"Zar Wladimir" geht ins Kloster

Griechen-Premier Tsipras bei seinem Besuch bei Kreml-Chef Putin vor einem Jahr.
Kremlchef Putin bei den Athos-Mönchen. Die Agenda in Athen: Geschäftsanbahnungen, Geopolitik.

Seit dem Kriegsausbruch in der Ukraine und der Einverleibung der Krim vor zwei Jahren ist es für den russischen Präsidenten Wladimir Putin nicht ganz so einfach, in die EU zu reisen. Er ist dort nicht gern gesehen. Die Sanktionen, die Brüssel gegen Moskau verhängt hat, sind weiter in Kraft. Doch Putin setzt sich nun zum dritten Mal über die politische Quarantäne hinweg – an diesem Freitag kommt er für zwei Tage nach Griechenland.

Anlass: Der 1000-jährige Bestand des russischen Klosters Panteleimon auf dem für die orthodoxe Kirche heiligen Berg Athos auf der Halbinsel Chalkidiki. Davor macht das russische Staatsoberhaupt in Athen einen Stopp – samt einer Schar von Ministern und Geschäftsleuten.

Putins Wien-Besuch

Die Reise hätte Stoff für einen internationalen Konflikt, doch dieses Mal bleibt er wohl aus. Zum einen gab es jenen Besuch in Wien 2014, der Stirnrunzeln und Kritik ausgelöst hatte: Nur wenige Monate nach dem russischen Einmarsch auf der ukrainischen Krim wurde Putin in Österreich empfangen. Im November 2015 reiste der russische Präsident dann auch zum UN-Klimagipfel nach Paris.

"Zar Wladimir" geht ins Kloster
Greek Prime Minister Alexis Tsipras welcomes Russian Gazprom Chief Executive Officer Alexei Miller at his office in Athens April 21, 2015. During talks with Russian President Vladimir Putin in Moscow this month, Tsipras expressed interest in Greece's participation in a pipeline that would carry Russian gas to Europe via its territory. REUTERS/Alkis Konstantinidis

Vor rund einem Jahr ist der griechische Premier Alexis Tsipras nach Moskau geflogen – mitten in den angespannten Verhandlungen mit Athens internationalen Gläubigern über die Finanzhilfe, die Griechenland wieder einmal vor dem Staatsbankrott retten sollte. Die Lage für Athen war damals ernst. Doch wies Tsipras die Anschuldigungen zurück, dass er Moskau gegen Brüssel auszuspielen versuche. Einen russischen Milliardenkredit hat er damals nicht mit nach Hause gebracht.

"Dieses Mal ist alles anders", sagte der Politologe George Tzogopoulos zum KURIER. "Griechenland hat ein neues Abkommen mit seinen Gläubigern abgeschlossen. Deshalb gibt es keine Möglichkeit mehr für Russland, sich in die griechische Finanzkrise einzumischen", meint er. Jetzt haben Moskau und Athen das Geschäft im Sinn, und das scheint beiden sehr wichtig zu sein. Anfang dieser Woche hat man Putins Reise von einem Arbeits- zu einem offiziellen Besuch aufgewertet, sagte eine Regierungsquelle zum KURIER. Das habe nur das Protokoll geändert, nicht den Inhalt der Treffen, meinte die Quelle. Doch für Putin – der in der EU immer noch gemieden wird – ist das ein wichtiges Symbol.

Russen wollen Hafen

Neben Regierungsmitgliedern nimmt das russische Staatsoberhaupt auch Wirtschaftsmanager mit, darunter den Geschäftsführer der russischen Eisenbahn Oleg Belozerov. Er soll an der Privatisierung der griechischen Bahn Trainose interessiert sein. Russische Unternehmen haben auch auf die staatliche griechische Energiefirma PPC und den Hafen von Thessaloniki ein Auge geworfen. Lange Zeit galt der Verkauf staatlicher Firmen für die regierende radikale linke Partei SYRIZA als eine Art Hochverrat. Jetzt hat sie die Wirtschaftsnot umdenken lassen.

Beim Putin-Besuch wird es auch wieder um Erdgas gehen. Gazprom-Chef Alexey Miller kommt auch nach Athen. Der Plan für Turkish Stream, eine Gasleitung aus Russland über die Türkei nach Griechenland, ist zwar wegen der Spannungen zwischen Moskau und Ankara vorerst gescheitert. Eine neue Idee sieht aber vor, russisches Gas über bestehende Leitungen aus Italien nach Griechenland und Bulgarien weiter in die EU zu liefern.

Sanktionen

Und natürlich geht es auch um Geopolitik. "Keiner in der EU ist glücklich darüber, dass Griechenland und Russland ihre Beziehungen verbessern wollen", meinte Tzogopoulos. Wichtig sei aber zu sehen, auf welche Seite sich Athen in der Frage der EU-Sanktionen gegen Moskau stellt. Es wird erwartet, dass sie im Juli verlängert werden. 2015 hat sie Tsipras als "Weg nach Nirgendwo" kritisiert. Damals stand er aber selbst in einer Sackgasse bei der Verhandlung eines neuen Hilfspakets.

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