Nach der Ermordung der IS-Geisel Haruna Yukawa will der japanische Ministerpräsident Shinzo Abe alles tun, damit dem zweiten Gefangenen Kenji Goto dasselbe Schicksal erspart bleibt. Das Leben von Goto "habe Priorität vor allem anderen", sagte Abe am Sonntag in Tokio. Er ließ offen, wie Japan auf die Forderung der Terrormiliz "Islamischer Staat" (IS) nach einem Gefangenenaustausch reagieren werde.
Abe berichtete aber, dass er in Geiselkrise am Samstag mit dem jordanischen König Abdullah gesprochen habe. Dabei dürfte es um die am Samstag bekannt gewordene IS-Forderung nach der Freilassung einer in Jordanien inhaftierten radikalen Islamistin gegangen sein. Die Extremisten hatten zunächst 200 Millionen Dollar (178,6 Mio. Euro) Lösegeld für die beiden japanischen Geiseln gefordert, was Tokio umgehend zurückwies.
Zum Video, das die Tötung Yukawas belegen soll, sagte Abe, dieses scheine authentisch zu sein. Man sei weiterhin dabei, zu analysieren, ergänzte ein Sprecher. Die Ermordung der Geisel sei "verabscheuungswürdig", sagte der Regierungschef.
Im Internet war am Samstag ein entsprechendes Video verbreitet worden. Es zeigt ein Standbild des Entführten Goto, der ein Foto seines mutmaßlich getöteten Kollegen Yukawa hochhält. Weitere grausame Einzelheiten wie in früheren Videos sind nicht zu sehen. Eine Stimme - angeblich die der Geisel - bittet die japanische Regierung, den Forderungen der Extremisten nachzukommen.
Die im Internet verbreitete Aufnahme ist nach Einschätzung der Regierung in Tokio wahrscheinlich authentisch. Sie habe eine "hohe Glaubwürdigkeit", sagte Abe. Zu den Geiselnehmern gebe es keinen Kontakt.
In dem Video heißt es, der IS wolle kein Geld mehr, sondern fordere die Freilassung der Islamistin Sadshida al-Rishawi, die im Jahr 2005 mit einem Selbstmordattentat gescheitert war.
Die Jihadisten hatten Anfang der Woche im Internet ein Video der beiden gefangenen Männer verbreitet. Darin verlangte ein IS-Kämpfer von der japanischen Regierung, 200 Millionen Dollar Lösegeld innerhalb von 72 Stunden zu zahlen. Die japanische Regierung ging davon aus, dass diese Frist am Freitag abgelaufen ist.
Mit der Lösegeldforderung in dieser Höhe konterte der IS Japans finanzielle Hilfe für den Kampf gegen die Terrormiliz. Die Regierung in Tokio hatte angekündigt, von den Jihadisten bedrohte Länder mit 200 Millionen Dollar zu unterstützen. Die Mittel sollen laut Ministerpräsident Abe für die Flüchtlingshilfe verwendet werden.
Es ist das erste Mal, dass der IS japanische Geiseln verschleppt hatte. Haruna Yukawa soll nach Medienberichten im August vergangenen Jahres von der Terrormiliz in Marea gefangen genommen worden sein, als er mit syrischen Rebellen unterwegs war. Kenji Goto, ein freier Journalist, war in Syrien verschleppt worden.
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