Entführt, missbraucht, gequält: Eine entflohene Jesidin erzählt
Blass sitzt sie in einem Konferenzraum des Europäischen Parlaments in Straßburg. Das Gesicht von Lamya Taha ist zerfurcht von Granatsplittern, ein Auge kann sie nicht mehr öffnen, am anderen ist sie fast blind. Die 18-jährige jesidische Frau ist im April auf ihrer Flucht aus der Gefangenschaft der Terrormiliz "Islamischer Staat" (IS) auf eine Mine getreten und wurde dabei schwer verletzt. Mithilfe des Menschenrechtssprechers der sozialdemokratischen Fraktion im EU-Parlament, Josef Weidenholzer, und einer deutschen NGO ist sie zur Zeit in Behandlung in Deutschland.
Im August 2014 ist Lamya mit ihren Eltern und Geschwistern von bewaffneten IS-Männern aus ihrem Dorf Kojo im nordirakischen Shingal-Gebirge verschleppt worden. Die Eltern wurden kurz danach ermordet, Lamya und ihre Schwester als Sexsklavinnen an IS-Terroristen in Raqqa verkauft. Hier musste sie bei Abu Ramii im Haushalt arbeiten, regelmäßig wurde sie vergewaltigt. "Wenn ich mich ihm verweigerte, zog er mich an den Haaren, schlug mich mit einem Gummischlauch", erzählt sie mit leiser Stimme.
Dann wurde sie weiter gereicht an einen IS-Kämpfer in Mossul. Abu Mansour stellte Bomben und Sprengstoffwesten her. Lamya wurde gezwungen, ihm dabei zu helfen. "Ich war seine Sklavin", erzählt sie. In ihrer verzweifelten Situation wollte sie sich das Leben nehmen. Sie versuchte zu flüchten, wurde aber von IS-Schergen erwischt. "Sie haben mir gedroht, mir den Kopf abzutrennen."
Der IS-Terrorist brauchte aber Geld und verkaufte Lamya neuerlich an einen IS-Arzt aus Tikrit. "Der Doktor sagte mir, dass der Islam es ihm erlaubt, mich sexuell zu missbrauchen."
Teilnahmslos
Lamya spricht völlig teilnahmslos über ihre Qualen und Torturen, sie wirkt abwesend. Ihr Begleiter, der auch übersetzt, und für die deutsche NGO "Luftbrücke Irak" arbeitet, meint, dass "Lamya für ihr Leben traumatisiert ist".
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