Mit Bohrer und Vorschlaghammer zertrümmern die Extremisten jahrtausendealte Kulturgüter in Mossul.
27.02.15, 07:14
Die Dschihadistenmiliz "Islamischer Staat" (IS) hat am Donnerstag ein Video veröffentlicht, das Kämpfer im Nordirak bei der Zerstörung jahrtausendealter Kulturschätze zeigt: In dem fünfminütigen Video sind Extremisten im Museum der nordirakischen Großstadt Mossul zu sehen, wie sie Statuen von ihren Podesten stoßen und mit Vorschlaghämmern in Stücke schlagen.
Wertvoll wie die Sphinx
Mit einer Art Schlagbohrer zerstört ein Mann eine mehr als 2600 Jahre alte assyrische Türhüterfigur: Die Videoszenen der Vernichtung unwiederbringlicher mesopotamischer Kunst- und Kulturgüter im Museum von Mossul und bei der Grabungsstätte Ninive wurden auf Konten in Sozialen Netzwerken veröffentlicht, die dem "Islamischen Staat" zugeschriebenen werden.Die Türhüterfigur "ist eine Ikone der altorientalischen Bildkunst", klagte der Direktor des Vorderasisatischen Museums in Berlin. Er verglich sie in ihrer Bedeutung mit der Sphinx.
In einer anderen Szene ist zu sehen, wie sie einen Presslufthammer verwenden, um die große Statue eines assyrischen geflügelten Bullen in einer Ausgrabungsstätte der Stadt zu zerstören. Ein bärtiger Extremist sagt in dem Video, die zerstörten Statuen seien früher an der Stelle Gottes angebetet worden. Er rechtfertigt die Taten damit, dass auch der islamische Prophet Mohammed in Mekka Götterbilder beseitigt habe.
Immer wieder Kunstschätze zerstört
Im Islam ist die Anbetung von Götterbildern verboten. Die Dschihadisten machten in den vergangenen Monaten im Irak und Syrien wiederholt Schlagzeilen mit der Zerstörung von antiken Kunstschätzen, islamischen Heiligengräbern und den Heiligtümern religiöser Minderheiten wie der Jesiden und Christen.
Nach Einschätzung von Experten handelt es sich bei den zerstörten Statuen teils um Originale oder um Rekonstruktionen anhand von Fragmenten, teils um Kopien von Originalen. Demnach stammten die Statuen aus der Epoche der Assyrer oder der Parther mehrere Jahrhunderte vor Christus. Die Dschihadisten hatten Mossul und die umliegenden Provinzen bei einer Blitzoffensive im Sommer in ihre Gewalt gebracht. Seitdem sollen sie zahlreiche Kunstschätze aus Museen und Ausgrabungsstätten entwendet und verkauft haben, um ihren Kampf zu finanzieren.
UNESCO will Krisensitzung
Nach der Zerstörung von antiken Kulturschätzen durch die Terrormiliz Islamischer Staat (IS) im Nordirak hat die UN-Kulturorganisation Unesco eine Krisensitzung des UN-Sicherheitsrats gefordert. "Dieser Angriff ist weit mehr als eine kulturelle Tragödie - dies ist auch eine Sicherheitsfrage, da er Sektierertum, gewaltsamen Extremismus und den Konflikt im Irak befördert", erklärte die Unesco-Direktorin Irina Bokov. Sie habe daher eine Krisensitzung des Sicherheitsrats zu der Zerstörung des irakischen Kulturerbes als Bestandteil der Sicherheit des Landes beantragt.
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