Maidan: Janukowitsch räumt Mitverantwortung ein

Viktor Janukowitsch
Interview des geflohenen Ex-Präsidenten. Janukowitsch dankt Putin.

Mehr als ein Jahr nach seinem Sturz hat der ehemalige ukrainische Präsident Viktor Janukowitsch eine Mitverantwortung für das Blutvergießen auf dem Maidan in Kiew eingeräumt. "Ich leugne meine Verantwortung nicht", sagte Janukowitsch in einem am Dienstag von der britischen BBC veröffentlichten Interview. "Wahrscheinlich habe ich nicht genug getan", um die Krise zu verhindern. Bei den Protesten im Winter 2013/2014 waren rund 100 Menschen getötet worden. Vorwürfe, einen Schießbefehl gegen die Demonstranten gegeben zu haben, wies er zurück. "Ich war kategorisch dagegen", betonte er.

Die Eskalation lastet Janukowitsch radikalen Kräften unter den Protestierenden an. Diese hätten die gesamte Welt in den Konflikt gezogen, sagte der erholt wirkende 64-Jährige. Nach seinem Sturz war Janukowitsch nach Russland geflohen. Den Verlust der Halbinsel Krim und den blutigen Krieg zwischen Regierungstruppen und moskautreuen Separatisten in der Ostukraine bezeichnete er als "Tragödie".

Janukowitsch dankte auch Putin dafür, "mein Leben gerettet zu haben". Er war mit Hilfe russischer Soldaten geflohen. "Die Tatsache, dass Wladimir Putin auf Drängen seiner eigenen Spezialkräfte diese Entscheidung traf, war richtig und seine Aufgabe." Janukowitsch, der im russischen Exil lebt, sagte der britischen BBC, er wolle eines Tages in die Ukraine zurückkehren. Nach seiner Vertreibung sorgte bei seinen Landsleuten für Empörung, dass er in einem palastähnlichen Anwesen lebte, während das Land schon damals in akuter Finanznot steckte. In dem Interview wies Janukowitsch den Vorwurf der Verschwendung zurück. So seien die Strauße in dem zum Anwesen gehörenden Zoo "einfach da gewesen".

Neuer Minsk-Anlauf

In Paris war für Dienstagabend ein Krisentreffen der Außenminister Deutschlands, Frankreichs, Russlands und der Ukraine zum Konflikt im Donbass geplant. Die diplomatischen Bemühungen werden von neuer Gewalt überschattet. Bei den Gefechten wurden nach Angaben der Konfliktparteien mindestens ein Soldat und zwei Zivilisten getötet.

Bei den Gesprächen soll es vor allem darum gehen, wie das im Februar vereinbarte Friedensabkommen von Minsk endlich umgesetzt werden kann. Damals waren unter anderem eine sofortige Waffenruhe und die Einrichtung von Pufferzonen durch die ukrainische Armee und die prorussischen Separatisten vereinbart worden. Weil es bei der Umsetzung des Friedensplans kaum Fortschritte gibt, hatten die EU-Staaten am Montag ihre Wirtschaftssanktionen gegen Russland um sechs Monate verlängert.

Mit der Koppelung der Strafmaßnahmen an den Friedensplan wollen die EU-Staaten Russlands Präsidenten Wladimir Putin dazu bewegen, seinen Einfluss auf die prorussischen Separatisten in der Ostukraine weiter für eine Beilegung des Konfliktes zu nutzen. Zudem werfen sie Russland vor, die Separatisten militärisch zu unterstützen. Russland bestreitet dies und reagierte mit scharfer Kritik. Als Gegenreaktion brachte die Regierung in Moskau eine Verlängerung ihrer eigenen Strafmaßnahmen auf den Weg.

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