Mehr als 140 Tote bei IS- Anschlägen im Jemen

Anschläge auf Moscheen
Die Terrormiliz hat die Verantwortung für die Selbstmordattentate auf Moscheen in Sanaa übernommen.

Der Jemen ist zum ersten Mal von Anschlägen der Jihadistenmiliz "Islamischer Staat" (IS) erschüttert worden. Bei den Selbstmordattentaten auf mehrere Moscheen in der Hauptstadt Sanaa seien am Freitag 142 Menschen getötet und 351 weitere verletzt worden, teilte das Gesundheitsministerium mit.

Nach Angaben von Rettungskräften und Augenzeugen sprengte sich zunächst ein Attentäter in der Badr-Moschee im Süden von Sanaa in die Luft, ein zweiter Attentäter zündete seinen Sprengsatz, als die Gläubigen aus dem Gotteshaus flohen. Ein weiterer Selbstmordanschlag richtete sich gegen die Al-Hashoush-Moschee im Norden der Hauptstadt. Beide Moscheen werden von Anhängern der schiitischen Houthi-Miliz besucht.

"Nur die Spitze des Eisbergs"

Mehr als 140 Tote bei IS- Anschlägen im Jemen
Übersichtskarte Jemen mit Religionen und Anschlagsort Sanaa Grafik 0359-15-Jemen.ai, Format 88 x 75 mm

Zunächst war von 77 Todesopfern die Rede. Auf Grundlage der Angaben mehrerer Krankenhäuser sagte ein Vertreter des Gesundheitsministeriums später, es gebe mindestens 142 Tote und 351 Verletzte.

Erstmals bekannte sich der IS zu Anschlägen im Jemen. Diese seien "nur die Spitze des Eisbergs", erklärte der bisher unbekannte IS-Arm in Sanaa. Die Anschläge in der jemenitischen Hauptstadt seien ebenso sein Werk wie der Selbstmordanschlag in der Houthi-Hochburg Saada im Nordjemen. Dort hatte sich nach Angaben aus dem Houthi-Umfeld ein Selbstmordattentäter vor einer Moschee in die Luft gesprengt, nachdem es ihm nicht gelungen war, in das Gebäude einzudringen. Außer dem Attentäter starb dort niemand.

"Die ungläubigen Houthis sollten wissen, dass die Soldaten des Islamischen Staates nicht ruhen werden, bis sie sie ausgerottet haben", hieß es in dem im Internet veröffentlichten Bekennerschreiben der sunnitischen Jihadistenmiliz. Damit wolle der IS den iranischen "Plan im Jemen" durchkreuzen. Der Iran wird verdächtigt, die schiitische Houthi-Miliz im Konflikt mit dem jemenitischen Staatschef Abd Rabbo Mansour Hadi unterstützt zu haben.

Chaos und Gewalt

Im Jemen herrschen seit Jahren politisches Chaos und Gewalt. Bisher war die Terrororganisation Al-Kaida auf der Arabischen Halbinsel (AQAP) in dem Land die aktivste Jihadistenorganisation. Die USA und die Vereinten Nationen verurteilten die Anschläge.

Die Houthi-Miliz war seit Sommer vergangenen Jahres auf Sanaa vorgerückt, im Jänner übernahm sie mit der Einnahme des Präsidentenpalastes die Kontrolle über die Hauptstadt. Sie zwang Präsident Hadi zum Rücktritt und stellte ihn unter Hausarrest. Auch das Parlament wurde für aufgelöst erklärt. Hadi gelang Ende Februar die Flucht nach Aden. Dort zog der international anerkannte Präsident seine Rücktrittserklärung zurück und erklärte die im Süden gelegene Stadt zur neuen Hauptstadt.

Am Donnerstag erreichte der Machtkampf zwischen Hadi und der Houthi-Miliz auch Aden. Bei Kämpfen zwischen Anhängern und Gegnern des Präsidenten um die Kontrolle des Flughafens wurden mindestens elf Menschen getötet und mehr als 50 weitere verletzt. Ein Kampfflugzeug griff Hadis Residenz an. Der Präsident sprach von einem "gescheiterten Putschversuch". Nördlich von Aden lieferten sich am Freitag jemenitische Truppen und bewaffnete Gruppen, unter ihnen Al-Kaida-Kämpfer, heftige Gefechte. Nach Angaben eines Behördenvertreters wurden 27 Sicherheitskräfte und zwei Angreifer getötet.

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