Irakische Truppen dringen in belagerte Stadt Amerli vor

Die Vereinten Nationen hatten kürzlich gewarnt, in Amerli drohe ein Massaker der sunnitischen IS-Miliz an der überwiegend schiitischen Bevölkerung.
Die wochenlange Belagerung der IS-Kämpfer wurde offenbar durchbrochen.

Irakische Truppen sind am Sonntag nach eigenen Angaben in die belagerte Stadt Amerli im Norden des Landes vorgedrungen. "Unsere Truppen sind nach Amerli eingedrungen und haben die Belagerung durchbrochen", sagte Armeesprecher Kassem Atta.

Ein Behördenvertreter aus der Region und ein Kämpfer, der die Stadt gegen die Terrormiliz Islamischer Staat (IS) verteidigt hatte, bestätigten die Angaben. Die irakische Armee hatte am Samstag gemeinsam mit schiitischen und kurdischen Milizen eine Offensive zur Befreiung von Amerli gestartet.

Die mehrheitlich von schiitischen Turkmenen bewohnte Stadt wird seit mehr als zwei Monaten von den Jihadisten belagert, die Anfang Juni weite Teile des Nordirak in ihre Gewalt gebracht hatten. Tausenden Bewohnern fehlt es an Wasser und Lebensmitteln, im Fall einer Eroberung droht ihnen nach Einschätzung der UNO wegen ihres schiitischen Glaubens ein Massaker.

Frauen verschleppt

Aktivisten warfen dem Islamischen Staat indes vor, Dutzende yezidische Frauen aus dem Irak nach Syrien verschleppt und dort als Bräute an Kämpfer verkauft zu haben. Es gebe mindestens 27 dokumentierte Fälle von Frauen, die für rund tausend Dollar (758,27 Euro) an IS-Kämpfer verkauft worden seien, erklärte die Syrische Beobachtungsstelle für Menschenrechte. Insgesamt seien rund 300 Frauen und Mädchen im Irak entführt und als Kriegsbeute nach Syrien verschleppt worden.

Das Schicksal der meisten von ihnen sei unklar. Vor ihrem Verkauf als Braut seien die Frauen gezwungen worden, zum Islam zu konvertieren, berichtete die Beobachtungsstelle weiter. Einige syrische Araber und Kurden versuchten den Angaben zufolge zwar noch, die Frauen zu kaufen und dann freizulassen. Doch habe der IS die Frauen nur an Kämpfer aus den eigenen Reihen verkauft.

Die Gläubigen der kurdischsprachigen Yeziden-Minderheit werden vom IS als Teufelsanbeter betrachtet und deshalb besonders unbarmherzig verfolgt. Vor der Syrischen Beobachtungsstelle hatten schon UN-Vertreter und Yeziden berichtet, dass yezidische Mädchen und Frauen von IS-Kämpfern getötet oder gekidnappt worden seien.

Weltweite Allianz gefordert

US-Außenminister John Kerry rief zur Bildung einer weltweiten Allianz gegen den Islamischen Staat auf und bezeichnete dessen Gewalttaten in Syrien und Irak als gezielten "Völkermord". In einem Gastbeitrag für die "New York Times" warb Kerry für eine "gemeinschaftliche Antwort unter Führung der Vereinigten Staaten und mit dem größtmöglichen Bündnis an Nationen". Gemeinsam mit US-Verteidigungsminister Chuck Hagel will Kerry sich beim bevorstehenden NATO-Gipfels in Wales für ein solches Bündnis einsetzen.

Der Golf-Kooperationsrat (GCC) verurteilt unterdessen in einer Erklärung die Gräueltaten der IS-Milizen. "Wir verurteilen aufs Entschiedenste die Praktiken derjenigen, die den Islam als Vorwand zum Morden und Vertreiben nehmen", hieß es in der Erklärung. Dem GCC gehören Saudi-Arabien, die Vereinigten Arabischen Emirate, Kuwait, Katar, Bahrain und der Oman an. Mehreren dieser Länder wird die finanzielle und militärische Unterstützung von Extremistengruppen im Irak und Syrien vorgeworfen.

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