USA

Snowden war selbst "High-Tech-Spion"

Edward Snowden
Der Enthüller hat für Geheimdienste im Ausland gearbeitet, sagt er in seinem ersten US-Interview.

Es ist rund ein Jahr her, dass der frühere NSA-Mitarbeiter Edward Snowden den Überwachungsskandal, der seither unser aller Leben begleitet, aufdeckte. Erst jetzt hat er sein erstes Interview für das US-Fernsehen gegeben, es wird am Mittwochabend (Donnerstag 04:00 MESZ) auf NBC ausgestrahlt. News-Anchor Brian Williams fuhr dafür nach Moskau, wo Snowden nun im Exil lebt. Und das Gespräch bringt interessante Neuigkeiten zu Tage: Snwoden bezeichnete sich in vorab veröffentlichten Passagen selbst als "High-Tech-Spion" der US-Geheimdienste. Er sei ausgebildeter Spion und habe für NSA und CIA verdeckt im Ausland gearbeitet, so der heute 30-Jährige. Damit wies er Anschuldigungen seiner Kritiker zurück, die ihn lediglich als kleinen Hacker bezeichnet hatten.

Snowden wird von den USA per Haftbefehl gesucht. Allerdings erwägt er nach einem Bericht des Spiegel offenbar, unter bestimmten Bedingungen in sein Heimatland zurückzukehren. "Es gibt Verhandlungen", zitiert das Nachrichtenmagazin Snowdens deutschen Anwalt Wolfgang Kaleck. "Alle, die mit der Sache zu tun haben, sind sich bewusst, dass eine einvernehmliche Lösung mit den US-Behörden das Sinnvollste wäre."

Neue Enthüllungen zu Deutschland

Der NSA-Untersuchungsausschuss des Deutschen Bundestages will ihn als Zeugen vernehmen. Unklar ist noch, wo und wie. Die deutsche Bundesregierung will aus Rücksicht auf die US-Regierung keine Zusage zu Snowdens Sicherheit geben - obwohl die Enthüllung, die NSA habe auch Angela Merkels Telefon angezapft, gehörig für Aufregung in Berlin sorgte.

Zuletzt kündigte Snowden auch neue brisante Enthüllungen zu Deutschland an. Er sei bei der NSA "persönlich mit der Kommunikation aus Deutschland befasst" gewesen, sagte er dem Magazin Stern. "Um es klar zu sagen: Die verfassungsgemäßen Rechte jedes Bürgers in Deutschland wurden verletzt". Er bestätigte dem Magazin auch, dass Mitarbeiter deutscher Dienste Zugang zum X-Keyscore Programm der NSA gehabt hätten, das unter anderem Milliarden deutscher Kommunikationsdaten durchsuche. "Die deutschen Dienste liegen mit den Amerikanern in einem Bett."

Auch Österreich dürfte von weiteren Enthüllungen nicht ganz verschont bleiben. Der US-Journalist Glenn Greenwald, der zusammen mit Snowden den Skandal aufdeckte, sagte kürzlich in einem Standard Online-Interview, dass Österreich mit dem US-Geheimdienst zusammenarbeite, und zwar nicht nur "gelegentlich", sondern ständig. Die Kooperation der NSA mit Österreichs sei allerdings diskret und für spezifische Ziele, so Greenwald. "Man sammelt vielleicht gemeinsam Daten aus Afghanistan oder nimmt bestimmte Organisationen ins Visier." Die NSA sehe Länder in der Tier-B-Kategorie, wie Österreich, aber primär als Überwachungsziel, "nur sekundär als Partner." Nachdem die NSA die UNO und UNO-Unterorganisationen ins Visier genommen habe, wäre es "schockierend, würde die NSA nicht auch in Wien Organisationen wie die IAEA überwachen wollen".

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