USA einigen sich mit Taliban auf Gefangenenaustausch

Obama empfing die Eltern von Bowe Bergdahl im Weißen Haus.
Bergdahl war der einzige US-Soldat, den die Taliban jemals gefangen nehmen konnten – und damit ihr größtes Faustpfand.

Zum Abschied gab es einen Turban als Geschenk. Fünf Jahre hatte Bowe Bergdahl in der Gewalt der Taliban verbracht. Jetzt ist er auf einem US-Luftwaffenstützpunkt in Deutschland. Bergdahl war der einzige US-Soldat, den die Taliban jemals gefangen nehmen konnten – und damit ihr größtes Faustpfand. Seine bemerkenswerte Freilassung ist das Ergebnis ebenso bemerkenswerter Verhandlungen. Jahrelanger Verhandlungen.

Am Samstag um 19 Uhr afghanischer Zeit wurde Bergdahl in der Region Khost nahe der Grenze zu Pakistan an einem vereinbarten Treffpunkt an eine US-Sondereinheit übergeben und aus der Region geflogen. Kein Schuss fiel bei der Übergabe. Zur selben Zeit im US-Gefangenenlager Guantanamo auf Kuba übergab das US-Militär fünf Gefangene an eine Delegation aus dem Golf-Emirat Qatar. Zusammen stiegen sie in eine US-Maschine, um nach Qatar zu fliegen. Bei den fünf Freigelassenen handelt es sich um Personen aus der Führungsriege des Taliban-Regimes in den Jahren vor 2001: Einer war Vize-Verteidigungsminister, ein anderer Innenminister.

Drei Jahre war verhandelt worden. Drehscheibe der Gespräche und letztlich zum Ziel führender Vermittler war das Emirat Qatar, wo die Taliban ein politisches Büro unterhalten.

Schon die Eröffnung dieser "Botschaft" des "Islamischen Emirats Afghanistan", wie es die Taliban nennen, hatte die Konfliktlinien im Umgang mit den Taliban sichtbar gemacht. Sichtbar werden sie auch jetzt. Denn nicht in die Gespräche eingebunden war die afghanische Regierung. Die fordert direkte Verhandlungen mit den Taliban auf afghanischem Boden ohne die USA. Bereits in der Vergangenheit hatten Geheimgespräche zwischen den USA und den Taliban für Zwist zwischen Washington und Kabul gesorgt.

USA einigen sich mit Taliban auf Gefangenenaustausch
Jetzt steht in Afghanistan jedoch ein Machtwechsel an. Präsident Karzai ist Geschichte und beide Kandidaten in der Stichwahl haben zugesagt, ein ausverhandeltes bilaterales Sicherheitsabkommen mit den USA unterzeichnen zu wollen. Hoffnungsbekundungen seitens der USA und Kabuls, der jetzige Deal könne ein Impuls zu weiteren Gesprächen sein, erteilten die Taliban aber postwendend eine Absage: Es habe sich lediglich um einen "Austausch von Kriegsgefangenen" gehandelt, so ein Sprecher. Es handle sich nicht um einen "politischen Vorgang".

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