OSZE: Lage in Ostukraine verschlechtert sich stetig

Die Lage ist für die Menschen in der Ostukraine sehr schwierig geworden.
Mehr Verletzte und Tote unter der Zivilbevölkerung. Auch die Zahl der getöteten Kämpfer steigt.

Die Organisation für Sicherheit und Zusammenarbeit in Europa (OSZE) beobachtet in der umkämpften Ostukraine eine stetige Verschlechterung der Lage. "Wir registrieren eine größere Anzahl von Verletzten und Toten unter der Zivilbevölkerung", sagte der stellvertretende Leiter der OSZE-Beobachtermission, Alexander Hug, der Deutschen Presse-Agentur.

Auch die Zahl der getöteten Kämpfer steige auf beiden Seiten. Nach Hugs Angaben nehmen die Spannungen zwischen Regierungstruppen und prorussischen Separatisten seit Ende April fast täglich zu. Dabei würden wieder verstärkt schwere Waffen benutzt, und auch die Zerstörung der Infrastruktur nehme zu.

Ob Russland wie von der NATO behauptet noch immer Truppen und Ausrüstung in den Osten der Ukraine schickt, kann die OSZE nach Hugs Angaben derzeit nicht beurteilen. Mit der einzigen verfügbaren Aufklärungsdrohne könne nur etwas weniger als die Hälfte des relevanten Grenzgebiets überwacht werden, sagte der Schweizer. Zu dem anderen Teil habe die OSZE derzeit keinen Zugang und keine Informationen. "Daraus eine Schlussfolgerung zu ziehen, ist nicht an mir", sagte Hug. In der Vergangenheit habe man gesehen, dass es Spuren von Panzerfahrzeugen über die Grenze zwischen der Ukraine und Russland gegeben habe.

Er ist erst 14 Jahre alt, weiß aber, wie man eine Kalaschnikow auseinander baut und wieder zusammensetzt. Denis ist ein Kindersoldat im Wartestand. Wenn er könnte, würde der Jugendliche aus dem Osten der Ukraine sich schon jetzt den bewaffneten Kämpfern gegen die vom Westen unterstützte Regierung in Kiew anschließen, sagt er.

Der magere Bursche mit dem verstrubbelten Bürstenhaarschnitt fügt hinzu: "Ich will Krieg erleben, lernen, wie man schießt, Panzer sehen." Zwei erwachsene Rebellen an seiner Seite nicken mit dem Kopf.

Die Szene spielt sich in Charzysk ab, einer Industriestadt im Bezirk Donezk im Osten der Ukraine. Die Sommerferien haben begonnen, und etwa 20 Kinder und Jugendliche im Alter zwischen 14 und 19 Jahren nehmen an der militärischen Grundausbildung teil.

Denis' Eltern sehen die Aktivitäten ihres Sprösslings mit gemischten Gefühlen. "Sie sprechen mit mir nicht über den Krieg. Sie hassen das alles. Nicht einmal die Nachrichten gucken sie", sagt der Jugendliche. Dass sich die Eltern Sorgen machen angesichts eines bewaffneten Konflikts, bei dem in etwas mehr als einem Jahr bereits 6500 Menschen getötet wurden, kommt ihm wohl nicht in den Sinn.

Alina nimmt an einem von den Rebellen organisierten Erste-Hilfe-Kurs teil. "Wir sind noch Kinder und nicht bereit, an die Front zu gehen", sagt sie. "Aber wenn etwas geschieht, werde ich in der Lage sein auszuhelfen", fügt die 17-Jährige hinzu.

Veranstalter der Ausbildung ist die Organisation Patriotischer Donbass. Donbass ist der Kurzname für das Donezbecken, die Region mit Kohle-, Bergbau- und Stahlindustrie beiderseits der ukrainisch-russischen Grenze. Dazu gehören die von den Rebellen ausgerufenen "Volksrepubliken" von Donezk und Luhansk.

Die Stadt Charzysk zählte zu Beginn des Konflikts 60.000 Einwohner. Heute sind es weniger, viele Menschen sind vor den Kämpfen in friedlichere Gebiete geflohen. Die mehrheitlich aus ethnischen Ukrainern bestehende Stadtbevölkerung ist zu vier Fünfteln russischsprachig.

Militärclubs an Schulen

Der Chef von Patriotischer Donbass, Juri Zupka, sieht sich mit den Ausbildungskursen in der Tradition ähnlicher Programme an den Schulen in der Sowjetunion. "Wir werden ihnen auch beibringen, Gräben auszuheben und sich im Terrain zu bewegen", sagt der 53-Jährige, der einen Kampfanzug trägt.

An Schulen in der Region sind nach Zupkas Worten mittlerweile mehrere solcher Militärclubs entstanden. Allein in Nachbarstädten seien es vier. Einige der Zöglinge schlossen sich später den Rebelleneinheiten etwa 20 Kilometer östlich von Donezk an - mit 1,1 Millionen Einwohnern vor dem Ukrainekrieg die fünftgrößte Stadt des Landes.

Die Zwillinge Anja und Katja lebten und studierten in Donezk, als im März 2014 die "Anti-Terroroperation" des neuen ukrainischen Präsidenten Petro Petroschenko gegen die Aufständischen im Osten begann. "Als wir hörten, dass Kinder getötet wurden, beschlossen wir, von der Fachhochschule abzugehen und uns der Rebellion gegen Kiew anzuschließen", sagt die 19-jährige Katja.

Heute befinden sich die Schwestern in den Reihen einer der örtlichen Milizen, tragen schwere Kampfstiefel. "Am Anfang wollte unsere Mama uns nicht ziehen lassen", sagt Katja. Doch dann habe sie sich auf die Seite ihrer Töchter geschlagen. Mittlerweile kümmere sie sich um Aufständische, die an der Front verletzt wurden. "Vor dem Krieg hatte ich Angst vor Blut, vor dem Geruch", sagt Katja. "Aber das hat sich gelegt."

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