Nazan Eckes: "Wir haben keinen Notstand"

Heidi Khol mit Schwiegertochter: "Nazan bringt besondern Farbton in die Familie."
Die RTL-Moderatorin und Schwiegermutter Heidi Khol sprachen mit dem KURIER über die Familie und den Hofburg-Wahlkampf.

Das Drehbuch der französischen Komödie Monsieur Claude und seine Töchter (die vier Töchter heiraten einen Araber, Juden, Chinesen und Afrikaner) könnte Anleihen bei der Familie Khol genommen haben. Da gibt es indische Enkeltöchter, aber auch eine türkische Schwiegertochter. Die RTL-Moderatorin Nazan Eckes (40) lebt mit Khols jüngstem Sohn Julian zusammen.

Im Doppeltalk sprechen Heidi Khol und Nazan Eckes über das Familienleben zwischen Gott und Allah und die Flüchtlingspolitik.

KURIER: Frau Eckes, Sie engagieren sich sehr stark für Flüchtlinge. Ihr Schwiegervater steht für eine harte Flüchtlingspolitik. Drücken Sie ein Auge zu, wenn Sie Andreas Khol nun im Wahlkampf unterstützen?

Nazan Eckes: Die Meinungen sind in politischer Hinsicht immer wieder unterschiedlich. Genau das macht eine Familie ja auch aus, dass man nicht in allem d’accord sein muss. Ich unterstütze Andreas Khol als Person, weil ich ihn als Menschen kennengelernt habe, der für gewisse Werte steht, aber auch aufgeschlossen ist und jeden in seiner Familie aufnimmt, wie er ist. Wir sind eine sehr bunte Familie mit türkischen, indischen oder auch Schweizer Wurzeln.

Wo sind die Unterschiede in der Flüchtlingspolitik? Ist das Boot schon voll für Sie?

Nazan Eckes: Ich bin jemand, der sich in politischen Dingen emotional leiten lässt. Wenn ich sehe, dass viele Flüchtlinge nach Europa unterwegs sind, dann reagiere ich sehr menschlich und sage: "Lasst uns diesen Menschen helfen." Wir leben in reichen Ländern, wir haben keinen Notstand und können es uns auch leisten, diese Menschen aufzunehmen. In der Realpolitik sieht das dann anders aus. Deutschland und Österreich haben ja die Grenzen geöffnet, aber der Rest von Europa leider nicht. Für mich ist das enttäuschend. Dass hier Maßnahmen getroffen werden müssen, ist klar.

Frau Khol, welchen Farbtupfer bringt Ihre Schwiegertochter in die Familie?

Heidi Khol: Nazan bringt einen besonderen Farbton mit ihrem türkischen Hintergrund in die Familie. Für mich sind die unterschiedlichen Haltungen und Religionen innerhalb einer Familie die beste Art, Frieden zu stiften. Die Toleranz gegenüber anderen lernt man am besten in der Familie.

Andreas Khol ist stolz darauf, dass die indischen Enkerl getauft sind. Ist Ihr Sohn auch getauft, Frau Eckes?

Nazan Eckes: Nein, tatsächlich ist das die größte Herausforderung, wenn man zwei Kulturen und zwei Religionen vereint. Wir haben sehr lange in der Familie darüber gesprochen. Im Moment haben wir uns darauf geeinigt, dass wir dem Kind die Möglichkeit geben, dass es sich die Religion später selber aussuchen kann, aber beide Religionen vermittelt werden sollen. Das wird die Aufgabe der Großmütter.

Heidi Khol: Im Hinduismus tut man sich da viel leichter. Die haben Tausende Götter, da spielt einer mehr oder weniger keine Rolle. Da hat mein Schwiegersohn kein Problem damit, dass die Mädchen getauft sind.

Die Konkurrenz Allah gegen den Christen-Gott ist da stärker?

Heidi Khol: Konkurrenz würde ich nicht sagen. Beide Religionen glauben an einen Gott. Es sind nur die Zugänge anders.

Ihr Sohn heißt Lounis (18 Monate), woher kommt der Name?

Nazan Eckes: Das ist ein alter arabischer Name und bedeutet "Begleiter der Freundschaft".

Wird Lounis zweisprachig aufwachsen?

Nazan Eckes: Ich rede mit unserem Sohn ausschließlich Türkisch, auch wenn das viel Disziplin im Alltag benötigt.

Frau Khol, wie versteht sich ihr Mann mit Nazans Vater?

Heidi Khol: Der Vater von Nazan ist ein entzückender alter Herr. Wir werden jedes Mal sehr herzlich empfangen. Er spricht sehr gut Deutsch, und Andreas und er unterhalten sich wunderbar über Politik.

Frau Eckes, war es richtig, dass die EU mit der Türkei einen Deal wegen der Flüchtlinge abgeschlossen hat?

Nazan Eckes: Die Entwicklung in der Türkei finde ich sehr besorgniserregend. Zu Beginn seiner Amtszeit hat Erdogan viel bewegt. Aufgrund der wirtschaftlichen Erfolge hat man einige demokratische Fehlentwicklungen ausgeblendet. Allein die Erwägung, den Satiriker Jan Böhmermann vor Gericht zu stellen, zeigt, wie angespannt die ganze Situation ist. Ich finde es unverhältnismäßig, dass dadurch dieses Schmähgedicht zur Staatsaffäre wird. Das darf wirklich nicht passieren.

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