Zahlen, bitte! Rapids Transferbilanz

Hört, hört: Marcel Sabitzer wechselte um zwei Millionen Euro zu Red Bull, Rapid blieben wegen der Fremdfinanzierung aber nur 420.000 Euro.
Warum mit Sabitzer nur 420.000 Euro verdient wurden.

Über die Ablösesumme wurde Stillschweigen vereinbart." Ein Satz, der in Österreich fast jede Transferbestätigung schmückt. Und der zu Spekulationen einlädt: Noch heute kursieren unter Rapid-Fans Millionenbeträge, die nach den Spielerverkäufen übrig geblieben sein sollen.

Geld, das spätestens jetzt in der Krise und nach den schweren Verletzungen von drei Stammkräften investiert werden müsste. Morgen endet die Transferzeit, heute kommt Angstgegner Grödig ins Happel-Stadion (16.30 Uhr). Es geht nur noch darum, mit einem Sieg in die Länderspielpause zu kommen, um die Lage zu beruhigen.

Der Plan sah anders aus: Nach dem Aufstieg gegen Helsinki sollte der Sturm verstärkt werden. Mit Freiburg-Reservist Philipp Zulechner, auf den auch noch Austria-Trainer Baumgartner hofft.

Ohne Gruppenphase fehlt allerdings das Geld für Zulechner. Weil ein großer Teil der Transfer-Millionen nie bei Rapid gelandet ist.

Neue Transparenz

Der KURIER stellte vor rund zwei Monaten eine Anfrage: Das neue Präsidium ist mit einem Transparenz-Versprechen angetreten. Sollte der Öffentlichkeit nicht mitgeteilt werden, wie viel verdient wurde? Die für Rapid untypische Antwort: Ja – sobald die Transferzeit beendet ist. Präsident Krammer setzt seine Ankündigung um und gibt einen Einblick. "Sofern es die Verträge erlauben. Weil das Stillschweigen teils sogar vertraglich abgesichert ist."

Zu den Zahlen: Gut verdient wurde (nur) mit Boyd. RB Leipzig zahlte zwei Millionen Euro, Rapid blieben 1,75, weil Boyd bzw. sein Manager auf den vertraglich zugesicherten Anteil komplett und Ex-Klub Dortmund teilweise verzichtet haben. Beim Transfer von Burgstaller zu Cardiff um rund eine Million blieben hingegen nur 700.000 Euro. Der Teamspieler hatte laut KURIER-Recherchen im letzten Vertragsjahr eine Klausel, die besagt, dass bei einer Ablöse über 500.000 Euro sein Management bzw. er beteiligt werden.

Noch extremer war Sabitzers Vertrag. Kurzer Rückblick: Präsident Edlinger versprach nach dem Ausbrechen der Fan-Proteste im November 2012 Verstärkungen. Trainer Schöttel wunderte sich, woher plötzlich das Geld für Sabitzer (der schon mit der Austria einig war) kommt. Im Jänner 2013 verkaufte Rapid Drazan und Ildiz, finanzierte die 400.000 Euro Ablöse für Sabitzer an Admira aber über die Spielerberater-Agentur "Stars & Friends".

Das Ergebnis des Deals: Sabitzer nutzte seine Ausstiegsklausel um zwei Millionen, wechselte zu Red Bull – und Rapid blieben netto nur 420.000 Euro. Somit hat Rapid diesen Sommer brutto fünf Millionen eingenommen, netto aber nur 2,87 Millionen verdient (siehe Grafik).

Neue Spieler

Zahlen, bitte! Rapids Transferbilanz
Gekommen sind sieben Spieler: Schobesberger zum Nulltarif, Stangl (plus Denner als Draufgabe) sowie Kuen um fünfstellige Ablösen. Relativ günstig war auch Grahovac. Kainz kostete im Endeffekt etwas mehr als der Admiraner Schwab, weil zusätzlich zur Ausstiegsklausel bei Sturm Graz um 300.000 Euro auch der Großteil der verlangten Ausbildungsentschädigung zu entrichten war. Der teuerste Einkauf ist Beric, kolportierte Ablöse: 700.000 bis 800.000 Euro.

Zieht man diese Ausgaben von rund 1,9 Millionen von den Netto-Einnahmen ab, bleibt ein bescheidener Transfer-Gewinn von einer Million. Wegen der Vertragsgestaltung verständlich, aber angesichts der massiven Schwächung der Mannschaft zu wenig.

Krammers Lehre: "Wir haben die Strategie geändert. Alle Neuen gehören zu 100 Prozent Rapid, sie haben keine Ausstiegsklauseln. Und durch die längeren Verträge sind sie auch leichter zu halten."

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