Kämpfe in Ukraine: Neue Eskalation bahnt sich an

Heute werden zusätzliche 50.000 Ukrainer bei einer Teilmobilmachung bewaffnet. Russland und die Separatisten kritisieren den Schritt scharf. In den vergangenen 24 Stunden starben mehr als 23 Menschen.

Die Kämpfe in der Ostukraine nehmen wieder zu: Der Flughafen der Rebellenhochburg Donezk ist dabei zum "heißesten Brennpunkt" geworden. Regierungstruppen und Separatisten beanspruchen das stark zerstörte Areal für sich. Das Militär hatte den Befehl erhalten, den seit Monaten umkämpften und weitgehend zerstörten Flughafen zu verteidigen. Der ukrainische Präsident Petro Poroschenko verteidigt diese neueste Militäroffensive.

Die Armee habe im Krisengebiet Donbass auf Angriffe der moskautreuen Aufständischen reagieren müssen, sagte der prowestliche Staatschef. Dennoch halte er eine politische Lösung des schweren Konflikts weiter für möglich.

Lage verschlechtert

An diesem Dienstag werden zusätzliche 50.000 Ukrainer bei einer Teilmobilmachung bewaffnet. Soldaten, die bereits lange im Einsatz gegen die Aufständischen im Osten des Landes seien, sollten durch Reservisten ersetzt werden, teilte am Dienstag das Verteidigungsministerium in Kiew mit. Russland und die Separatisten kritisieren den Schritt scharf. Beobachter fürchten eine weitere Eskalation der Lage. Zuvor schon hatte ukrainische Verteidigungsminister Stepan Poltorak angekündigt, dass in diesem Jahr bis zu 104.000 Ukrainer mobilisiert werden könnten.

Die Organisation für Sicherheit und Zusammenarbeit in Europa (OSZE) forderte die Konfliktparteien zu einem sofortigen Ende der Kämpfe auf. Die Lage habe sich besonders durch Kämpfe um den strategisch wichtigen Flughafen der ostukrainischen Großstadt Donezk verschlechtert, hieß es.

Poroschenko wirbt für westliche Hilfe

Später am Abend warb Poroschenko in Zürich für mehr westliche Hilfe. Er sei überzeugt, dass Europa und die Welt sicherer werden, wenn die Ukraine in ihrem Kampf gegen Russland unterstützt wird. Er sei ein Präsident des Friedens und nicht des Krieges und kämpfe für Werte wie Freiheit, Demokratie und Toleranz, sagte er nach Angaben der Nachrichtenagentur sda. Diese für Europa zentralen Werte seien durch den Krieg bedroht. Deshalb sei die Unterstützung so wichtig - wichtig für Europa, aber auch für die Ukraine, die sich mitten in einem Transformationsprozess befinde. Diesen Prozess, der die Ukraine an Europa heranführe, wolle Russland unterbinden, sagte Poroschenko weiter.

Wieder Dutzende Tote und Verletzte

Bei neuen Kämpfen in der Ostukraine seien innerhalb von 24 Stunden mehr als 23 Menschen getötet und mindestens 150 verletzt worden, hieß es. In der vergangenen Woche seien rund 300 Separatisten getötet worden, behauptete der Berater des Innenministers, Anton Geraschtschenko, nach Agenturberichten.

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