Salzburg schlägt in der Rapid-Viertelstunde zu

Salzburg schlägt in der Rapid-Viertelstunde zu
Der Meister siegt vor prächtiger Kulisse im Wiener Ernst-Happel-Stadion mit 2:1.

Der Titelverteidiger meldet sich eindrucksvoll zurück: Salzburg ließ sich weder von der eigenen Negativserie mit drei Liga-Niederlagen in Folge noch vom jüngsten Rapid-Aufwärtstrend mit drei Siegen in Serie verunsichern. Auch die Rekordkulisse in dieser Saison war für die Bullen keine Hürde: Salzburg siegte vor 25.300 Zuschauern verdient mit 2:1. Damit führt Leader WAC weiter mit drei Punkten Vorsprung.

Im Fußball geht es oft sehr schnell: Ein Bundesliga-Spitzenspiel mit den Außenverteidiger-Duos Pavelic/Stangl sowie Lazaro/Schmitz wäre vor wenigen Wochen noch undenkbar gewesen. Sperren (des Rapidlers Schrammel) sowie Verletzungen (der Salzburger Ulmer, Schwegler und Ankersen) verlangten nach neuen Varianten.

Teamspieler Valentino Lazaro, ansonsten Salzburger Edelreservist für das Offensivspiel der Bullen, wurde plötzlich zum einzig denkbaren Rechtsverteidiger. Rapid wollte die vermeintliche Schwachstelle sofort anbohren, doch Florian Kainz kam gegen Lazaro nicht durch. Im Gegenteil – der 18-Jährige leitete die erste Chance ein, Mario Pavelic fabrizierte beinahe ein Eigentor (7.).

Auf der anderen Seite hielt sich Rechtsfuß Benno Schmitz gegen Louis Schaub besser als die gelernten Linksverteidiger der Liga. Und Solospitze Robert Beric rieb sich zwischen Ramalho und Stefan Ilsanker auf.

Deshalb war von Rapid in Hälfte eins offensiv kaum etwas zu sehen. Die Gäste schalteten nach drei Liga-Pleiten in Folge beim Pressing etwas zurück und achteten darauf, den Hütteldorfern keine Räume zu bieten. Durchaus erfolgreich: Als Steffen Hofmann den Ball vertändelte, nahm die zerfahrene Partie Fahrt auf. Kevin Kampl schickte Christoph Leitgeb, der allein vor Jan Novota die Präzision vermissen ließ – knapp vorbei (27.). Ebenso wie ein Versuch von Naby Keita nach einem Dibon-Patzer (36.).

Geprüft wurde Novota in Minute 43 vom Ex-Kollegen Marcel Sabitzer, der im Konter der Rapid-Abwehr davongezogen war. Es war die einzige Tormann-Parade vor der Pause, weil der Schuss von Hofmann bei der einzigen Rapid-Chance knapp daneben ging (40.).

Späte Entscheidung

Auch nach der Pause war der Meister deutlich gefährlicher und nun auch überlegen. Alan kam zwischen den Minuten 50 und 60 gleich drei Mal zum Schuss, traf aber nicht sein Ziel. Bis auf die fehlende Chancenauswertung war wieder die bis zum Champions-League-Aus übliche Dominanz der Gäste zu spüren.

Rapid-Trainer Barisic reagierte, setzte mit Thanos Petsos statt Hofmann nach einer Stunde mehr auf Defensive. Die 25. 300 Zuschauer bekamen weiterhin viel Kampf und Tempo, aber auch viele Fehler zu sehen.

Als die Partie auf eine Nullnummer zusteuerte, schlug die Qualität der Salzburger Bank zu. Der eingewechselte Stürmer Nils Quaschner leitete für Massimo Bruno weiter, der mit seiner ersten Ballberührung im Spiel dieses entschied. Elegant schob er den Ball ins Eck zum 0:1 nach 84 Minuten. Der Belgier war gerade einmal 16 Sekunden auf dem Feld.

In Minute 89 legte Alan nach einem Konter und Kampl-Assist nach – 0:2. Die Rapidler bewiesen immerhin Moral, Joker Philipp Prosenik konnte sich in der 94. Minute - unter kräftiger Mithilfe von Andre Ramalhos Hinterkopf - über sein erstes Ligator zum 1:2 freuen.

SK Rapid Wien - Red Bull Salzburg 1:2 (0:0)

Wien, Ernst-Happel-Stadion, 25.300, SR Eisner.


Torfolge: 0:1 (84.) Bruno
0:2 (89.) Alan
1:2 (93.) Prosenik

Rapid: Novota - Pavelic, Sonnleitner, Dibon, Stangl - Schwab, Wydra - Schaub, S. Hofmann (66. Petsos), F. Kainz (73. Schobesberger) - Beric (84. Prosenik)

Salzburg: Gulacsi - Lazaro, Ilsanker, Ramalho, Schmitz - Kampl, Keita, Ch. Leitgeb, Sabitzer (84. Bruno) - Alan (92. Laimer), Soriano (77. Quaschner)

Gelbe Karten: Wydra, Schwab bzw. Ramalho, Ilsanker

Tabelle

Zoran Barisic (Rapid-Trainer): "Salzburg hat definitiv verdient gewonnen. Sie haben mehr Tormöglichkeiten gehabt, waren präsenter am Platz, körperlich besser, giftiger und auch agiler als wir. Wir haben uns bemüht, alles gegeben, aber gesehen, dass es noch nicht so reicht, wie wir das gerne hätten. Wir haben uns vorne nicht durchsetzen können. Das war ausschlaggebend dafür, dass wir keine gute Figur gemacht haben heute. Wir sind noch immer in der Entwicklungsphase. So ein Match wie heute ist irrsinnig wichtig, damit wir sehen, wo wir stehen und was verbessert gehört. Blöd war das 0:1 aus einem Out-Einwurf, so etwas darf nicht passieren."

Stefan Schwab (Rapid-Mittelfeldspieler): "Es war eine schwierige Partie für uns. Wir haben die Anfangsphase überstanden, in der zweiten Halbzeit muss von uns ein bisserl mehr kommen. Bei uns war die ganze Mannschaft hinten und dann kriegen wir das Tor - das darf uns nicht passieren. Man hat gesehen, dass sie verunsichert sind, aber wir haben uns zu wenig nach vorne getraut. Sie haben gezeigt, dass sie Respekt vor uns haben, es war von uns in der Offensive zu wenig. So ist es natürlich bitter."

Adi Hütter (Salzburg-Trainer): "Ich möchte der Mannschaft heute ein Kompliment aussprechen. Wir waren gegen eine starke Rapid-Mannschaft von der ersten Minute das klar bessere Team und haben hochverdient gewonnen. Die Mannschaft hat eine Reaktion auf die zuletzt unangenehmen Wochen gezeigt. Das war für mich ganz wichtig. Als Trainer hat man eben ab und an mal ein Goldhändchen, heute waren die Einwechslungen von Erfolg gekrönt."

Massimo Bruno (Salzburg-Torschütze zum 1:0): "Mein Tor war für die Mannschaft natürlich sehr wichtig. Aber auch für mich. Denn es ist nicht einfach, ein Spiel von der Bank aus zu verfolgen. Nach der Niederlagenserie war dieser Sieg unerhört wichtig für uns."

Marcel Sabitzer (Salzburg-Stürmer und Ex-Rapidler): "Wir hatten genug Chancen, das Spiel früher zu entscheiden. Es waren wichtige drei Punkte. Den ersten Schritt haben wir am Mittwoch im Cup-Spiel gesetzt, zwölf Tore sind nicht selbstverständlich. Da wollten wir heute anknüpfen."

Mit Christian Schwegler, Andreas Ulmer und Peter Ankersen fehlten Salzburg im Schlager bei Rapid kurzfristig drei Außenverteidiger – alle aus ein und demselben Grund: wegen einer Muskelzerrung im Oberschenkel.

Trainer Adi Hütter war gezwungen, zu experimentieren – wie schon in der zweiten Hälfte im Cup beim Sportklub bekamen Benno Schmitz (als Linksverteidiger) und Valentino Lazaro (als Rechtsverteidiger) auf für beide ungewohnten Positionen eine Chance.

„Ich war gespannt darauf, zu sehen, wie sie sich gegen einen starken Gegner vor 25.000 Zuschauern machen. Ich muss sagen: Ihre Leistung hat mir wirklich imponiert“, spendete Hütter nach dem Spiel ein Sonderlob. Das hatten sich der noch 19-jährige Schmitz und der 18-jährige Lazaro auch verdient: Der Neuzugang von den Bayern ließ Louis Schaub nie ins Spiel kommen, Teamspieler Lazaro bremste Florian KainzRapids zuletzt starke Flügelzange wurde lahmgelegt.

„Vorne spiele ich schon lieber, aber wenn ich hinten eine Chance bekomme, dann freut mich das auch“, meinte Lazaro. Ob er und Schmitz auch am Donnerstag beim Europa-League-Spiel in Giurgiu wieder eine Chance bekommen werden, ist noch offen. Zumindest Ankersen und Ulmer könnten bis dahin nämlich wieder spielfit sein.

Rapid gegen Sturm Graz lautet der Achtelfinal-Schlager im ÖFB-Cup. Segel-Weltmeisterin Lara Vadlau agierte am Sonntagabend in der ORF-Sendung "Sport am Sonntag" als "Losfee". Titelverteidiger Salzburg gastiert am 28. oder 29. Oktober bei Bundesliga-Absteiger Wacker Innsbruck. Tabellenführer WAC empfängt Wiener Neustadt, Rekordsieger Austria Wien muss zum Erste-Liga-Schlusslicht nach Hartberg.

Cup-Achtelfinale im Überblick (Spieltermine: 28./29. Oktober)

SC Ritzing (Regionalliga Ost) - FAC

SCR Altach - SV Mattersburg

Wacker Innsbruck - FC Red Bull Salzburg

SK Rapid Wien - Sturm Graz

WAC - SC Wiener Neustadt

Kapfenberger SV - LASK Linz

SKN St. Pölten - SV Grödig

TSV Hartberg - FK Austria Wien

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