Kriegsschiffe: Moskau hält die Welt zum Narren

Ein Manöver russischer Schiffe im Ärmelkanal entpuppt sich als Feuerschutzübung auf hoher See.

Es liegen die Nerven blank – und zuweilen sorgt das für lauten Theaterdonner: Am Freitag meldete die staatliche russische Nachrichtenagentur Sputnik, ein russischer Flottenverband halte im Ärmelkanal Übungen ab. Es brauchte nicht lange, und quer durch Europas Medienlandschaft lasen sich die Meldungen bald, als würde ein russischer Einmarsch in Großbritannien oder vielleicht Frankreich oder vielleicht beiden bevorstehen. Weiter unten im Text besagter Nachricht dann die Pointe: Der Flottenverband habe auf seiner Fahrt von Norden her das Durchqueren von Meerengen bei widrigen Wetterbedingungen und hohem Verkehrsaufkommen geübt. Nachdem der Verband wegen schlechten Wetters in einer Bucht nahe der Seine-Mündung halt gemacht hatte, seien dort Feuerschutz- und Evakuierungsübungen durchgeführt worden. Eine Feuerschutzübung unter den Augen britischer und französischer Militärs also – ein diplomatischer Schelmenstreich.

Einer aber mit ernstem Hintergrund: Russlands Militär ist seit Beginn der Krise in der Ukraine äußerst aktiv. Vor allem sind es Aufklärungs- und Patrouillenflüge in seit Jahrzehnten nicht dagewesenem Ausmaß, die nicht nur Anrainerstaaten stutzig machen. Vor allem über dem Schwarzen Meer vor Rumänien und Bulgarien sowie im Baltikum häuften sich Zwischenfälle, bei denen Jets der beiden NATO-Staaten russische Jets zum Umdrehen zwangen. Binnen weniger Tage wurden auch vor der Küste Portugals zwei russische TU-95-Langstreckenbomber von portugiesischen Abfangjägern zur Umkehr gezwungen wurden. Ungelöst ist nach wie vor die Sichtung eines mysteriösen U-Boots vor der schwedischen Küste.

Laut NATO wurden bis Ende Oktober entlang der NATO-Grenzen über 100 russische Jets abgefangen – das waren schon damals drei Mal so viele wie im gesamten Vorjahr.

In einem Bericht des European Leadership Network, einem britischen Thinktank, ist von einer gefährlichen Zunahme militärischer Aktivitäten Russlands entlang der NATO-Grenzen die Rede. Aufgelistet sind Vorfälle bis hin zu Fast-Kollisionen russischer Militärjets mit zivilen Flugzeugen. Schlussfolgerung: Es bestehe derzeit ein erhöhtes Risiko einer direkten militärischen Konfrontation.

Während Russland die NATO mit solchen Manövern (und Feuerschutzübungen) zum Narren hält, bereitet sich die Ukraine auf eine neue tatsächliche Konfrontation vor. Man befürchte eine Winteroffensive der Separatisten, hieß es. Diese hatten zuletzt laut Kiew und NATO massive Verstärkung aus Russland erhalten. Moskau sagt, es handle sich um Freiwillige.

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