Szenen aus dem Inneren der IS-Hauptstadt

Vollverschleierung ist für die Frauen in Rakka Pflicht.
Eine junge syrische Frau hat heimlich das Leben in Rakka gefilmt – sie setzt damit ihr eigenes aufs Spiel.

Wird sie jemals gefunden, muss sie um ihr Leben bangen: Eine junge Frau hat in der syrischen Stadt Rakka, die seit den ersten Eroberungen der IS-Terrormiliz als die Hauptstadt der Organisation gilt, heimlich Eindrücke ihres Lebens dort gefilmt. Die Kamera hat sie unter ihrem Schleier, der den ganzen Körper und das Gesicht verhüllen muss – so sieht es das Gesetz des „Islamischen Staates“ vor.

Sichtbar wird das während der Aufnahmen, die die junge Frau zwei französischen Fernsehsendern übermittelt hat: Eine Auto hält sie während ihres Spazierganges durch die Stadt auf, um ihr zu sagen, dass man Teile ihres Gesichtes sähe – sie entschuldigt sich damit, dass das Material des Schleiers offenbar zu durchsichtig sei. Mit einer Verwarnung wird sie entlassen.

"Mama, ich komme nicht zurück"

Eine zweite Szene zeigt, wie mehrere Frauen in einem Internetcafe mit ihrer Familie telefonieren – eine davon, offenbar eine Französin, kann man bestens hören: Sie schildert in bestem Französisch, dass sie nicht mehr nach Paris kommen werde – es gefalle ihr hier. „Nein, Mama, ich komme nicht zurück“, hört man die Frau sagen – "Ich habe nicht die ganzen Gefahren auf mich genommen, hierher zu kommen, um dann wieder nach Frankreich zurückzukommen." Die Gesprächspartner am anderen Ende der Leitung hört man oft weinen, so der Bericht.

Viele Europäer sind in den Dschihad gezogen oder haben sich den autoritären IS-Regeln untergeordnet – auch aus Österreich sollen mehr als 140 Personen bereits in den Irak oder nach Syrien gegangen sein, um sich der Miliz anzuschließen. Dies heißt aber nicht, dass jeder in Rakka sich mit dem Terrorregime anfreundet: Die Stadt ist komplett von den IS-Terroristen in Beschlag genommen, das öffentliche Leben unterliegt strengen Vorschriften – Frauen dürfen sich etwa nur in Begleitung eines Mannes frei bewegen, Alkohol ist komplett verboten. Wer sich nicht daran hält, wird von der IS-Patrouille aufgehalten – auch Frauen schieben dort Dienst.

Bilder aus Rakka

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