eMails: Sanders fordert Rücktritt an Demokraten-Spitze

Hillary Clinton kämpft auf dem Parteitag um die geschlossene Unterstützung der Demokraten.
Peinliche eMails und ein Wall Street-freundlicher Vizepräsident sorgen für Unruhe – Demokraten ringen um Einigkeit vor Parteitag.

Es war alles wunderbar vorbereitet. Hillary Clinton und ihr Gegenspieler aus den Vorwahlen, der linke Senator Bernie Sanders, hatten sich zusammengerauft. Clinton kam Sanders inhaltlich bei den demokratischen Leitlinien für die nächsten vier Jahre entgegen. Sanders sagte ihr im Gegenzug volle Unterstützung im Wahlkampf gegen die Republikaner zu.

Doch kurz vor dem Beginn der Convention der Demokraten in Philadelphia setzte es Tiefschläge gegen die Sanders-Unterstützer. Hillary Clinton entschied sich für Tim Kaine, Senator aus Virginia, als ihren Vizepräsidenten. Die progressive Bewegung „Democracy for America“, die Sanders’ Vorwahlkampf unterstützt hatte, nennt Kaine „desaströs“: Er unterstütze das transpazifische „Job-Killer“-Abkommen und sei gegen Regulierungen der Wall Street.

Wikileaks-Enthüllung

Für Zündstoff sorgt auch eine platzierte Enthüllung von Wikileaks. Der Server der Demokratischen Partei wurde gehackt und 20.000 Seiten eMails an die Öffentlichkeit gespielt. Der eMail-Verkehr unter führenden Funktionären belegt, dass die Partei im Vorwahlkampf Hillary Clinton begünstigt und Bernie Sanders bekämpft hat. Peinliches Beispiel: In einer Konversation, in die auch der Finanzchef der Partei involviert war, wird erörtert, ob man nicht Sanders jüdische Religionszugehörigkeit, und ob er gläubig sei hinterfragen solle. Das könne ihn im religiösen Süden Stimmen kosten. Dabei hatte die Demokratische Partei stets versichert, sich im Vorwahlkampf neutral zu verhalten.

Sanders reagierte am Sonntag kritisch, aber dennoch im Sinne der Einigkeit der Partei. Die Erkenntnisse aus den publizierten eMails nannte er „skandalös“, er sei „kein Atheist“. Überrascht ist Sanders nicht. Er habe schon vor Monaten gesagt, dass das Partei-Establishment gegen ihn arbeite. Sanders fordert als Konsequenz, Parteichefin Deborah Schultz Wasserman solle zurücktreten.

"Hundert Mal besser als Trump"

Zur Nominierung von Tim Kaine sagt Sanders: Ja, er hätte lieber einen anderen Vizepräsidenten gehabt; Ja, Tim Kaine sei konservativer als er, Sanders; aber: „Tim Kaine ist hundert Mal besser, als Donald Trump es je sein wird.“

Er werde trotz allem Hillary Clinton unterstützen, damit Trump nicht gewinne, sagt Sanders. Seine Fans ziehen jedoch protestierend durch Philadelphia. Sie wollen Sanders als Präsidentschaftskandidaten haben.

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