Heiße Woche im Hypo-U-Ausschuss

Der als Zeuge geladene ehemalige Bundeskanzler Wolfgang Schüssel.
Ex-Kanzler Wolfgang Schüssel ist geladen und darf sich den Fragen im U-Ausschuss stellen.

Wochenlang plätscherte der Hypo-U-Ausschuss vor sich hin. Ein Bankenaufseher nach dem anderen nahm im U-Ausschuss Platz. Die Millionenverluste beim Ziegenacker, Swap-Skandal & Co. verharrten in einer Endlosschleife. Die Temperaturen außerhalb des Lokal VI im Hohen Haus waren auf jeden Fall heißer als die Befragungen der Zeugen. Dieses Szenario dreht sich ab Mittwoch. Gleich zwei Schwergewichte sind geladen. Zuerst muss Ex-VP-Kanzler Wolfgang Schüssel aussagen. Dann folgt Ex-Hypo-Vorstand Tilo Berlin, der sich 2007 mit seiner Investorengruppe eine Sperrminorität bei der Hypo sicherte, und beim Verkauf ordentlich abkassierte. Berlins Codename für den Deal war damals "Fort Knox".

"Flugzeug im Nebel"

Ein Spaziergang im Jahr 2006 durch den Burggarten mit den Ex-Finanzmarktvorständen Heinrich Traumüller und Kurt Pribil steht im Fokus der Befragung. "Bei ein, zwei Runden durch den Burggarten haben die Vorstände die Lage der Hypo angesprochen. Das haben beide im U-Ausschuss bestätigt", so der grüne Fraktionsführer Werner Kogler. "Offen und deutlich" habe man Schüssel dargestellt: "Die Bank hat wenig Eigenmittel, hohes Risiko, ein rasantes Wachstum und schwache Systeme", sagte Ex-Vorstand Traumüller im U-Ausschuss.

Er habe Schüssel erklärt, dass die Kärntner "Hypo wie ein Sportflugzeug im Nebel ohne Navigationsgeräte unterwegs" sei – "und ich habe generell Flugangst". Auch habe man Schüssel zu verstehen gegeben, dass man "wenig Vertrauen in den Hypo-Vorstand" hege. Außerdem möchte Kogler Schüssel über die Installierung der Finanzmarktaufsicht und deren politischen Hintergründe befragen. "Wir wissen, dass Schüssel eine schlaue Nuss ist", so Kogler.

Das Prädikat spannend verdient auch die Befragung von Ex-Hypo-Investor Tilo Berlin. Kogler ortet bei dem Millionendeal den Verdacht eines "Insiderhandels". "Aus den Protokollen geht hervor, dass Berlin vorgab, die österreichischen Behörden in der Tasche zu haben. Ich möchte wissen, wie leicht es war, Notenbank und Ministerium auf seine Seite zu bringen."

Kommentare