Platini nach Rückzug: "Blatter wollte mich erledigen"

Blatter sei Platinis Gegener gewesen
Der Schweizer soll ihn als FIFA-Präsident verhindert haben.

Die Aufgabe von UEFA-Präsident Michel Platini im Kampf um das Präsidentenamt des Fußball-Weltverbands FIFA war unvermeidlich. Keine 50 Tage vor der FIFA-Wahl am 26. Februar ringt der europäische Verband UEFA um Einigkeit. Während ÖFB-Präsident Leo Windtner in einem APA-Interview umfassende Unterstützung für Gianni Infantino einfordert, äußerte sich selbst Platini zu dessen Chancen zurückhaltend.

Windtner plädiert für Infantino

Nach dem Rückzug von Platini, der so wie FIFA-Präsident Joseph Blatter für acht Jahre gesperrt ist, und der europäischen Führungskrise gilt Scheich Salman bin Ibrahim Al Chalifa als Favorit für die Blatter-Nachfolge. Windtner hofft auf einen europäischen Kandidaten und forciert den aktuellen UEFA-Generalsekretär Infantino. „Jetzt geht es darum, dass die UEFA geschlossen hinter Infantino steht“, sagte der Oberösterreicher.

Der größte europäische Verband lässt sich mit einer Unterstützungserklärung aber noch Zeit. Der Deutsche Fußball-Bund will seine Strategie binnen zwei Wochen festlegen - ließ zunächst aber noch das erwartete Votum für den 45-jährigen Schweizer offen. „Das Präsidium wird in seiner nächsten Sitzung am 22. Jänner darüber beraten, welchen Kandidaten der deutsche Fußball bei der Wahl zum FIFA-Präsidenten nunmehr unterstützen wird“, teilte Interimspräsident Reinhard Rauball mit.

Doch selbst Platini schätzt die Erfolgsaussichten von Infantino äußerst zurückhaltend ein. „Ich denke nicht, dass es einfach wird“, meinte der 60-Jährige vielsagend - und holte lieber noch einmal zur Attacke gegen seinen Lieblingsfeind aus. „Alles ist von Blatter ausgegangen, er wollte mich erledigen“, sagte Platini der Sportzeitung „L'Equipe“ (Freitag).

Platinis Skalp

Klagend berichtete Platini zudem, dass er bereits die überwältigende Unterstützung von 150 Mitgliedsverbänden für seinen Traumposten sicher gehabt hätte - bis die Millionen-Zahlung von Blatter an seinen früheren Intimus aus dem Jahr 2011 beide Top-Funktionäre zu Fall brachte. „Er wollte nicht, dass ich zur FIFA gehe“, erklärte Platini. „Er hat oft gesagt, dass ich sein letzter Skalp wäre, aber er ist zur gleichen Zeit gestürzt wie ich.“

Deutlich diplomatischer äußerte sich Infantino über den unvermeidlichen Schritt Platinis. Mit einem verbalen Balanceakt versuchte der Italo-Schweizer, sowohl seinen bisherigen Chef zu unterstützen, gleichzeitig aber auch seine Unabhängigkeit zu betonen. „Ich wünsche ihm nur das Beste bei seinen Bemühungen, sich zu rehabilitieren und bekräftige, dass ich sein Recht auf ein ordnungsgemäßes Verfahren unterstütze“, teilte Infantino am Freitag schriftlich mit. Er habe in seinen Präsidentschaftsambitionen Unterstützung von „vielen Personen aus dem Fußball“ erhalten. „Ich bin mir meiner Verantwortung für sie und alle, die das Spiel leben, bewusst.“

Doch werden solche hehren Worte reichen? Vor allem da Al Chalifa im Wahlkampf gegen Prinz Ali bin al-Hussein aus Jordanien, den Franzosen Jerome Champagne, Tokyo Sexwale aus Südafrika und Infantino schon Unterstützung über sein asiatisches Stammlager hinaus gesammelt haben soll.

Al Chalifa steht zwar in der Kritik von Menschenrechtsorganisation - seiner Familie wird vorgeworfen, an der Niederschlagung der Anti-Regierungsproteste im Bahrain beteiligt gewesen zu sein. Zuletzt hatte allerdings auch Rauball zurückhaltend-positiv über den Chef der asiatischen Konföderation gesprochen. Offenbar soll der Scheich in Fußball-Europa salonfähig gemacht werden. Denkbar ist dabei auch ein Deal, dass Al Chalifa nach erfolgreicher Wahl Infantino den Posten des FIFA-Generals offeriert.

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