Israel bombardiert Ziele im Libanon und Syrien

Nahost-Konflikt weitet sich aus: UN warnt vor Bodenoffensive, Toter im Westjordanland.

Der Konflikt im Nahen Osten dehnt sich auf Syrien und den Libanon aus: Nach einem Raketenangriff hat Israel Ziele im Südlibanon beschossen – es war der dritte Raketenangriff aus dem Libanon auf den Nachbarstaat. Von syrischem Gebiet schlug eine Raketen auf den von Israel besetzten Golanhöhen ein, berichtete der Sender Al-Arabija. Die Rakete traf nur unbewohntes Gelände. Israels Armee nahm im Gegenzug Stellungen der syrischen Armee unter Artilleriebeschuss.

Am Wochenende hatten sich Israel und die Hamas im Gazastreifen die bisher schwersten Angriffe seit Beginn der Eskalation vor fast einer Woche geliefert; der Samstag war mit rund 60 Toten für die Palästinenser der bislang verlustreichste Tag der jüngsten Auseinandersetzungen. Auch am Sonntag hielt der gegenseitige Beschuss an. Militante Palästinenser nahmen etwa erneut den internationalen Flughafen Ben Gurion unter Beschuss. Nach Angaben des israelischen Militärs wurden aus dem Gazastreifen allein am Sonntag rund 120 Raketen abgefeuert, 22 konnten abgefangen werden.

Toter im Westjordanland

Auch im Westjordanland kam es zu Kämpfen: Israelische Soldaten haben nach palästinensischen Angaben in der Nacht auf Montag im südlichen Westjordanland einen 21-Jährigen erschossen. Der palästinensische Rundfunk meldete, der junge Mann sei in der Nähe von Hebron bei einem Einsatz der Armee getötet worden. Soldaten hätten in verschiedenen Städten elf Abgeordnete der radikal-islamischen Hamas festgenommen.

Auch ein Hochschulprofessor aus Nablus sowie mehrere Angehörige von zwei Tatverdächtigen, die hinter der Entführung und dem Mord an drei israelischen Jugendlichen stehen sollen, seien unter den Festgenommenen. Eine Militärsprecherin in Tel Aviv sagte, im Westjordanland seien insgesamt 23 Palästinenser verhaftet worden.

Zehntausende auf der Flucht

Israel bombardiert Ziele im Libanon und Syrien
Palestinians stand amongst the rubble of Tayseer Al-Batsh's family house, which police said was destroyed in an Israeli air strike in Gaza City July 13, 2014. The Israeli air strike on the family home of Al-Batsh, Gaza's police chief, killed 18 people on Saturday, Gaza's health ministry said, and Hamas fired the largest salvo of rockets yet on Tel Aviv since the start of the Jewish state's offensive in the Palestinian enclave. The strike on the home of Al-Batsh in Gaza City was the deadliest bombing since Israel launched its offensive on Tuesday to end Palestinian rocket fire into its territory. Israel's offensive has killed 145 Palestinians since Tuesday. Gaza medical officials said at least 82 civilians, including 25 children, were among the dead from the air strikes on the territory into which nearly 2 million people are packed. REUTERS/Mohammed Salem (GAZA - Tags: POLITICS CIVIL UNREST TPX IMAGES OF THE DAY)
Tausende Palästinenser im nördlichen Gazastreifen verließen aus Angst ihre Häuser, nachdem sie von der israelischen Armee mit Flugblättern dazu aufgefordert worden waren. Nach Angaben des Hilfswerks der Vereinten Nationen für Palästina-Flüchtlinge (UNRWA) haben inzwischen über 10 000 Menschen Zuflucht in UNRWA-Einrichtungen in Gaza gesucht.

Israels Streitkräfte haben seit Beginn der Offensive nach eigenen Angaben 1320 Ziele in der Mittelmeer-Enklave angegriffen. Gleichzeitig gingen demnach mehr als 700 Raketen der Hamas auf israelischem Gebiet nieder, rund 160 wurden von der Raketenabwehr abgefangen. Der Gazastreifen ist flächenmäßig etwa so groß wie Köln, allerdings leben dort mit 1,8 Millionen Menschen beinahe doppelt so viele wie in der Stadt am Rhein.

Bodenoffensive

Israels Ministerpräsident Benjamin Netanjahu hält sich die Option einer größeren Bodenoffensive offen, sollte der Beschuss aus dem Gazastreifen nicht aufhören. Er bekräftigte am Sonntag in einem Interview des US-Senders CBS: „Wir werden tun, was auch immer nötig ist, um unser Volk zu schützen.“ Auf die Frage nach einer möglichen Feuerpause antwortete er, es sei Israels Ziel, „dauerhafte Ruhe“ zu erreichen.

Diplomatisches Ringen

Nach fast einer Woche Raketenbeschuss zwischen Israel und der islamistischen Hamas mit rund 170 Toten beginnen Vermittlungsbemühungen der Staatengemeinschaft. In der ägyptischen Hauptstadt Kairo kommt an diesem Montag die Arabische Liga zusammen, in New York tagt der UN-Sicherheitsrat. Auch Außenminister Frank-Walter Steinmeier (SPD) reist in die Krisenregion, um eine Waffenruhe im Gazastreifen anzubahnen.

Internationale Friedensappelle waren bislang ungehört verhallt. Die israelische Armee hatte am Wochenende ihre Luftangriffe gegen militante Palästinenser noch ausgeweitet. Erstmals drangen dabei auch Elitesoldaten am Boden in den Gazastreifen ein.

UNO warnt

Palästinenserpräsident Mahmud Abbas forderteinternationalen Schutz für den Gazastreifen. In einem Brief an UN-Generalsekretär Ban Ki Moon wolle er darum bitten, „den Staat Palästina offiziell dem internationalen UN-Schutzprogramm zu unterstellen“, teilte die Politikerin Hanan Aschrawi mit.

Dieser hat Israel und die radikal-islamische Hamas erneut zu einer sofortigen Waffenruhe aufgefordert. Es sei im Interesse beider Seiten, unverzüglich Schritte zur Beilegung der Gefechte zu ergreifen, erklärte Ban am Sonntag in New York. Erneut verurteilte der UN-Generalsekretär den Raketenbeschuss Israels durch die radikalislamische Hamas. Besonders besorgt zeigte er sich über die Auswirkungen der israelischen Offensive auf die Bevölkerung im Gazastreifen. "Zu viele Zivilisten" seien bereits getötet worden, und eine Bodenoffensive werde ihr Leiden sicherlich erhöhen.

Eskalation

Die Bemühungen um einen Nahost-Frieden unter US-Vermittlung waren im April gescheitert. Auslöser der jüngsten Eskalation der Gewalt waren die Entführung und Ermordung von drei israelischen Teenagern und der mutmaßliche Rachemord an einem palästinensischen Jungen. Eine 2012 vereinbarte Waffenruhe zwischen Israel und der Hamas, die seit 2007 im Gazastreifen herrscht, wurde daraufhin endgültig Makulatur.

Auslöser - Polizei äußert sich

Zum Mord an den palästinensischen Jugendlichen Mohammed Abu Khedair hat sich erstmals Israels Polizei ausführlicher geäußert. "Ein 29-Jähriger und zwei 17-Jährige haben den Mord umfassend gestanden", bestätigte Polizeisprecher Micky Rosenberg am Montag. Zuvor hatte die Justiz ihre Nachrichtensperre gelockert.

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