Erschossen, weil er Alkohol verkaufte

Men fish as Libyan-chartered ship Amalthea carrying aid for Palestinians in Gaza sails in El Arish port, 344 km (214 miles) northeast of Cairo, before unloading its cargo, July 15, 2010. The ship reached the Egyptian port on Wednesday after altering its course following a warning from Israel's navy not to head to the blockaded Gaza Strip. REUTERS/Mohamed Abd El-Ghany (EGYPT - Tags: CIVIL UNREST POLITICS)
Ägypten kämpft gegen den ausufernden Islamismus. Gleichzeitig bemüht man sich, Touristen zu beruhigen.

Sonntag, im ägyptischen Badeort El Arisch im Norden der Sinai-Halbinsel: Vier Bewaffnete stürmen eine Bar und erschießen Rami Ahmed. Der 28-Jährige verkaufte dort unter anderem Alkohol, wie Al Arabiya meldete. Die Behörden gehen nun von einem islamistischen Anschlag aus, zumal der Einfluss militanter Islamisten in der Region seit dem Sturz von Hosni Mubarak vor mehr als zwei Jahren stetig gewachsen ist. Ihnen sind Urlauber, die sich leicht bekleidet am Strand bewegen und Alkohol trinken, ein Dorn im Auge. „Wir stehen noch am Anfang unserer Ermittlungen, aber es ist wahrscheinlich, dass Hardliner hinter dem Vorfall stecken“, sagte ein Behördensprecher.

Die ägyptische Regierung hatte versucht, staatliche Strukturen auf dem Sinai wiederherzustellen, seitdem sie in der Nach-Mubarak-Ära vollkommen kollabiert waren. Islamistische Gruppen im Norden der Halbinsel nutzten wiederholt das Machtvakuum, um Attacken zu starten. Erst vergangenen Monat feuerten Militante zwei Raketen nach Israel.

Werben um Touristen

Dabei muss das wirtschaftlich marode Ägypten um jede Investition ringen – und um jeden Touristen. Berichte über islamistische Attacken in Badeorten sind dabei das letzte, was die Wirtschaft gebrauchen kann. Vor der „Arabellion“ war der Tourismus eine der tragenden Säulen, doch die Gästezahl brach 2011 ein. Nun kommen nach offiziellen Angaben wieder 11,5 Millionen Gäste ins Land der Pyramiden, 2010 waren es noch knapp 15 Millionen.

Die islamistisch geführte Regierung unter Mohammed Mursi weiß, dass der Staat die Touristen braucht, auch wenn sie trinken und Bikinis tragen. Das erklärte Ziel ist, die Gästezahlen dieses Jahr um mindestens ein Fünftel zu erhöhen, wie Tourismusminister Hisham Zaazou am Sonntag laut Aswat Masriya sagte.

Dabei versicherte Zaazou, dass alle Gäste willkommen seien. Die Forderungen von radikalen Salafisten-Gruppen nach einem Alkohol- und Bikiniverbot spielte er dabei herunter. „Wir hatten Gespräche mit diesen Salafisten-Gruppen und nun verstehen sie die Bedeutung des Tourismus. Aber Einzelne – nicht die Führung – sagen solche Dinge eben“. Den Tourismus wieder herzustellen sei eine nationale Priorität. Um die Touristen zu beruhigen, wurde nun vom Ministerium in großen Hotelanlagen Videoüberwachung installiert.

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