Italien lässt Flüchtlinge einfliegen
Falak und Hussein freuen sich über das Kinder-Überraschungsei. Eine Sensation für die beiden syrischen Kinder, die seit Kurzem die Schule der katholischen Gemeinschaft Sant’Egidio in Rom besuchen. Das rechte Auge des Mädchens ist verbunden. Falak, 7, leidet an einem Augentumor, der in Rom behandelt wird. In ihrer völlig zerbombten Heimatstadt Homs "wollen nicht einmal mehr die Vögel fliegen", sagt ihr Vater Suleiman. Falaks Familie lebte in den vergangenen Jahren im nordlibanesischen Flüchtlingslager Tall Abbas. Sie gehört zu den ersten Glücklichen, die von der Errichtung des "humanitären Korridors" profitierte und auf legalem Weg per Flugzeug nach Italien reisen konnte. Sie ersparten sich die lebensgefährliche Überfahrt über das Mittelmeer. Fast 3700 Menschen starben im Vorjahr bei der Überfahrt.
Zu Wochenbeginn begrüßte Außenminister Paolo Gentiloni weitere 93 Flüchtlinge – darunter viele Kinder, Familien und Kriegsverletzte – auf dem römischen Flughafen Fiumicino. Im Rahmen der Flüchtlingsinitiative der italienischen Regierung, der katholischen Gemeinschaft Sant’Egido, der Gemeinschaft evangelischer Kirchen (FCEI) und der Waldenserkirche sollen insgesamt 1000 Flüchtlinge nach Italien gebracht werden.
"Brauchen keine Zäune"
"Humanitäre Korridore" seien nicht die Lösung für die Flüchtlingskrise, aber sie seien "ein Teil der Antwort", sagte der Minister. "Um diese Krise zu meistern, brauchen wir jetzt keine neuen Mauern und Zäune", forderte Gentiloni. Er erhofft sich von der humanitären Aktion eine "ansteckende Botschaft", damit auch andere Länder Flüchtlinge direkt aufnehmen.
Die kirchlichen Organisationen bezahlen die Anreise und sorgen für Unterkunft, Hilfe im Asylverfahren, Bildungsmöglichkeiten und Italienisch-Kurse. Die Regierung gewährt die humanitären Visa zu sicheren Einreise.
"Verdienen eine Chance"
"Was sich abspielt, ist eine riesige Tragödie. Ihr könnt den Menschen die Traurigkeit und Erschöpfung ansehen, sie verdienen eine echte Chance auf ein besseres Leben", sagt ein freiwilliger Helfer in Rom.
Das syrische Paar Maissa und Ahmad spürt eine große Erleichterung bei der Ankunft in Europa. Der kleine Sohn, auf dem Schoß des Vater, strahlt ebenfalls. "Ich kann kaum die richtigen Worte finden, es ist, als ob ich fliegen würde. Ich kann gar nicht beschreiben, wie glücklich ich bin", sagt Ahmad. Auch sie stammen aus Homs und verbrachten die vergangenen Jahre in libanesischen Flüchtlingslagern, nachdem sie alles verloren hatten, weil auch ihre Wohnung von Bomben des Assad-Regimes zerstört worden war.
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