Israel will schärfer gegen jüdische Extremisten vorgehen

Mit der Regenbogenflagge demonstrierten hunderte Israeli ihre Solidarität mit Homosexuellen, die Opfer eines Ultra-Orthodoxen wurden.
Terror-Anschläge hatten Proteste und Zusammenstöße zur Folge. 16-Jährige erlag ihren Verletzungen.

Nach dem Tod eines palästinensischen Kleinkinds bei einem Brandanschlag im Westjordanland hat die israelische Regierung erste Schritte im Kampf gegen jüdische Extremisten angekündigt. Verteidigungsminister Moshe Yaalon genehmigte die Verhängung der bisher nur gegen Palästinenser angewandten sogenannten Verwaltungshaft, die es erlaubt, Verdächtige ohne Anklage praktisch uneingeschränkt festzuhalten.

"Dem jüdischem Terrorismus muss mit denselben Mitteln begegnet werden wie dem arabischen"

In der Zwischenzeit gab es vielerorts erneut Proteste und Zusammenstöße. "Dem jüdischem Terrorismus muss mit denselben Mitteln begegnet werden wie dem arabischen Terrorismus", ließ Yaalon am Sonntag mitteilen. Ziel der Verwaltungshaft ist es, dass Ermittlern somit theoretisch die Möglichkeit gegeben werden soll, Beweise zu sammeln und zugleich weitere Anschläge zu verhindern. Ministerpräsident Benjamin Netanyahu kündigte am Sonntag eine "Null-Toleranz-Politik" gegenüber den Tätern an. "Wir sind entschlossen, Hass, Fanatismus und Terrorismus von welcher Seite auch immer rigoros zu bekämpfen", erklärte er.

Nach dem Anschlag auf die palästinensische Familie und einer Messerattacke eines ultraorthodoxen Juden auf eine Homosexuellenparade in Jerusalem steht die Regierung zunehmend unter Druck, stärker gegen jüdische Extremisten vorzugehen. Eines der Opfer, ein 16-jähriges Mädchen erlag am Sonntag ihren schweren Verletzungen. Zwar hatte Netanyahu beide Anschläge scharf verurteilt und im Fall des Brandanschlags von "Terrorismus" gesprochen, dennoch werfen viele seiner rechtsgerichteten Regierung vor, das Problem nicht ausreichend anzugehen.

Zusammenstöße

Im Norden des Westjordanlands gab es am Samstag Auseinandersetzungen zwischen jüdischen Siedlern und Palästinensern. Sie bewarfen sich mit Steinen, bis die israelische Armee das Gebiet zur militärischen Sperrzone erklärte. Am Sonntag kam es zu Zusammenstößen vor der Al-Aksa-Moschee in Jerusalem, wo nach Polizeiangaben maskierte Palästinenser Steine auf Sicherheitskräfte warfen. Später beruhigte sich die Lage wieder.

Anti-Gewalt-Proteste

In Israel gab es am Samstag in verschiedenen Städten Anti-Gewalt-Proteste. Bei einer Kundgebung in Tel Aviv äußerte sich auch Ex-Präsident Shimon Peres. "Diejenigen, die gegen israelische Araber hetzen, sollten nicht überrascht sein, wenn Kirchen und Moscheen brennen und wenn letztlich nachts ein Baby verbrennt", sagte er. Offenbar waren die Worte indirekt an Netanyahu gerichtet, der im Wahlkampf mit kritischen Äußerungen über arabische Wähler polarisiert hatte.

Weiterführende Artikel

Kommentare