Die Hamas verpasst sich ein weibliches Gesicht

Die Hamas verpasst sich ein weibliches Gesicht
Israa al-Mudallal ist 23, Mutter und geschieden – und die erste Regierungssprecherin der Hamas.

Das Bild der Hamas, der radikalislamischen Palästinenser-Organisation, war bisher wenig von Frauen geprägt. Männer mit Bärten dominierten es, ihre Botschaften waren weniger von diplomatischem Lächeln als von Bomben und Granaten getragen. Dies soll sich nun ändern – denn die Hamas unterzieht sich einer grundlegenden Imagekorrektur.

Den ersten Schritt dahin verkörpert Israa al-Mudallal: Sie ist als erste Frau zur Sprecherin der Organisation ernannt worden. Ein hübsches und junges Gesicht, erst 23 Jahre alt. Die junge Frau aus dem Flüchtlingslager Rafah im Süden des Küstenstreifens am Mittelmeer ist nun für die Kommunikation mit ausländischen Medien zuständig.

Mit britischem Akzent

Ihr Hintergrund passt dafür perfekt: Al-Mudallal hat einige Jahre in Großbritannien gelebt, spricht fließend Englisch, sogar mit hübschem britischen Akzent. Ihre Familie gehört zu den Flüchtlingen des ersten Nahostkrieges von 1948, sie stammt aus der Region der heutigen israelischen Hafenstadt Ashdod. Ihr Vater ist Professor für Politikwissenschaft an der Islamischen Universität in Gaza, er hat im englischen Bradford studiert. Dort ging Mudallal auch in die Volksschule. "Meine Jahre in Großbritannien haben mir dabei geholfen, die Mentalität und Kultur des Westens zu verstehen", erklärt sie.

Ungewöhnlich ist jedoch, dass die 23-Jährige nicht so ganz ins konservative gesellschaftliche Bild der Palästinenser passt: Sie ist Mutter einer vierjährigen Tochter – und geschieden.

Ihre Einsetzung ist somit mehr ein Zeichen nach außen als nach innen. Denn für die meisten Männer in den Palästinensergebieten gehört die Frau dort immer noch an den Herd. Ihren Dresscode hat die junge Frau aber dementsprechend den örtlichen Gepflogenheiten angepasst: Sie trägt ein Kopftuch und züchtige Kleidung mit langen Ärmeln.

Das Feindbild bleibt Israel

Auch ihre Formulierungen passt Israa al-Mudallal der jeweiligen Situation an: Im Gespräch mit ausländischen Medien spricht die Palästinenserin von "Israel", auf Arabisch aber von dem "zionistischen Feind". "Es ist eine große Verantwortung, weil ich die Sprache den westlichen Medien anpassen muss, vor allem denen in Europa und Amerika", sagt sie. "Das ist sehr schwer, weil Kultur und Sprache so anders sind." Ihr erklärtes Ziel: Al-Mudallal möchte der Welt vor allem "ein klares Bild" von dem Leben in dem blockierten Palästinensergebiet übermitteln.

Dieses Bild soll auch das moderner Frauen vermitteln: Aus der Sicht Al-Mudallals ist für Repressalien gegen Palästinenserinnen nämlich nicht die Hamas-Regierung verantwortlich. "Die Frauen in Gaza sind selbst schuld, wenn sie ihre legitimen Rechte nicht einfordern", sagt die junge Frau, die im Alter von 17 Jahren erstmals als Journalistin arbeitete. "Die Frauen in Gaza müssen stark sein und sich sozial mehr einbringen", findet sie. Erste kleine Signale dafür gebe es bereits: Es gibt im Gazastreifen einige weibliche Abgeordnete der Hamas - und mit Jamila Shanit eine Ministerin für Frauenangelegenheiten.

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