Düringer: "Politiker zu werden, wäre sozialer Abstieg für mich"

Kabarettist Roland Düringer: "Staat ist ein Selbstbedienungsladen."
Roland Düringer und die Bürgerinitiative "Tatort Hypo" wollen Bürger zu Engagement bewegen: "Wir sind alle zu gierig."

Ich bin der Pressesprecher und das Gesicht der Bewegung". Roland Düringer ist sich seiner Wirkung bewusst. Schließlich sind auch die etwa dreißig Journalisten hauptsächlich seinetwegen in den Wiener Volksgarten Pavillon gekommen. Als Teil der Bürgerinitiative Tatort Hypo hat sich Düringer einer Kampagne für mehr Bürgerengagement verschrieben – und der Aufarbeitung der Vorgänge rund um die Pleitebank. "Die Hypo ist ein Symptom für die Krankheiten Macht und Geldgier", stellt der Kabarettist klar.

Dass bereits 130.000 Menschen die Petition der Opposition unterschrieben erfreut die Gruppe, selbst wenn sie eine eigene initiiert haben - und derzeit erst bei wenigen tausend Unterschriften liegen. "Das ist ja kein sportlicher Wettbewerb", sagt Düringer und betont: "Wir dürfen nicht locker lassen. Die Hypo-Kritik darf kein kurzer Hype bleiben." Derzeit haben etwa zwei Prozent der Wahlberechtigten eine der Hypo-Petitionen unterschrieben, erst bei zehn Prozent werde es systemrelevant, so die Initiatoren von Tatort Hypo.

Ursprünglich gegründet wurde die Initiative vor etwa zwei Monaten von den Wiener Managern Günter Robol, seinem Sohn Christoph und Michael Smrcka. Die gemeinsame Firma ist auf Finanz-Management für Betriebe spezialisiert. Doch erst mit der Unterstützung Düringers und des Regisseurs Erwin Wagenhofer ("We feed the world", "Let's make money") stieg das Interesse der Medien und der Öffentlichkeit. Ein Faktor dessen sich auch der Kabarettist bewusst ist: "Warum reagiert Spindi auf einen Brief von einem Kasperl?" Und beweist im Anschluss gleich komödiantisches Talent: "Manche haben nach unserem Treffen geschrieben, dass er mit einem Skurrilo über die Hypo spricht. Ich habe aber nicht das Gefühl, dass Spindi ein Skurilo ist."

"Der Hofnarr kann Sachen sagen, die sonst niemand sagen darf."

Dass er ein "Kasperl" ist, gefällt Düringer aber durchaus: "Der Hofnarr kann Sachen sagen, die sonst niemand sagen darf." Und auch die Allgemeinheit kritisieren: "Das ist jetzt kein Feldzug gegen die Politiker. Wir sind alle zu gierig. Wir müssen anfangen anders zu denken und anders zu handeln."

Keine Polit-Ambitionen

Das gemeinsame Ziel der noch kleinen Bewegung ist ein U-Ausschuss. Wie man dieses Ziel genau erreiche, ist aber noch nicht klar. Politisch aktiv will die Gruppe nicht werden: Das überparteiliche, persönliche Engagement betonen die Herren mehrmals, Berufspolitiker oder eine Partei soll nicht aus ihnen werden.

Besonders Roland Düringer sieht sich nicht als ein nächster Beppe Grillo (ital. Protestpolitiker, Anm.), wie beispielsweise Armin Wolf angedeutet hatte: "Politiker zu werden, wäre ein sozialer Abstieg für mich", erklärt er, gefolgt von heiterem Lachen der Journalisten. Düringer gefällt sich eben als "Kasperl" – von Berufs wegen.

Parallel zu Justizermittlungen sei er nicht gut. Ein Tribunal der Opposition sei er, bei dem nichts rauskomme. Das, aber auch das billigste Argument, er sei teuer, führen rote und schwarze Granden gegen einen U-Ausschuss zur Hypo an.

Weil diese Erklärungen viele Bürger nicht besänftigen, sondern noch mehr erregen, und der Druck via Online-Petition steigt, versuchen die Regierenden den Befreiungsschlag. Mit dem Bekenntnis, die Verfahrensregeln im parlamentarischen Untersuchungsgremium derart zu ändern, dass es nicht länger "Showbühne" für Peter Pilz und Konsorten sei. Fortan solle auch eine Minderheit von Abgeordneten einen U-Ausschuss einsetzen können.

Nicht nur Kanzler und Vizekanzler versprechen das. Das sagen jetzt auch ihre Klubchefs. Jene, die noch vor Kurzem befunden hatten, "besonderen Zeitdruck" gebe es nicht (ÖVP-Mann Reinhold Lopatka). Und die mit Verweis auf das Hypo-Gezeters von Grünen & Co wissen ließen, die Reformverhandlungsbereitschaft gehe "gegen Null" (SPÖ-Mann Andreas Schieder).

Vor Applaus für die Ankündigungen der Koalitionäre ist zu warnen. Verfrüht könnte er sein. Schon 2009 hatten die damaligen rot-schwarzen Klubchefs, Josef Cap und Karlheinz Kopf, den Willen zur U-Ausschuss-Reform kundgetan – per Unterschrift. Ein bisschen verhandelt wurde mit den Oppositionellen; dann war wieder Schluss mit der Diskussion.

Sind ihre Nachfolger nicht von allen Polit-Sinnen, bringen sie sie diesmal zum Ende. Und drehen sie nicht mit einem "Wir konnten uns auf kein Modell einigen" (Cap 2012) ab. So leicht wie einst wird das ohnehin nicht gehen. Auch immer mehr Spitzenpolitiker drängen auf die Reform; Justizminister Wolfgang Brandstetter ebenso wie Nationalratspräsidentin Barbara Prammer. Sie möchte, dass die neuen Regeln bis zum Sommer erarbeitet sind.

Damit wäre es vorbei mit der Tribunal-Ausrede. Einem Hypo-U-Ausschuss im Herbst stünde nichts mehr im Wege.

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