FIFA-Skandal: Die Justiz ermittelt munter weiter

Ermittlungen: Colombo (li.) ist kein Inspektor, sondern eine Kuh, die FIFA-Boss Blatter (r.) im August geschenkt bekommen hat
14 Personen werden der Korruption beschuldigt, 13 befinden sich in Haft.

In Zürich trifft sich am Donnerstag die Internationale Vereinigung der Staatsanwälte (IAP) zur 20. Jahreskonferenz. Hauptthemen des Kongresses, an dem Staatsanwälte aus mehr als 100 Ländern teilnehmen, sind Geldwäsche, Korruption und Wirtschaftskriminalität.

US-Justizministerin Loretta Lynch nutzte den Kongress zu einer Pressekonferenz mit dem Schweizer Bundesanwalt Michael Lauber, um über die Ermittlungen zur Vergabe der WM an Russland 2018 und Katar 2022 zu sprechen. "Ganz eindeutig sind wir nicht einmal nahe der Halbzeitpause", sagte Lauber. Im Zuge der Untersuchungen seien Wohnungen und Häuser in der Schweiz durchsucht worden.

Am 27. Mai waren sieben FIFA-Funktionäre im Luxushotel "Baur au Lac" in Zürich festgenommen worden. Der für den Bezirk Ost von New York zuständige Staatsanwalt hatte wegen des Verdachts der Annahme von Bestechungsgeldern und verdeckten Provisionen seit Beginn der Neunzigerjahre bis heute ermittelt.

Sechs der Funktionäre sind noch immer in verschiedenen Gefängnissen in der Schweiz in Haft – FIFA-Vizepräsident Eugenio Figueredo aus Uruguay, Costa Ricas Verbandschef Eduardo Li, Nicaraguas früherer Fußball-Boss Julio Rocha, der britische Ex-Attaché Costas Takkas, der venezolanische Verbandsboss Rafael Esquivel und Brasiliens früherer Verbandspräsident José Maria Marin.

Nur Jeffrey Webb von den Cayman-Inseln, Vize-Präsident des Exekutivkomitees, ließ sich ausliefern, trägt eine Fußfessel und darf sich nicht weit entfernen. Diese Freiheit ermöglichte ihm die Hinterlegung einer Kaution in der Höhe von zehn Millionen Dollar – besichert durch Immobilien, Luxusautos und sogar den Diamant-Ehering seiner Frau.

Die Verhaftungen waren zwei Tage vor der Wiederwahl von Joseph "Sepp" Blatter als FIFA-Präsident erfolgt. Der 79-Jährige kündigte aber vier Tage nach der Wahl, sechs Tage nach den Festnahmen, seinen Rücktritt an. Am 26. Februar 2016 wird Blatters Nachfolger gewählt.

Der plant mittlerweile seine Reisen und Auftritte sorgfältig: Länder, die ein Auslieferungsabkommen mit den USA haben, meidet er offensichtlich. Damen-WM in Kanada – ohne Blatter. Begräbnis seines deutschen Spezls Gerhard Mayer-Vorfelder – ohne Blatter.

Der Schweizer wird aber momentan auch gemieden. Das Sepp-Blatter-Fußballturnier war einst ein Treffpunkt alter Fußballgrößen. Diesen August war keiner von ihnen nach Ulrichen (Heimatort von Blatters Familie) gekommen. Höhepunkt der 18. Auflage war das Geschenk an Blatter, eine Kuh namens Colombo. Blatter sagte in einem Ende August veröffentlichten Interview des britischen Senders BBC: "Ich weiß, was ich getan habe, was ich nicht getan habe. Ich habe mein Gewissen, und ich weiß, dass ich ein ehrenwerter Mann bin. Ich bin sauber." Es gebe keine Korruption im Fußball – es gebe Korruption bei Einzelpersonen.

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