Palästinenser wegen Hungerstreiks in Lebensgefahr

Gegendemo rechtsgerichteter Israelis
Vor dem Spital gab es Tumulte. Konflikt verschärft sich wieder.

Vor einer israelischen Klinik, in der ein hungerstreikender Palästinenser behandelt wird, hat es am Sonntag massive Zusammenstöße gegeben. Mehr als zehn Juden und israelische Araber seien festgenommen worden, teilte die Polizei in Ashkelon am Abend mit. Der 31-jährige Mohammed Allan, der am Freitag das Bewusstsein verloren hatte, schwebe weiter in Lebensgefahr, erklärte Klinikdirektor Chesi Levy. Hunderte israelische Araber und Palästinenser wollten sich am Abend zu einer Kundgebung vor dem Krankenhaus versammeln, wurden dabei aber von einer ungefähr gleichen Zahl rechtsgerichteter jüdischer Aktivisten angegriffen. Letztere zerstörten unter anderem die Scheiben eines Fahrzeugs des palästinensischen TV-Teams. Die Polizei versuchte die beiden Gruppen, die auch die Beamten mit Steinen bewarfen, zu trennen.

Im nordisraelischen Wadi Ara hatten sich zuvor rund 200 israelische Araber an einer friedlichen Kundgebung zur Unterstützung von Allan beteiligt, der seit 60 Tagen die Nahrungsaufnahme verweigert, um seine Freilassung oder einen Prozess durchzusetzen. Der Anwalt, der nach Angaben des Islamischen Dschihad Mitglied dieser radikalen Palästinensergruppe ist, sitzt seit November in israelischer Verwaltungshaft - damit kann er gemäß israelischer Rechtslage quasi unbegrenzt ohne Anklage festgehalten werden. An der Demonstration nahmen auch Abgeordnete des israelischen Parlaments teil.

Eine Krankenhaussprecherin sagte der Nachrichtenagentur AFP am Sonntagabend, der Patient werde künstlich beatmet und erhalte Infusionen mit Salz, Vitaminen und Mineralien. Allan werde aber nicht gegen seinen Willen zwangsernährt, hatte zuvor Klinikdirektor Levy versichert. Das israelische Parlament hatte am 30. Juli ein Gesetz verabschiedet, das die Zwangsernährung von hungerstreikenden Gefangenen erlaubt. Allan wäre der erste Fall seit 1980, bei dem diese umstrittene Maßnahme angewendet wird, die auch vom israelischen Ärzteverband abgelehnt wird.

Palästinenser erschossen

Das Schicksal des Verwaltungshäftlings hat die Spannungen in der Region weiter angeheizt. Diese führten nach einem Brandanschlag jüdischer Extremisten auf Wohnhäuser, durch den ein Kleinkind und sein Vater getötet wurden, in den beiden vergangenen Wochen zu mehreren Gewaltausbrüchen. So wurde am Samstag ein junger Palästinenser nach einem Messerangriff auf einen israelischen Grenzpolizisten im Norden des Westjordanlands erschossen.

Der Mann sei an einer Kreuzung südlich von Nablus mit einem Messer auf den Polizisten losgegangen, Wachsoldaten hätten sofort das Feuer auf den Angreifer eröffnet, teilte das israelische Militär am Abend mit. Der Palästinenser erlag später seinen Verletzungen, der Grenzpolizist wurde leicht verletzt.

Stunden vorher hatte ein Palästinenser bereits einen israelischen Soldaten in der Nähe eines Straßenkontrollpunkts im Zentrum des Palästinensergebiets mit einem Messer angegriffen und wurde daraufhin von Soldaten angeschossen. Beide wurden nach Militärangaben leicht verletzt. Der Angriff ereignete sich auf einer Transit-Autobahn, die Jerusalem mit Tel Aviv verbindet und dabei das Westjordanland durchschneidet.

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