Roland Düringer: "Parlamentarier sind Sklaven"

Roland Düringer: Der österreichische Kabarettstar, der mit Filmen wie "Muttertag" und "Hinterholz 8" zum Publikumsliebling avancierte, zeigt sich nun bereits seit einiger Zeit von einer bisher unbekannten Seite.
Der Hypo-Kritiker überlegt im KURIER-Interview, eine eigene Wahlliste für Protest-Nichtwähler zu starten.

Im Gespräch mit dem KURIER erzählt Roland Düringer, Gesicht der Bürgerinitiative "Tatort Hypo", von möglichen Polit-Ambitionen, seinem Leben ohne Supermarkt und warum Politiker nur den Wackeldackel machen.

KURIER: Herr Düringer, was hat sich seit Beginn Ihres Engagements bei "Tatort Hypo" getan?

Roland Düringer: Wir haben fast 50.000 Unterschriften gesammelt. Zusammen mit den anderen Petitionen sind es über 200.000 Unterstützer für einen Hypo-U-Ausschuss. Außerdem hat das System reagiert: Herr Spindelegger hat sich mit einem "Skurrilo" wie mir getroffen, um über die Hypo zu plaudern. Die Regierenden merken also, dass das System ein Ablaufdatum hat. Politiker machen derzeit nur den Wackeldackel für die Vorgaben der Regierung. Ich wünsche mir wirkliche Volksvertreter, die eigenständig denken und handeln.

Es gibt Ihrer Meinung nach keine wirklichen Volksvertreter mehr?

In unserem Parlament sitzen keine freien Volksvertreter, sondern Sklaven. Einerseits durch die Mandatsverteilung, vor allem aber durch den Koalitionsvertrag, wo festgelegt wurde, dass sobald jemand gegen einen Beschluss von oben stimmt, ein Koalitionsbruch begangen wird. Natürlich möchte niemand der Abgeordneten das schwarze Schaf sein. Unser Parlament ist damit abgeschafft. Deshalb gibt es immer mehr Nichtwähler. Ich verstehe nicht, warum die Politik diese ignoriert.

Zu welcher Gruppe gehören Sie? Wähler oder Nichtwähler?

Ich gehöre zu der Gruppe, die nicht bereit ist das kleinere Übel zu wählen. Ich habe eine leichte Allergie auf das System. Das ist wie ein Milchallergiker: Der geht auch nicht in die Milchbar und bestellt den Shake, mit dem er den geringsten Ausschlag bekommt.

Das heißt, Sie gehen nicht wählen...

Genau. Wir überlegen nun, wie man ungültige Stimmen gültig machen kann. Eine Möglichkeit wäre eine Liste bei der nächsten Wahl. Es wäre keine Partei, sie soll nicht auf Stimmenfang gehen. Protest-Nichtwähler könnten aber ihre Stimme sichtbar machen.

Die Politik ist ein Spiegelbild unserer Gesellschaft.

Sie wollen also beim nächsten Urnengang antreten?

So weit sind wir nicht. Aber es wäre eine Möglichkeit, um etwas zu ändern. Für die Hypo erwägen wir eine Volksabstimmung. Politiker möchte ich nicht werden, dafür müsste ich meine persönliche Freiheit aufgeben.

"Die Hypo ist ein Symptom für die Krankheiten Macht und Geldgier", haben Sie mal gesagt. Wie haben Sie das gemeint?

Die Politik ist ein Spiegelbild unserer Gesellschaft. Wir sind schnell bereit, uns über die gierigen Politiker aufzuregen. Aber wie agieren wir selbst, wenn wir im All-Inclusive-Urlaub sind? Verhalten wir uns da nicht gierig? Warum agiert die Politik so? Weil sie gesellschaftliche Rahmenbedingungen vorfindet, in denen sie so handeln kann.

Ich esse Fleisch. Die logische Konsequenz ist: Tiere halten, Tiere töten.

Sie selbst verzichten seit Anfang 2013 auf einige Dinge. Wie lebt es sich denn ohne Handy, ohne Internet?

Ich hab ein Internet! Es gibt Gerüchte, dass ich im Wald lebe. Das stimmt nicht. Ich habe aber keine Bankomatkarte, gehe seit 1,5 Jahren in keinen Supermarkt mehr. Ich will schließlich keine Banken finanzieren, wenn ich mir ein Apferl kauf, sondern einen Bauern mit Apfelbaum. Umso kleiner die Struktur ist, desto eher habe ich als Konsument Einfluss auf den Produzenten. Ein anderes Beispiel: Ich esse Fleisch. Die logische Konsequenz ist: Tiere halten, Tiere töten.

Sehen Sie sich als Wutbürger?

Nein, ich bin nicht wütend, die Gesellschaft verändert sich positiv. Wir durchleben gerade einen dringenden Wertewandel. Der Konsumwahn hat die letzten Jahrzehnte bestimmt, wird nun aber hinterfragt. Wir können uns den ja auch ökologisch nicht mehr leisten. Ich würde mir außerdem wünschen, dass der Konkurrenzgedanke zwischen den Menschen einem Kooperationsgedanken weicht. Ich bin noch so erzogen worden, dass ich Sport mache, nicht um mich zu bewegen, sondern um einen Wettkampf zu gewinnen. Das ändert sich endlich.

Noch eine Bankenrettung lassen wir uns nicht gefallen.

Das Hypo-Debakel macht Sie nicht wütend?

Seit Beginn der Causa ist viel Positives passiert, siehe die vielen Unterschriften. Klar ist: Die Hypo wird nur der erste Fall sein. Nächstes Mal werden die Bürger aber gleich protestieren. Noch einmal lassen wir uns das nicht gefallen.

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