seiner Geschichte nur für den Spanier Javi Martinez (40) und Weltmeister Mario Götze (37) aus. Vidal ist zugleich der fünft teuerste Transfer in der deutschen Bundesliga-Historie: Den Rekord hält Robert Firmino, der für geschätzte 41 Millionen Euro von Hoffenheim zu Liverpool wechselte, und auch Manchester City bezahlte für den Wolfsburger Edin Dzeko einst mit 37 Millionen Euro noch mehr.
Beim Team von Pep Guardiola soll Vidal vor allem die Schlagkraft im Mittelfeld erhöhen, zumal Weltmeister Bastian Schweinsteiger zu Manchester United gewechselt ist. Auf eine Position wollte Sammer den Neuzugang nicht festlegen. „Arturo Vidal verkörpert eigentlich, wenn man den Fußball analysiert, die Komplexität in Person“, sagte er. „Er ist physisch stark, hat Kraft in seinem Spiel, ist technisch gut, schießt oft das 1:0, ist taktisch flexibel“, lobte der Manager.
Wie sich das Engagement von Vidal auf die Position von ÖFB-Star David Alaba auswirken wird, bleibt abzuwarten. Der Österreicher spielte bei den Münchnern zuletzt in einem Testmatch in der Dreier-Abwehrkette auf der linken Position. Das deutsche Fachmagazin „kicker“ hatte Alaba unlängst als aussichtsreichsten Kandidaten auf den Platz im zentralen Mittelfeld gesehen.
Schrott von gestern
Dass der vierfache italienische Meister Vidal früher häufig vom Platz flog und jüngst in Chile unter Alkoholeinfluss einen Ferrari zu Schrott fuhr, soll bei den Bayern kein Thema sein. „Ich bin über die Jahre reifer geworden“, beteuerte der Profi und ergänzte, ohne den Ferrari-Vorfall direkt zu erwähnen: „Das war meine persönliche Sache. Ich werde so etwas natürlich nicht noch einmal machen.“ In München werden aber sicherheitshalber erstmal seine Frau oder ein Fahrer hinter dem Steuer sitzen, kündigte Vidal mit einem Lächeln an.
Smart und souverän präsentierte sich der von Tätowierungen übersäte Sportler - und war nur einmal ratlos. Als Vidal gefragt wurde, ob er denn den FC-Bayern-Leitspruch „Mia san Mia“ schon kenne, musste er kurz abwinken. „Das muss ich jetzt also lernen“, sagte er.
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