Mit Tränengas und Wasserwerfern wurden die Teilnehmer auseinandergetrieben.
28.06.15, 18:31
Aus dem geplanten "Marsch des Stolzes" wurde nichts: Die türkische Polizei hat die jährliche Schwulen- und Lesbenparade in der Millionenmetropole Istanbul gewaltsam verhindert. Mit Wasserwerfern und Tränengas wurden die Teilnehmer Sonntagabend daran gehindert, sich auf dem zentralen Taksim-Platz zu versammeln, bzw. wurden auseinandergetrieben, wie Augenzeugen berichteten.
Die Beamten schritten demnach ein, als die Kundgebungsteilnehmer anfingen, in Sprechchören den "Faschismus" von Staatspräsident Recep Tayyip Erdogan und seiner Regierung anzuprangern.
Die Veranstalter teilten über Facebook mit, Gouverneur Vasip Sahin habe die Parade ohne Vorwarnung verboten. Als Begründung habe er angegeben, dass sie in den für Muslime heiligen Fastenmonat Ramadan fällt. Das war allerdings bereits im vergangenen Jahr der Fall, wo die Behörden die Demonstranten gewähren ließen.
"Wir sind hier, gewöhnt Euch dran, wir gehen nicht weg."
Die Veranstalter der "Pride Week", an deren Abschluss der Marsch in Istanbul seit Jahren stattfindet, teilten mit: "Die Polizei greift Zehntausende Menschen mit Pfefferspray, Plastikgeschossen und Wasserwerfern an. Alle Eingänge und Ausgänge vom Taksim und der Istiklal-Straße sind geschlossen worden. Wir rufen den Istanbuler Gouverneur Vasip Sahin dazu auf, sich an die Verfassung der Türkischen Republik zu halten, die Angriffe sofort zu stoppen und eine öffentliche Erklärung abzugeben." Weiter hieß es: "Wir sind hier, gewöhnt Euch dran, wir gehen nicht weg. Liebe gewinnt!"
In den vergangenen Jahren hatte der Marsch in Istanbul ohne Zwischenfälle stattgefunden. Eine empörte Passantin sagte am Sonntag: "In was für einem Land leben wir? Was ist das für eine Diktatur?" Polizisten drängten friedliche Demonstranten mit Regenbogenflaggen auf der Einkaufsmeile Istiklal Caddesi in die entgegengesetzte Richtung vom Taksim-Platz zurück. Bunt geschminkte Teilnehmer flüchteten in Geschäfte, die ihre Rollläden herunterließen.
Die Türkei gehört zu den wenigen Ländern in der Region, in denen Homosexualität nicht verboten ist. Teile der mehrheitlich muslimischen Gesellschaft sind aber sehr konservativ.
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