Dieter Hallervorden: "Sehe Österreich sehr kritisch"

Dieter Hallervorden: "Sehe Österreich sehr kritisch"
Dieter Hallervorden über seine – lang geplante – Provokations-Rede.

Im KURIER vom 14. April hatte er angekündigt, dass er im Fall des ROMY-Gewinnes "eine Rede halten würde, die in allen Zeitungen Widerhall" fände. Dass der deutsche Komiker und Sieger in der Kategorie "Bester Film-Schauspieler" Dieter Hallervorden (79) bei der Gala dann derart "danebenhauen" würde, wie das Publikum einhellig feststellte – damit hatte keiner gerechnet. "Morgen führe ich die ROMY heim ins Reich", so die heftig kritisierten Worte des Alt-Mimen, der zuletzt in Til Schweigers Film "Honig im Kopf" einen Alzheimer-Patienten spielte.

André Heller (68), umjubelter Gewinner der Platin-ROMY, sprach am Ende seiner berührenden Dankesrede dem ganzen Saal aus der Seele: "Lieber Hallervorden, ich fand es nicht in Ordnung, was Sie gesagt haben." Nach der TV- Show nahm der Provokateur, dessen Großvater Hans verbürgten Berichten zufolge in der "Pogromnacht" (1938) an der Rettung der Wörlitzer Synagoge beteiligt war, im KURIER Stellung zum Eklat, den alle Medien aufgriffen.

Den Live-Bericht von der Gala können Sie hier nachlesen

KURIER: Wieso sagen Sie so etwas?

Hallervorden: Wieso? Hat es Ihnen denn nicht gefallen?

Nein. Wir fragen uns: Was wollten Sie damit bezwecken?

Ich finde, dass ein Großteil der österreichischen Bevölkerung sehr selbstverliebt ist. Ich wollte an Dinge aus der Geschichte erinnern, die ich nicht erfunden habe, nämlich dass das Land mit wehenden Fahnen "heim ins Reich" gekommen ist, sich nicht gegen den Nationalsozialismus entschieden hat. Mein Sager war eine Spitze, eine Provokation. Allerdings mit Augenzwinkern.

Ist denn bei so einem Thema Augenzwinkern angebracht?

Das glaube ich schon, sonst hätte ich es ja nicht gemacht. Ich habe mir das vorher schon sehr gut überlegt. Natürlich ist es nicht klug. Und es ist klar, dass diese Spitze Widerspruch hervorruft, aber ich bin 50 Jahre als satirischer Kabarettist auf der Bühne gestanden und ich habe mich immer zwischen die Stühle gesetzt. Das, was Sie heute Abend erlebt haben, gehört auch dazu.

War Ihre Rede denn nicht auch Mittel zum PR-Zweck?

Nein, ganz und gar nicht. Ich denke, man muss endlich verstehen, dass sich Deutschland immer – und das zu Recht – glühende Kohlen aufs Haupt häuft und sich zur Schuld bekennt, während die Österreicher immer so tun, als wären sie nicht dabei gewesen. Dem wollte ich widersprechen.

Und über den österreichischen Preis, die ROMY, haben Sie sich trotzdem gefreut, oder?

Das eine hat doch mit dem anderen nichts zu tun! Ich gehöre einfach nicht zu denen, die sagen: "Ja, ich freue mich, hier in Wien zu sein. Es ist ja so toll hier und alle Österreicher sind meine Freunde." Ich bin doch kein Mensch, der Honig ums Maul schmiert. Ich bin mit Leib und Seele Berliner, und wenn ich schon diese Journalistenfragen höre: "Wie finden Sie denn Wien, wie ist denn Ihr Verhältnis zu Wien?" Ich kann es nicht mehr hören! Diese Selbstverliebtheit geht einem derart auf den Senkel. Das würde es in Berlin nie geben.

Sie stehen Österreich also sehr kritisch gegenüber?

Allerdings.

Woher rührt diese Einstellung?

Ich habe hier einfach viele schlechte Erfahrungen gemacht. Wie man da zum Teil als "Piefke", wie es dann so schön hieß, behandelt wurde ... Aber darauf will ich gar nicht konkret eingehen.

Wieso glauben Sie, dass etwas verschwiegen wird? Waren Sie je im Geschichtsunterricht bei uns? Konsumieren Sie österreichische Medien?

Mag sein, dass da darüber gesprochen wird. Aber dann macht’s ja nichts, wenn ich auch daran erinnere.

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