Griechenland: Hilfe durch Private

Griechenland: Hilfe durch Private
Ein Drittel der Griechen lebt in Armut. Eine private Organisation lindert die größte Not.

Wenn du ein paar Mal hier gearbeitet hast, willst du keine Klamotten mehr kaufen", sagt Anita Glanou. Jeden Donnerstag verbringt sie vier Stunden in einer Garage im Athener Vorort Nea Ionia, dem Warenhaus der Hilfsorganisation Desmos. Desmos bedeutet "Verbindung", Anita hilft freiwillig, Spenden zu sortieren. Diese werden freitags zu Bedürftigen gebracht.

Griechenland: Hilfe durch Private
epa04505802 Syrian refugees, who are on hunger strike demanding asylum from the Greek government, participate in a general strike march in Athens, Greece, 27 November 2014. Air, rail and ferry transport were disrupted across Greece on 27 November with many public services shutting down as unions held a 24-hour nationwide strike to protest ongoing austerity measures. EPA/ORESTIS PANAGIOTOU
Ein Drittel der Griechen lebt unter der Armutsgrenze oder ist von Armut bedroht, jeder vierte ist arbeitslos. Ein Umstand, gegen den auch die Gewerkschaften ankämpfen: Am Donnerstag legte ein landesweiter Streik als Protest gegen die Sparpolitik der Regierung das öffentliche Leben in Griechenland lahm, inklusive Flug-, Bahn- und Fährverkehr. Zehntausende Menschen gingen auf die Straße.

"Facebook für Spenden"

"Die Menschen brauchen am häufigsten Essen und Putzmittel, meistens bekommen wir aber Kleidung", erklärt die Mitbegründerin von Desmos, Ekavi Valleras. Die 34-Jährige hatte nach ihrem Studium jahrelang bei Hilfsorganisationen in New York gearbeitet und kehrte nach Griechenland zurück, als die Wirtschaftskrise ausbrach. Seit vier Jahren gibt es Desmos nun. Das Konzept: wer als Firma oder Privatperson einen Überschuss hat – seien es Lebensmittel, Bücher oder Impfstoffe –, bringt ihn zu Desmos. Die Organisation hat seit 2012 über eine Million Euro in Sachspenden umgesetzt. Vor Kurzem hat das Parlament ein von Desmos angeregtes Gesetz verabschiedet, das Sachspenden von der Mehrwertsteuer befreit. Eine neue Online-Plattform wurde gestartet, die Spender mit Bedürftigen verbindet, so Ekavi: "Eine Art Facebook für Spenden."

Der Erfolg ist einem Dutzend Freiwilligen und fünf Mitarbeitern zu verdanken. Auch Sophokles, 27: "Ich bin im Frühling als Freiwilliger gekommen, ab Dezember fange ich Vollzeit an." Sophokles hat ein Soziologiestudium abgeschlossen und ist der einzige seiner Studienkollegen, der einen Job finden konnte.

Dagegen hat die 46-jährige diplomierte Marketingfrau Thalia – seit 2012 arbeitslos – jede Hoffnung auf eine Anstellung verloren. Die Arbeitgeber würden nur junge Menschen anstellen, weil die billig seien, erklärt sie. Sie schreibt gerade ein Kinderbuch und kommt einmal die Woche als Freiwillige zu Desmos. "Hier spürt man, dass man hilft", erklärt Thalia. Den Freiwilligen geht es aber auch um den sozialen Kontakt und das Gefühl, gebraucht zu werden.

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