Pause für Pannen-Schiri Schüttengruber

Typische Handbewegung: Manuel Schüttengruber zückt gerne und regelmäßig rote Karten.
Schiedsrichter-Boss Sedlacek erwartet Erklärungen vom Unparteiischen, der vor allem am Samstag patzte.

Der inoffizielle Titel „Fehlpfiff des Jahres“ ist Manuel Schüttengruber kaum noch zu nehmen: AltachSalzburg, 73. Minute. Stürmer Seeger läuft auf Salzburg-Goalie Gulasci zu, wird von Teamverteidiger Hinteregger eingeholt und fair vom Ball getrennt. Der Salzburger hatte dem Altacher schon den Ball vom Fuß gespitzelt, als Seeger abzog und nur noch Hintereggers Wade traf.

Zur allgemeinen Überraschung entscheidet Schüttengruber auf Elfmeter und Rot für Hinteregger. Noch kurioser wird es nach dem 2:2. Der Oberösterreicher meint auf Sky: „Auch nach dem Videostudium ist eine Entscheidung sehr schwer zu treffen. Ich würde nicht von einer richtigen oder einer Fehlentscheidung sprechen.“

„Das ist ein Witz“, tobte Salzburg-Trainer Adi Hütter. „Schüttengruber war auf den Zehenspitzen unterwegs, er ist stolziert.“ Auch Altach-Coach Damir Canadi schimpfte: „Der Elfer und Rot waren eine absolute Fehlentscheidung. Von den Schiedsrichtern kommt wenig Respekt rüber.“ Zuvor waren den Gastgebern ein reguläres Tor und ein Hand-Elfmeter verweigert worden.

Da Schüttengruber regelmäßig für Aufregung sorgt, etwa mit gleich zwei umstrittenen Ausschlüssen von Rapid-Stürmer Beric gegen Sturm, bittet der KURIER bei allem Verständnis für menschliche Fehler Schiedsrichter-Boss Robert Sedlacek um eine Erklärung. Der Wiener spricht Klartext: „Die Leistung von Schüttengruber war fehlerhaft und unglücklich. Das kann passieren. Aber die Äußerungen im TV sind für mich völlig unverständlich.“

Sedlacek kann sich nicht vorstellen, dass Schüttengruber nach dem TV-Studium noch an eine richtige Entscheidung glaubte: „Das ist ein FIFA-Referee. Auf diesem Niveau und nach den eindeutigen TV-Bildern ist es unvorstellbar, so etwas nicht zu sehen. Wir weisen die Schiedsrichter ja auch darauf hin, dass sie öffentlich zu ihren Fehlern stehen sollen. Das hätte ich mir erwartet.“

Hinteregger wurde diese Saison drei Mal ausgeschlossen, drei Mal vom 31-Jährigen, zwei Mal zu Unrecht – und fordert jetzt: „Schüttengruber soll sich für seine Fehler entschuldigen.“ Nach den eigenartigen Wiederholungen bei Hinteregger und Beric stellt sich die Frage, ob der Schiedsrichter-Sohn Privatduelle auf dem Feld austrägt. „Das wäre ganz schlecht. Ich werde das in einem Vier-Augen-Gespräch genau hinterfragen“, kündigt Sedlacek an. Bei diesem Termin wird Schüttengruber auch vom vorzeitigen Saisonende erfahren: „Ich halte ihn weiter für einen korrekten Sportler, aber er bekommt eine Pause. Es wird sicher keine Justament-Besetzungen geben, um weiter Aufregung zu schüren.“ Außerdem wird es den Rat geben, die Social-Media-Auftritte einzustellen.

Bleibt noch eine Frage. Warum wurde Schüttengruber nach dem kuriosen Hinteregger-Ausschluss beim Cupspiel wieder nach Altach geschickt? „Da Klubs aus vielen Bundesländern in den Kampf um den Europacup verwickelt sind, war es nicht so einfach, jemanden aus einem ’neutralen’ Land zu besetzen. Da hat er sich als Oberösterreicher angeboten.“

Manuel Schüttengruber ist in die Bundesliga-Geschichte eingegangen: Als Rekordhalter, als Mann mit Konsequenz, als größtes Geschenk der Schiedsrichterzunft an inbrünstig diskutierende Fußball-Runden in diesem Land.

Trotzdem hat ihn der Salzburger Martin Hinteregger wohl auf Lebenszeit von der Liste jener Menschen gestrichen, denen er bei einem Bier Gesellschaft leisten würde. Drei Mal der rote Karton, drei Mal gezückt von der unparteiischen Hand des Herrn Schüttengruber. Das ist einfach zu viel.

Im Sinne der Objektivität und unter Berücksichtigung all der Fehlerquellen, die den Schiedsrichter zur "Pfeife", zum "blinden Hund" oder schon in frühen Tagen der sportplatzspezifischen Beschimpfung gar zur "schwarzen Sau" gemacht haben, sei dem Volksmund zuerst entgegengehalten: Schüttengruber hatte keine Zeitlupenwiederholung, tappte vielleicht ins Blackout – oder seine Optik spielte ihm einen bösen Streich. Jedenfalls hat er sich ein Foul von Hinteregger am Altacher Seeger eingebildet. Elfmeter, Rote Karte, eine klassische Fehlentscheidung.

Sich nach Spielende hinzustellen – begleitet von jedem menschlichen Verständnis, gleichzeitig erdrückt von bebilderter Beweislast – und immer noch den Fehler nicht einzugestehen? Ein Unparteiischer, der trotz besseren Wissens permanent für sich Partei ergreift, widerspricht der Jobbeschreibung. Rote Karte. Aber für immer.

Salzburg hofft trotz der Roten Karte für Hinteregger auf einen Freispruch des Innenverteidigers bei der Sitzung des Strafsenats. Das Bundesliga-Gremium berät am Montagnachmittag über eine Sperre für den ÖFB-Teamverteidiger, der im Ländle fälschlicherweise ausgeschlossen worden war.

Normalerweise führen auch unberechtigte Rote Karten automatisch zu Sperren, weil Schiedsrichterentscheidungen als Tatsachenentscheidungen gelten. Salzburg spekuliert dennoch mit einer Ausnahme, stellte diesbezüglich einen Antrag auf Straffreiheit für Hinteregger und berief sich dabei laut Pressesprecher Christian Kircher auf einen Passus, wonach der Strafsenat "korrigierend oder ergänzend" eingreifen könne. "Ich weiß, es wäre ein Novum, aber der Ball liegt jetzt beim Senat 1 der Liga", sagte Trainer Adi Hütter am Montag.

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