Alaba: "Ich hab’ mir einen Traum erfüllt"

Am Dienstag fuhr David Alaba im Coca-Cola-Truck in Wien vor.
Österreichs Fußball-Star über das Jahr 2015, den Abgang von Pep Guardiola und die Zukunft mit Marcel Koller.

Nach einem intensiven Jahr 2015 genießt David Alaba Weihnachten in Wien im Kreise seiner Familie und Freunde. Zuvor erhielt der am Knöchel verletzte 23-Jährige noch am Dienstag die Auszeichnung zum Fußballer des Jahres. Am Mittwoch nahm er sich noch Zeit für ein Gespräch mit dem KURIER. "Ich hoffe, dass ich im Jänner voll ins Training mit der Mannschaft der Bayern einsteigen kann", sagt er.

KURIER: Sie haben Ihren Teamkollegen zum fünften Mal in Serie den Titel "Fußballer des Jahres" weggeschnappt. Müssen Sie die nicht schön langsam zu einem Essen einladen?

David Alaba: Gerne. Aber nicht, weil ich Ihnen diesen Titel weggeschnappt habe, sondern weil sie Anteil daran haben, dass ich ihn gewonnen habe. Dafür bin ich ihnen dankbar. Und auch für die Glückwünsche, die sie mir geschickt haben. Jeder von ihnen hätte die Auszeichnung ebenso verdient.

Das Jahr 2015 geht zu Ende. Wie fällt Ihr Resümee aus?

Es gab Ziele, die ich erreicht habe und andere, die ich nicht erreicht habe wie etwa, dass ich nach meiner Knieverletzung im Frühjahr nicht rechtzeitig für das EM-Qualifikationsspiel im Juni in Moskau fit geworden bin.

Ziele verbindet man auch oft mit Titeln, die es zu gewinnen gibt. Sie sind zum vierten Mal deutscher Meister geworden, im Cup und in der Champions League hat es nicht ganz gereicht. Wie sehr nagt das an einem Bayern-Profi?

Wir hatten eine erfolgreiche Saison. Aber man will immer mehr. Man will sich Träume erfüllen. Das ist uns in der letzten Saison mit den Bayern vielleicht nicht ganz gelungen. Aber: Ich hab’ mir ja mit dem Nationalteam einen Traum erfüllt.

Wie stehen Sie dazu, dass für viele Bayern-Fans eine erfolgreiche Saison nur in Einklang mit dem Triumph in der Champions League steht?

Dem stimme ich nicht zu. Aufgrund der jüngsten sechs Saisonen, in denen wir drei Mal im Finale gestanden sind, ist die Erwartungshaltung sehr hoch. Die ersten Ziele sind immer Meisterschaft und Pokal. Was dann noch kommt, sind Träume. Die Champions League ist krass.

Wie geht es Ihnen persönlich mit der Entscheidung Ihres Trainers Pep Guardiola, die Bayern im Sommer zu verlassen?

Das ist sehr schade. Wir haben uns alle gewünscht, dass er länger bleibt. Ich habe mir aber darüber nicht den Kopf zerbrochen. Wir haben im Frühjahr alle gemeinsam noch Ziele, auf die wir unseren Fokus legen.

Ein Spruch besagt, dass man sich im Leben immer zwei Mal sieht. Könnte das auch auf Sie und Guardiola zutreffen?

Ich werd’ ihn sicher noch mal sehen. Ja. Gleich im Jänner, wenn wir das Training wieder aufnehmen.

Sie wissen schon, wie die Frage gemeint war.

Darüber mache ich mir keine Gedanken. Ich fühle mich in München wohl.

Das ist nicht zu übersehen. Aber viele Ihrer Fans spekulieren über Ihre Zukunft und rätseln, ob Sie Ihren bis 2018 laufenden Vertrag verlängern werden oder nicht.

Ich glaube, man weiß aber auch, dass ich kein Typ bin, der so weit vorausblickt. Ich stecke mir meine Ziele immer in der näheren Zukunft. Die will ich erreichen.

Wie beurteilen Sie die Wahl von Carlo Ancelotti als Guardiola-Nachfolger?

Er ist ein großer Trainer, der viele Erfolge vorzuweisen hat. Die Erfahrung, die er mitbringt, haben nicht viele Trainer auf der Welt.

Auch beim ÖFB ist ein Trainerwechsel im Sommer nicht ausgeschlossen. Was können Sie als Teamspieler dazu beitragen, um Marcel Koller zum Bleiben zu bewegen?

Ich glaub’, ich rede jetzt für die ganze Nationalmannschaft wenn ich sage, dass wir ihn gerne länger bei uns hätten. Und das weiß er auch. Das haben wir betont, als die Gerüchte da waren, dass ihn etwa Mönchengladbach haben will. Wir werden weiterhin in den Lehrgängen, in den Trainingseinheiten und in den Spielen alles geben, um ihm zu zeigen, dass wir ihn behalten wollen.

Alaba: "Ich hab’ mir einen Traum erfüllt"
alaba, heidenreich
Welche Eigenschaft von Marcel Koller schätzen Sie besonders?

Seine menschliche Art. Er ist ein sehr herzlicher Typ, der uns Spielern das Gefühl gibt, dass er für uns da ist. Auch wenn wir einmal außerhalb des Platzes etwas brauchen sollten.

Wie beurteilen sie das EM-Los mit Portugal, Island und Ungarn und damit die gestiegene Erwartungshaltung?

Das sind geile Mannschaften und sicher keine leichten Gegner. Nach unserer Qualifikation brauchen wir uns aber nicht zu verstecken. Wir müssen unseren Weg weitergehen und die Art und Weise, wie wir in der Quali gespielt haben, beibehalten. Nur so können wir weiter nach oben klettern.

Was nehmen Sie sich für das Jahr 2016 vor?

Fit zu werden und wieder so viele Spiele wie möglich zu bestreiten.

Was muss passieren, damit es ein ganz besonderes Jahr wird?

Alles gewinnen. Das wäre dann ein krankes Jahr.

Und was wünschen Sie sich?

Gesundheit. Sonst nix.

Kommentare