Assad bietet Waffenruhe in Aleppo an

Kurz vor den geplanten Friedensverhandlungen kommt Bewegung in den verfahrenen Bürgerkrieg.

Das Regime in Damaskus hat wenige Tage vor Beginn der geplanten Friedensverhandlungen erste Zugeständnisse gemacht. Das offizielle Syrien bietet den Regierungsgegnern eine Waffenruhe für die Stadt Aleppo und einen Gefangenenaustausch an. Beides hatte das Regime von Präsident Bashar al-Assad bisher abgelehnt. Außenminister Walid al-Muallem sagte am Freitag in Moskau, er habe seinem russischen Amtskollegen Sergej Lawrow einen Vorschlag für Sicherheitsmaßnahmen vorgelegt, die eine Waffenruhe in Aleppo begleiten sollten. Jetzt müsse nur noch die "Stunde Null" für diese Waffenruhe festgelegt werden. Ein Teil von Aleppo wird momentan von Rebellen kontrolliert, ein Teil von den Regierungstruppen.

Gleichzeitig bekundete Al-Muallem die Bereitschaft des syrischen Regimes, Gefangene gegen Geiseln auszutauschen, die von den Rebellen festgehalten werden. Bisher hatte sich das Regime nur auf den Austausch von Gefangenen gegen ausländische Geiseln eingelassen. Angebote der Rebellen, zum Austausch syrischer Soldaten oder regimetreuer Zivilisten wurden dagegen stets abgelehnt.

Die Friedensverhandlungen in der Schweiz sollen am Mittwoch beginnen. Die syrische Exil-Opposition wollte am Freitagnachmittag in Istanbul über ihre Teilnahme an den Verhandlungen beraten. Die Beratungen sollen am Samstag fortgesetzt werden.

Im Syrien-Konflikt kämpfen verschiedene Rebellengruppen gegen Assads Einheiten. Auch untereinander liefern sich Aufständische heftige Gefechte. Insgesamt ist ein Vormarsch islamistischer Gruppen zu beobachten, während die vom Westen unterstützte Freie Syrische Armee immer mehr an Bedeutung verliert.

Die wichtigsten Gruppierungen unter den Aufständischen:

ISLAMISCHE FRONT: Sie ist ein Zusammenschluss aus sechs großen islamistischen Gruppen. Die Islamische Front ist vermutlich die größte Rebellenallianz in Syrien und verfügt über 40.000 bis 50.000 Kämpfer. Ihre Mitglieder sind sunnitische Extremisten, die einen islamischen Staat in Syrien errichten wollen. Die Haltung der Islamischen Front gegenüber der ISIL ist ambivalent, Teile der Gruppe unterstützen aber den Kampf gegen sie.

SYRISCHE REVOLUTIONÄRE FRONT: Die Allianz aus weitgehend nicht ideologisch geprägten Rebellen-Einheiten formierte sich im Dezember. Das Rückgrat der Gruppe bildet die Syrische Märtyrer Brigade, eine einst einflussreiche Gruppe aus der nördlichen Provinz Idlib unter Führung von Jamal Maruf. Ihm war von rivalisierenden Rebellengruppen vorgeworfen worden, für den Aufstand bestimmte Gelder in die eigene Tasche gesteckt zu haben. Die Anhänger der revolutionären Front sind weitgehend moderate Islamisten. Finanziell unterstützt wird die Gruppe vermutlich von Golfstaaten wie Saudi-Arabien.

MUJAHEDDIN-ARMEE: Sie bildete sich erst zu Jahresbeginn aus acht militanten syrischen Gruppen und startete sofort eine Offensive gegen die Extremisten der ISIL. Die Allianz ist moderat islamistisch und hat nach eigenen Angaben rund 5000 Mitglieder.

NUSRA-FRONT: In der einflussreichen Rebellen-Gruppe sind sowohl syrische als auch ausländische Extremisten aktiv. Sie ist von Al-Kaida offiziell als Ableger in Syrien anerkannt worden. Die Nusra-Front hat als erste Gruppierung in Syrien Selbstmord- und Autobombenanschläge in Stadtgebieten verübt. Sie kämpft für einen islamischen Staat und hat zwischen 7000 und 8000 Anhänger. Auch wenn die Gruppe nicht der Islamischen Front zugerechnet wird, kooperiert sie eng mit ihr.

ISLAMISCHER STAAT IM IRAK UND DER LEVANTE (ISIL/ISIS): Die Gruppe wurde von abtrünnigen Mitgliedern der Nusra-Front gebildet und vereinigte sich mit dem Al-Kaida-Ableger im Irak. Angeführt wird die ISIL von Abu Bakr al-Baghdadi, der die Forderung der Al-Kaida ignorierte, den Schwerpunkt der Aktivitäten auf den Irak zu legen. Sie gilt als die militanteste der extremistischen Gruppen in Syrien.

Zunächst hatte die Gruppierung unter anderem wegen ihrer strikten Haltung gegen Plünderungen einen Großteil der syrischen Bevölkerung auf ihrer Seite. Dies änderte sich, als sie damit begann, Kritiker zu entführen und zu töten. Derzeit kämpft die ISIL an mehreren Fronten - gegen rivalisierende Rebellen in Syrien und gegen die irakische Armee in Anbar, wo sie mehrere Orte unter ihre Kontrolle gebracht hat. Sie verfügt über 6000 bis 7000 Kämpfer.

HÖCHSTES MILITÄRKOMMANDO (SMC): Es handelt sich um eine moderate, nicht ideologische Gruppe. Sie wird von westlichen Ländern wie den USA unterstützt. Auch die Türkei und die arabischen Golfstaaten stehen auf ihrer Seite. Sie hat niemals den Eindruck ausräumen können, dass ihre Führung aus dem Ausland kommt.

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