Fünf weitere Verdächtige in Brüssel festgenommen

Der Großraum Brüssel ist weiter im Alarmzustand.
Der Großraum Brüssel ist weiter im Alarmzustand. Die Fahndung nach den Paris-Attentätern läuft.

Bei der Fahndung nach mutmaßlichen Terroristen hat die belgische Polizei fünf weitere Verdächtige festgenommen. Sie würden nun ebenso wie die 16 am Sonntagabend bei einem Großeinsatz Festgenommenen von der Polizei verhört, teilte die Staatsanwaltschaft in Brüssel am Montag mit.

Zudem seien in der Früh fünf zusätzliche Hausdurchsuchungen im Raum Brüssel und im Bereich der ostbelgischen Stadt Lüttich durchgeführt worden, hieß es. Bei einer Durchsuchung am Sonntagabend seien 26.000 Euro sichergestellt worden.

Fünf weitere Verdächtige in Brüssel festgenommen
TOPSHOTS Soldiers stand guard in front of the central train station on November 22, 2015 in Brussels, as the Belgian capital remained on the highest security alert level over fears of a Paris-style attack. AFP PHOTO / Emmanuel Dunand

Fahndung läuft

Nach einer Serie von Anti-Terror-Razzien hatte die Polizei zuvor ihre Fahndung nach einem Verdächtigen der Anschläge in Paris und weiteren mutmaßlichen Extremisten fortgesetzt. "Es ist klar, dass die Aktion noch nicht beendet ist", sagte der belgische Innenminister Jan Jambon.

In der belgischen Hauptstadt sowie in der flämischen Gemeinde Vilvorde galt am Montag weiter die höchste Terrorwarnstufe, die von den Behörden wegen einer "unmittelbaren Bedrohung" in der Nacht auf Samstag ausgerufen worden war. Am Sonntagabend und in der Nacht hatte es in mehreren Stadtteilen, darunter auch in dem als Islamistenhochburg geltenden Stadtteil Molenbeek, sowie im südbelgischen Charleroi groß angelegte Anti-Terror-Razzien gegeben.

Fünf weitere Verdächtige in Brüssel festgenommen
A picture shows a closed entrance of the Shuman Railways station as the Belgian capital remains on the highest possible alert level on November 23, 2015. Brussels began a third consecutive day in lockdown under a maximum terror alert after Belgian police staged a series of raids but failed to find a key Paris attacks suspect. AFP PHOTO / JOHN THYS

Sprengstoffjacke bei sich

Von dem 26-jährigen Salah Abdeslam fehlt weiter jede Spur. Der Franzose wird verdächtigt, bei den Anschlägen von Paris eine wichtige Rolle gespielt zu haben. Sein Bruder Brahim sprengte sich während der Anschlagsserie in einem Restaurant in die Luft. Einer seiner festgenommenen Komplizen hatte seiner Anwältin zufolge angegeben, Abdeslam wenige Stunden nach den Attentaten in Paris im Brüsseler Stadtteil Laeken abgesetzt zu haben. Zudem hätte der Verdächtige auch noch seine Sprengstoffjacke bei sich.

"Alle wissen, dass von ihm eine gewisse Gefahr ausgeht", sagte Innenminister Jambon. "Er ist folglich ein wichtiges Ziel." Er könne aber keine Details der Ermittlungen nennen, diese seien "zu sensibel". Angaben dazu könnten die weiteren Untersuchungen behindern. Medienberichte, wonach der seit den Anschlägen von Paris am 13. November gesuchte Abdeslam Richtung Deutschland geflüchtet sei, wollte er nicht kommentieren.

Fünf weitere Verdächtige in Brüssel festgenommen
Belgian troops take position outside a commercial centre in Charleroi next to representatives of Socialist trade unions which had called for a 24-hour strike on November 23, 2015. Brussels began a third consecutive day in lockdown under a maximum terror alert after Belgian police staged a series of raids but failed to find a key Paris attacks suspect. AFP PHOTO / BELGA / VIRGINIE LEFOUR == BELGIUM OUT ==

U-Bahn komplett geschlossen

Der Minister forderte trotz der höchsten Terrorwarnstufe die Brüsseler auf, ihr Leben möglichst normal fortzusetzen. "Wir ergreifen die notwendigen Maßnahmen, um die Sicherheit der Menschen sicherzustellen", sagte Jambon. "Aber das Leben in Brüssel sollte weitergehen, das wirtschaftliche Leben und das gesellschaftliche Leben." So blieben die Behörden geöffnet, "die Beamten kommen zur Arbeit".

Am dritten Tag in Folge war jedoch am Montag die U-Bahn in der Millionenstadt komplett geschlossen, nur Busse und Straßenbahnen fuhren. Schulen, Universitäten und Kindergärten waren zu. Einige Unternehmen empfahlen ihren Mitarbeitern, von zuhause aus zu arbeiten. Auch Märkte und Sportereignisse waren abgesagt worden.

Fünf weitere Verdächtige in Brüssel festgenommen
Belgian soldiers patrol outside the European Commission headquarters as police searched the area during a continued high level of security following the recent deadly Paris attacks, in Brussels, Belgium, November 23, 2015. REUTERS/Yves Herman

EU-Treffen finden statt

Die EU-Institutionen waren geöffnet, allerdings galten verschärfte Sicherheitsvorkehrungen und Personenkontrollen, nicht unbedingt notwendige Treffen wurden abgesagt, den Mitarbeitern Telearbeit angeboten. Der Bahnhof Brüssel-Schuman, der sich direkt unter dem Gebäude der EU-Kommission befindet, blieb geschlossen.

Die EU-Ministerräte zu den Bereichen Bildung und Jugend finden trotz der höchsten Terror-Alarmstufe statt. Die österreichischen Vertreterinnen, Gabriele Heinisch-Hosek (SPÖ) und Sophie Karmasin (ÖVP), sagten ihre Teilnahme wegen Terminen in Österreich ab. Finanzminister Hans Jörg Schelling (ÖVP) wird jedoch an der außerordentlichen Sitzung der Eurogruppe zu Griechenland und Budget teilnehmen.

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