Papst schätzt schlichte Weihnachten

Am Heiligen Abend beginnt für Franziskus – neben Ostern – die arbeitsintensivste Zeit im Jahr.

Der Karlpreis 2016 wird Papst Franziskus in Rom überreicht. Der Papst sei eine "Stimme des Gewissens in einer Zeit, in der viele Menschen Orientierung suchen".

Bescheidenheit statt Prunk – auch zu Weihnachten. Die Messfeiern fallen schlichter aus. Bereits zum dritten Mal zelebriert Franziskus heute die Christmette am Heiligen Abend im Petersdom, die um 21.30 Uhr beginnt und live im TV in zahlreiche Länder übertragen wird. Am ersten Weihnachtsfeiertag zu Mittag verkündet der Pontifex von der Mittelloggia des Petersdoms die Weihnachtsbotschaft und spendet den Segen "urbi et orbi" – für die Stadt Rom und die ganze Erde. Seine Weihnachtswünsche verkündet er nur auf Italienisch, nicht wie seine Vorgänger in 60 Sprachen.

Auch über Twitter "@Pontifex" sendet der Papst, der mit 25 Millionen Nutzern immer populärer wird. Die Tweets werden in neun Sprachen veröffentlicht, von Arabisch bis Latein.

Einfache Kost

Statt opulenter Mahlzeiten – Joseph Ratzinger wurden bayerische Köstlichkeiten kredenzt – gibt es an den Feiertagen nur einfache Kost. Jorge Mario Bergoglio führt ohnehin einen spartanischen Haushalt. Er hat das Personal drastisch reduziert. Es gibt keine Ordensfrauen mehr, die einander beim Kochen übertrumpfen, und keine Haushälterinnen, die den Papst bedienen.

Von Konsumdenken und Geschenke-Kult hält der Pontifex, der kurz vor den Feierlichkeiten an einer Grippe laborierte, nicht viel. Für ein kubanisches Jesuitenseminar spendete der Papst einen Autobus, der von Italien nach Kuba verschifft wurde. Ein Geschenk aus Bayern sorgt für weihnachtliche Stimmung auf dem Petersplatz: Dieses Jahr stammt der hell beleuchtete Christbaum, eine 25 Meter hohe Fichte, aus der Oberpfalz.

Angesichts der Tragödien der vergangenen Monate – Krieg und Terror – gleiche der Konsumwahn rund um Weihnachten einem Affenzirkus, sagte der Papst kürzlich in einer Rede. Sein Herz gilt den Armen, Obdachlosen und Flüchtlingen.

Obdachlose in Rom

Kurz vor Weihnachten besuchte Franziskus daher auch eine Obdachlosenunterkunft der Caritas am römischen Hauptbahnhof Termini. Das Caritaszentrum an der Stazione Termini ist mit 200 Schlafplätzen die größte Obdachloseneinrichtung in der italienischen Hauptstadt und gibt täglich 500 Mahlzeiten an Bedürftige aus. Laut Schätzungen der katholischen Gemeinschaft Sant’Egidio leben rund 8000 Obdachlose in Rom.

Am Petersplatz ließ der Papst in diesem Jahr Duschen an den Kolonnaden und einen Friseursalon einrichten. Zudem wurden auf seinen Wunsch in der Ordenszentrale der Jesuiten in der Nähe des Vatikans 30 Schlafplätze geschaffen. Almosenverwalter Bischof Konrad Krajewski kümmert sich um die Obdachlosenversorgung und gilt als enger Vertraute von Franziskus. Bereits zum dritten Mal organisiert der Vatikan eine Weihnachts-Lotterie, deren Erlös Obdachlosen und Flüchtlingen zugute kommt. Ein Los kostet zehn Euro. Die Preise sind Geschenke, die Franziskus erhalten hat– von einem Fiat Lancia, einer Rolex bis hin zu wertvollen Teppichen und Kaffeemaschinen.

Sicherheitsmaßnahmen

Aufgrund wiederholter Terrordrohungen herrschen rund um den Petersplatz strengste Sicherheitsvorkehrungen. Sie sollen für den Schutz von Zehntausenden Menschen aus aller Welt sorgen, die in den nächsten Tagen auf dem Petersplatz erwartet werden.

Bei seiner Weihnachtsansprache ist Papst Franziskus auch auf die Skandale der letzten Monate – im Zuge der Vatileaks-2-Affäre wurden Verschwendung, Fehlinvestitionen, Geldwäsche im Vatikan aufgedeckt – eingegangen und entschuldigte sich bei seinen Mitarbeitern.

Den Kardinälen hielt er keine so strenge Standpauke wie im Vorjahr. Er erinnerte sie aber deutlich an zwölf wichtige Tugenden wie Achtung und Demut, Liebe und Wahrheit. Der Papst zeigte sich trotz aller Widerstände fest entschlossen, seine Kurienreform fortzusetzen.

Kurz vor den Festtagen feierte Jorge Mario Bergoglio seinen 79. Geburtstag. Zu seinen Ehren versammelten sich 3000 Tangotänzer auf dem Petersplatz, die für den argentinischen Pontifex tanzten. Pilger stimmten am Ende der Generalaudienz zu einem spontanen "Happy Birthday" an.

Nach dem Weihnachts-Marathon muss der Papst Kraft sammeln für die Auslandsreisen 2016. Bereits im Februar (von 12. bis 18.) wird er Mexiko besuchen. Aufgrund zahlreicher Verpflichtungen im Heiligen Jahr in Rom wird Franziskus keine Reisen in Italien absolvieren. Auch sein Heimatland Argentinien muss bis 2017 auf einen Besuch warten. Ein Höhepunkt im Kirchenjahr werden die Feierlichkeiten anlässlich der Heiligsprechung von Friedensnobelpreisträgerin Mutter Teresa am 4. September sein.

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