Polens Ex-KP-Chef Jaruzelski tot

Im Kampf gegen die Solidarnosc-Bewegung ging Wojciech Jaruzelski unerbittlich vor.

Wojciech Jaruzelski ist tot. Polens ehemaliger kommunistischer Machthaber starb am Sonntag im 91. Lebensjahr. Nach einem Schlaganfall war er seit Mitte Mai in der Intensivstation eines Militärkrankenhauses in Warschau behandelt worden.

Jaruzelski lenkte von 1981 bis 1989 die Geschicke Polens, 1981 verhängte er als KP-Chef im Kampf gegen die antikommunistische Solidarnosc-Gewerkschaftsbewegung das Kriegsrecht. Bereits 1970 soll er für den Tod von protestierenden Arbeitern mitverantwortlich gewesen seien. Gerichtsverfahren deswegen wurden aber wegen seines schlechten Gesundheitszustandes gestoppt.

Geschichte machte Jaruzelski aber nicht nur mit der Verhängung des Kriegsrechts. Im historischen Wendejahr 1989 setzte er gegen die Hardliner in der kommunistischen Partei die Gespräche am Runden Tisch mit den Vertretern der Bürgerrechtsbewegung durch, verhandelte eine Teilung der Macht. Er wurde der erste Präsident des zur Demokratie zurückgekehrten Landes. Doch angesichts der Anfeindungen seiner Gegner verzichtete er schon ein Jahr später auf das Amt und zog sich 1990 aus der Politik zurück.

Ungünstige Voraussetzungen

Jaruzelski hatte keineswegs die - aus damaliger Sicht - idealen Voraussetzungen für einen Staatsmann der Volksrepublik Polen. Er stammt aus dem Kleinadel. Sowohl Vater als auch Mutter brachten Ländereien im heutigen Ostpolen mit in die Familie. Außerdem machte Jaruzelski früh negative Erfahrungen mit der Sowjetunion. Denn nachdem die Familie vor dem Einmarsch der Wehrmacht 1939 nach Litauen geflohen war, wurde sie dort 1940 von den Sowjet-Truppen verhaftet und ins südliche Sibirien deportiert. Beim Holzfällen in der Taiga, bei dem er helfen musste, erkrankte er an Schneeblindheit. Deshalb musste Jaruzelski bis zuletzt eine getönte Brille tragen. Sein Vater verstarb während der Strapazen der Zwangsarbeit.

Polens Ex-KP-Chef Jaruzelski tot
epa04224801 A file picture made available on 25 May 2014 shows former president of Poland, general Wojciech Jaruzelski during the 15th anniversary of the Polish Round Table Agreement in Warsaw, Poland, 06 April 2004. Wojciech Jaruzelski died on 25 May 2014 at the age of 90. EPA/RADEK PIETRUSZKA POLAND OUT
Trotzdem trat Wojciech Jaruzelski als 20-Jähriger in die "Polnische Armee in der Sowjetunion" ein, die unter der Führung der Roten Armee stand. Er nahm an der Eroberung von Warschau teil und erlebte das Kriegsende in der Nähe von Berlin.

Seine politische Karriere begann Jaruzelski 1960 als Leiter der Politischen Hauptverwaltung in der Armee - der verlängerte Arm der Staatspartei bei den Streitkräften. Wenige Jahre später wurde der General Mitglied im Zentralkomitee der PZPR und 1968 Verteidigungsminister. Er profitierte dabei von einer antisemitischen Kampagne innerhalb der Partei, die zur Entlassung seines Vorgängers führte.

Kampf um Reputation

Am 18. Oktober 1981 wurde Jaruzelski zum ersten Sekretär des Zentral-Komitees der PZPR gewählt. Nur zwei Monate später rief er den Kriegszustand aus und setzte sich an die Spitze des "Militärrats zur Rettung der Nation" (WRON), der die Regierung übernahm. Damit einher ging das Verbot der unabhängigen Gewerkschaft "Solidarnosc" (Solidarität). Der Kriegszustand endete offiziell am 22. Juli 1983.

Trotz seines Rückzuges aus der aktiven Politik im Jahr 1990 nahm Jaruzelski weiter an gesellschaftlichen und politischen Debatten teil. Um seinen Namen kämpfte Jaruzelski in mehreren Buchveröffentlichungen, in denen er das Kriegsrecht als das kleinere Übel rechtfertigte. "Ich bin zutiefst davon überzeugt, dass es die Rettung des Landes vor einer viel größeren Katastrophe war."

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