Wieder gewalttätige Proteste in Venezuela

Caracas im Ausnahmezustand
Inflation, Mangel, Reformresistenz: Am Jahrestag der heftigen Protestwelle kam es wieder zu Ausschreitungen.

In Venezuela ist es am Jahrestag der gewalttätigen Proteste von Anhängern und Gegnern der Regierung zu Zusammenstößen zwischen der Polizei und Demonstranten gekommen. In der Hauptstadt Caracas setzten am Donnerstag Gegner von Präsident Nicolas Maduro Mistkübel in Brand und warfen Steine auf Sicherheitskräfte. Nach Angaben von Augenzeugen wurden mindestens sechs Menschen festgenommen. Zuvor hatten dort tausende Menschen für Maduro protestiert. In der Stadt San Cristobal setzte die Polizei Tränengas gegen regierungskritische Demonstranten ein, die Brandsätze auf Beamte geworfen und Geschäfte geplündert hatten. Fünf Polizisten und drei Aktivisten wurden verletzt.

Venezuela leidet unter hoher Inflation, Mangelwirtschaft und gestiegener Kriminalität. Vor den Supermärkten bilden sich regelmäßig lange Schlangen. Der Ölpreis-Verfall hat die Budgetprobleme des OPEC-Mitglieds zuletzt noch verschärft.

Um die Versorgungsprobleme zu entschärfen, gab die sozialistische Regierung am Donnerstag den Devisenhandel teilweise frei. Der US-Dollar wurde auf dem neuen Devisenmarkt mit 170,03 Bolivar und damit unter dem Schwarzmarktkurs von 190 Bolivar gehandelt. Für Importe von Lebensmitteln und Medizin wurde der offizielle Kurs von 6,30 Dollar beibehalten.

Eskalation vor einem Jahr

Im Frühjahr 2014 waren 43 Menschen bei wochenlangen Protesten gestorben, darunter Unterstützer und Gegner Maduros. Beide Seiten machen sich gegenseitig für die Eskalation verantwortlich. Den ersten Toten hatte es am 12. Februar gegeben. Bei den überwiegend von Studenten und Oppositionellen getragenen Protesten werden politische Reformen und auch der Rücktritt des Sozialisten Maduro gefordert. Er ist Nachfolger des verstorbenen Hugo Chavez. Maduro wirft seinen Gegnern indes vor, einen von den USA gestützten Staatsstreich zu planen.

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