Polen wollen "Putin-Rocker" ausbremsen

Archivbild: Der damalige Premier Putin 2011 mit den Nachtwölfen.
Russische Rocker planen "Siegesfahrt" durch Polen via Österreich nach Berlin.

Sie tragen lange Haare, Lederjacken und die russische Fahne: Der Motorradclub „Nacht-Wölfe“ gilt als staatstragende Rockergemeinschaft Russlands, die sich gern zusammen mit Wladimir Putin ablichten lässt. Nun wollen sie den Sieg der Roten Armee vor 70 Jahren feiern und vom 25. April bis 9. Mai von Moskau nach Berlin rollen. Dabei werden sie an Orten wichtiger Schlachten und bei sowjetischen Friedhöfen Station machen, etwa im polnischen Breslau (Wroclaw).

Doch in Polen formiert sich Widerstand. „Nein zu einer Durchfahrt russischer Banditen durch Polen“ nennt sich eine Facebook-Seite mit mehr als 1000 Likes. Eine entsprechende Petition an das Außenministerium haben Tausende Polen unterschrieben, die Initiatoren gehören zur „Kämpfenden Solidarnosc“, einem radikalen Flügel der Gewerkschaftsorganisation. In beiden Aufrufen wird darauf verwiesen, dass die Rocker eine nationalistische Politik vertreten und in Kämpfe in der Ost-Ukraine verwickelt waren.

Die polnische Regierungspartei, die konservativ-liberale „Bürgerplattform“, fürchtet eine Eskalation und schiebt die Verantwortung von sich. Vize-Außenminister Rafal Trzaskowski sagte, der Grenzschutz würde über die Einreise entscheiden. Visa könne Polen nicht verweigern, da die Gruppe vermutlich Schengen-Visa in Deutschland beantragt habe. „Diese Motorradfahrer fahren nicht nach Deutschland, um Hitler zu ehren, sondern um seine Niederlage zu feiern“, so der frühere linke Premierminister Leszek Miller.

Rockerchef droht Polen

Aleksander Zaldostanow, der kräftig gebaute Chef der 5000 „Wölfe“, drohte: „Sollte es polnische Aktionen geben, gibt es Reaktionen.“ Die Verhinderer seien wohl „Nachfahren der Polizisten, die mit den Deutschen kollaboriert haben, und der Aufseher im Ghetto“, zitiert ihn die Rossiskaja Gaseta. Zur Beschwichtigung teilten die Rocker mit, es würden nur 100 Rocker in kleinen Gruppen mitfahren.

Doch der ideologische Hintergrund Zaldostanows, von Beruf Chirurg, trägt nicht zur Deeskalation bei: Der Rocker ist bekennender Anhänger Josef Stalins und nennt die Stadt Wolgograd beharrlich „Stalingrad“. Zusammen mit dem populären Schauspieler Michail Porotschenkow, der auf Seiten der Separatisten in der Ukraine medienwirksam zum Maschinengewehr gegriffen hat, gründetet er die Bewegung „Antimaidan“. Sie soll eine Revolution wie in der Ukraine in Russland verhindern und setzt die liberale Opposition unter Druck.

Auch ein Auto-Corso will sich auf den Weg machen: Der „Freiwilligen-Verband zur Unterstützung der Armee, der Luftstreitkräfte und der Flotte“ will von Moskau über Minsk und Warschau nach Torgau (Sachsen) fahren. Dort begegneten sich am 25. April 1945 erstmals sowjetische und US-Soldaten.

Kommentare